Charakteranalyse der Hauptfiguren in Corpus Delicti
Die Figurenkonstellation in Juli Zehs dystopischem Roman Corpus Delicti zeigt ein komplexes Netzwerk von Charakteren, die sich um die Protagonistin Mia Holl gruppieren. Als Biologin verkörpert Mia zunächst eine systemtreue Wissenschaftlerin, die sich im Laufe der Handlung zu einer kritischen Stimme gegen das herrschende Gesundheitsregime entwickelt. Ihre Entwicklung von der angepassten Bürgerin zur Widerstandskämpferin bildet die zentrale Charaktertransformation des Romans.
Definition: Der Begriff Corpus Delicti bezeichnet sowohl den Tatbestand als auch den Körper als Beweisstück - eine bewusste Doppeldeutigkeit im Roman.
Dr. Lutz Rosentreter tritt als Vertreter des öffentlichen Rechts auf und verkörpert die unnachgiebige Staatsgewalt. Seine Rolle als Antagonist wird besonders in den Verhören mit Mia Holl deutlich, wo er die absolute Kontrolle des Systems über den individuellen Körper verteidigt. Die Charakterisierung Rosentreter zeigt einen Menschen, der vollständig mit seiner Funktion als Systemvertreter verschmolzen ist.
Der Richter Hutschneider und Staatsanwalt Bell repräsentieren die juristische Macht des Gesundheitsregimes. Ihre Charaktere sind weniger individuell gezeichnet, sondern fungieren als Repräsentanten eines unmenschlichen Rechtssystems. Heinrich Kramer als Journalist und Würmer als Fernsehmoderator stehen für die Medienmaschinerie, die das System stützt.