Das Bürgertum im 18. Jahrhundert
Die Situation des Bürgertums im 18. Jahrhundert war geprägt von tiefgreifenden Veränderungen. Nach dem Dreißigjährigen Krieg war Deutschland in viele kleine Fürstentümer zersplittert, was zunächst als gottgegeben angesehen wurde. Das Bürgertum stand in ökonomischer und moralischer Abhängigkeit vom Adel.
Highlight: Die Zersplitterung Deutschlands und die Abhängigkeit vom Adel prägten anfangs die Situation des Bürgertums.
Eine neue Situation entstand durch die Herausbildung von Personengruppen, die weder bäuerlich noch adelig waren. Diese konnten sich vor allem in Handelsmetropolen ökonomisch unabhängig machen. Dies führte zur Infragestellung der "Gottgegebenheit" der bestehenden Ordnung.
Example: Handelsmetropolen boten dem Bürgertum die Möglichkeit, wirtschaftlich unabhängig zu werden.
Die Gründung unabhängiger Städte und der Aufruf gegen die Unterschlagung von Wissen waren weitere wichtige Entwicklungen. Zuvor waren Literatur und Bildung ausschließlich durch den Hof und den Adel generiert worden. Die Zunahme frei publizierender Literaten führte zur Herausbildung einer neuen aufgeklärten Literatur, die häufig den Glauben hinterfragte und Wissenschaft verbreitete.
Vocabulary: Literaten - Schriftsteller oder Intellektuelle, die sich mit Literatur und Kultur beschäftigen.
Zum Bürgertum gehörten verschiedene Gruppen wie Beamte, Ärzte, Professoren, Offiziere, Kaufleute, Bankiers und Manufakturbesitzer. Teilweise zählten auch Berufsgruppen mit weniger ökonomischen Mitteln wie Krämer, Handwerker und Dienstpersonal dazu. Diese heterogene Gruppe zeichnete sich dadurch aus, dass sie weder bäuerlich noch adelig war.
Definition: Das Bürgertum war eine vielfältige gesellschaftliche Gruppe zwischen Adel und Bauernstand.
Die Lebensformen und Denkweisen des Bürgertums waren gekennzeichnet durch Werte wie Aufrichtigkeit, Gelassenheit, Großmut, Redlichkeit und Fleiß - ein völliger Kontrast zum Adel. Der Mensch stand im Mittelpunkt, und individuelle Leistung für die Gesellschaft durch Verbreitung von Wissen und Bildung wurde hoch geschätzt.
Quote: "Moralische Vervollkommnung als Lebensziel" war ein wichtiges Kennzeichen des bürgerlichen Selbstverständnisses.
Trotz zunehmender ökonomischer Unabhängigkeit blieb der politische Status des Bürgertums von Ohnmacht geprägt. Der Glaube verbot es, generelle Machtansprüche zu stellen. Nur in größeren Handelsmetropolen konnte das Bürgertum einen kleinen politischen Einfluss ausüben.
Highlight: Die bürgerlichen Werte im 18. Jahrhundert standen im Gegensatz zu denen des Adels und betonten individuelle Leistung und moralische Entwicklung.
Das Ziel des Bürgertums war eine "geistige Adelung" über die starren, traditionsbehafteten Strukturen des Adels hinaus. Durch die Verbreitung von Wissen und Bildung strebte das Bürgertum nach zunehmender Emanzipation und erhob seinerseits Anspruch auf "moralische Macht".
Definition: "Geistige Adelung" bezeichnet das Streben des Bürgertums nach Überlegenheit durch Bildung und moralische Entwicklung.