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14.2.2022
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SZENENANALYSE DER SZENE 4 AUS WOYZECK In Büchners Werk ,,Woyzeck" vermittelt insbesondere die Sprache viele Informationen zu den Figuren. In der vierten Szene verdeutliche die Sprache der agierenden Charaktere die mangelnde sprachliche Fähigkeit, die benötigt wird, um sich auszutauschen und seine Gedanken und Gefühle auszudrücken. Generell ist festzustellen, dass grundlegende Kommunikationsstörungen zwischen den einzelnen Figuren vorliegen. Es wird beispielsweise nicht auf das eben Gesagte geantwortet, sondern einfach ein neues Thema begonnen. Zum anderen werden Lügen nicht weiter gesponnen, um sich herauszureden (vgl. S.11, Z.20-22). Marie scheint hier die Kreativität zu fehlen, um ihre Ehre auf kluge, autoritäre Weise zu erhalten. Stattdessen empört sie sich mit der plötzlichen Frage ,,Bin ich ein Mensch?" (S.11, Z.23) über das Nachforschen ihres Partners. Das zeigt, dass Marie gar nicht in der Lage ist, sich richtig auszudrücken bzw. komplexe Gedanken der Lösung eines Problems zu bilden. Somit scheitert die Kommunikation aufgrund von erheblichen Schwierigkeiten in der Ausdrucksweise, welche wiederum auf mangelnde Bildung zurückzuführen sind. Eine signifikante sprachliche Auffälligkeit, die häufig und intendiert von Büchner genutzt wird, besteht in vielfachen grammatikalischen Fehlern. Zum einen verwendet Marie zum Teil inkorrekte Fragewörter, was der Ausruf ,,Was die Steine glänze!" (S.10, Z.27), in welchem sie das Interrogativpronomen (Fragewort) ,,wie" mit ,,was" vertauscht, hervorhebt. Dieser offenbare, markante Fehler lässt Marie ungebildet und einfältig wirken, da selbst die eigene Muttersprache nicht...
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einwandfrei beherrscht wird. Des Weiteren sind viele Verkürzungen wie ,,S'ist" (S.11, Z.7) zu finden, die ebenfalls auf ein niedriges Sprachniveau zielen. Auch die einfachen Satzstrukturen, die hauptsächlich aus Parataxen bestehen, zeigen die Gewohnheit einfacher Formulierung auf. Das prägnante Beispiel ,,Ich bin ein schlecht Mensch. Ich könnt mich erstechen" (S.11, V.31-32) ist aus dem Selbstgespräch Maries zu entnehmen. Anhand der einfachen Sprach- und Satzgestaltung und der mangelhaften Grammatikkenntnissen lässt sich schließen, dass die Denkstrukturen Maries nicht komplex und abstrakt, sondern betont einfach sind. Im Gegensatz zu den eben aufgeführten, exemplarischen Redeausschnitten, heben sich grammatisch korrekte, komplexere Sätze mitten in dem Auftritt von der üblichen Unterhaltung ab. Es handelt sich in den Zeilen ,,Mädel mach's Ladel zu, / S'kommt e Zigeunerbu, / führt dich an deiner Hand / Fort ins Zigeunerland" (S.11, Z.3-6) um ein von Marie zitiertes Volkslied. Da dies nicht die einzige Stelle im Drama ist, an der ein Volkslied gesungen wird, lässt sich schließen, dass einfache, auswendig gelernte Lieder den Menschen der unteren Schicht Unterstützung im Ausdruck ihrer Emotionen bieten. Volkslieder eignen sich, da sie meistens sinnvolle, alltägliche Inhalte vermitteln und auch für Ungebildete und Kinder verständlich sind. Das ist auch hier bei Marie der Fall. Wie bereits festgestellt, ist sie nicht in der Lage, sich auf befriedigende Weise auszudrücken. Das simple Lied über den ,bösen Zigeunerjungen' hilft ihr dabei, die richtigen Worte zu finden, um ihren Sohn erfolgreich zum Einschlafen zu bringen. Eine andere Quelle, derer sich die Charaktere des Dramas ebenfalls häufig bedienen, ist die Bibel, deren Inhalt schließlich mindestens wöchentlich in der Kirche erläutert und eingeprägt wird. Es zeigt sich also, dass bekannte, verstandene und gelernte Lieder und Verse die Rede der unteren Schicht erleichtert. Zusammenfassend lässt sich schließen, dass Büchner die mangelnde Bildung der unteren Schicht, die schließlich den Großteil der damaligen Bevölkerung ausmacht, illustrativ darstellt, in dem er den Figuren mangelnde Sprachkenntnisse, einfältige Gedankenstrukturen und unzureichende Kommunikationsfähigkeit zuweist. Büchner scheint die erheblichen Unterschiede zwischen der oberen und unteren Schicht aufzeigen zu wolle. Zu dem Zeitpunkt litt vor allem die niedriger gestellte Gesellschaft an dem Pauperismus, aufgrund welchem die armen Menschen sich keine höhere Bildung leisten konnte. Somit lässt sich die Vorgehensweise des politisch aktiven Autors nicht als Bloßstellung der unteren Schicht, sondern als Kritik der politischen Situation und der gesellschaftlichen Hierarchie verstehen.