Der Realismus und Naturalismus sind zwei bedeutende literarische Epochen des 19. Jahrhunderts, die sich in ihrer Darstellung der Wirklichkeit unterscheiden.
Der Poetische Realismus (1848-1890) zeichnet sich durch eine idealisierte, aber dennoch wirklichkeitsnahe Darstellung aus. Die Autoren dieser Epoche versuchten, die Realität künstlerisch zu veredeln und das Schöne im Alltäglichen zu finden. Wichtige Merkmale des Realismus sind die Darstellung des Bürgertums, die Verwendung von alltagsnaher Sprache und die Fokussierung auf regionale Besonderheiten. Die Handlung spielt oft in ländlichen Gebieten oder kleinen Städten, wobei gesellschaftliche Konflikte und moralische Fragen im Mittelpunkt stehen.
Der Naturalismus (1880-1900) hingegen strebt nach einer kompromisslosen Darstellung der Wirklichkeit, einschließlich ihrer hässlichen und problematischen Aspekte. Der Unterschied Realismus Naturalismus zeigt sich besonders in der Themenwahl: Während der Realismus noch eine gewisse ästhetische Verklärung zulässt, thematisiert der Naturalismus soziales Elend, Armut und gesellschaftliche Missstände in ihrer ganzen Härte. Der historische Hintergrund dieser Epochen ist geprägt von Industrialisierung, sozialen Umwälzungen und wissenschaftlichem Fortschritt. In der Kunst des Naturalismus finden sich detailgenaue Beschreibungen und eine wissenschaftlich-objektive Beobachtungsweise, die auch vor der Darstellung von Krankheit, Tod und menschlichen Abgründen nicht zurückschreckt. Die Sprache ist dabei oft derb und dialektgefärbt, um die soziale Realität möglichst authentisch wiederzugeben.