Das Zitat, das die Frage aufwirft, wie unsere Vorfahren die Belastungen des Krieges überstanden haben, kann anhand der Briefe von Lore Neff gut beantwortet werden. In ihren Briefen beschreibt sie den Alltag im Krieg und wie sie den Schmerz und die Zerstörung verdrängt haben. Sie berichtet, wie sie sich ablenkten, zum Beispiel indem sie sich mit alltäglichen Dingen beschäftigten oder Genussmittel wie Zigaretten und Kaffee konsumierten, um sich kurzzeitig besser zu fühlen. Doch trotz dieser Strategien war es nicht möglich, die psychische Belastung des Krieges vollständig zu bewältigen. Dies zeigt sich auch in der Charakterisierung von Justus Neff, ihrem Mann, der im Krieg deutlich stumpfer und fast unmenschlich geworden ist, was durch eine beispielhafte Situation verdeutlicht wird, in der er den Verlust eines Bekannten als finanziellen Verlust bewertet und keine Anteilnahme zeigt.
Lore Neff wird anhand ihrer Briefe und ihrer Schilderungen charakterisiert. Sie zeigt, wie sie den Alltag im Krieg erlebt hat und wie sie versucht hat, mit den Belastungen umzugehen. Ihre Worte geben Einblick in ihre Strategien, um die traurigen Gedanken zu verdrängen.
Die Auswirkungen des Krieges auf die psychische Gesundheit werden ebenfalls deutlich. Die Stumpfsinnigkeit und der Verlust von Mitgefühl bei Justus Neff sind Beispiele für die emotionale Belastung, die sich im Verlauf des Krieges gezeigt hat. Diesem Phänomen kann man nicht als eine Art der Soziopathie deuten, eher als eine Form des emotionalen Selbstschutzes.
Die psychischen Belastungen des Krieges und die Mechanismen zur Bewältigung führen auch nach dem Krieg zu Problemen im sozialen Miteinander. Diese können sich in posttraumatischen Belastungsstörungen äußern und haben langfristige Auswirkungen auf die Menschen, die den Krieg erlebt haben.
Diese Situationen aus Lore Neffs Leben und die geschilderten Probleme im Umgang mit den Belastungen des Krieges ähneln den Thematiken des Buches "Unter der Drachenwand" von Oskar Meyer. Auch hier steht die Darstellung des Krieges und seinen Auswirkungen im Mittelpunkt und zeigt, wie die Menschen versuchen, mit den Belastungen umzugehen. Kurt Ritler, der Protagonist des Romans, wird ebenfalls mit den emotionalen und psychischen Herausforderungen des Krieges konfrontiert.