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Szenenanalyse Woyzeck, Szene 5

25.11.2022

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Szenenanalyse, Szene 5, Woyzeck: Der Hauptmann. Woyzeck
Bei der vorliegenden Szene handelt es sich um die fünfte Szene des sozialkritischen
Szenenanalyse, Szene 5, Woyzeck: Der Hauptmann. Woyzeck
Bei der vorliegenden Szene handelt es sich um die fünfte Szene des sozialkritischen
Szenenanalyse, Szene 5, Woyzeck: Der Hauptmann. Woyzeck
Bei der vorliegenden Szene handelt es sich um die fünfte Szene des sozialkritischen

Szenenanalyse, Szene 5, Woyzeck: Der Hauptmann. Woyzeck Bei der vorliegenden Szene handelt es sich um die fünfte Szene des sozialkritischen Dramas ,,Woyzeck" von Georg Büchner. Das Drama wurde 1836 verfasst und liegt durch Büchners frühen Tod nur als Fragment vor. Der Autor ist Vertreter des politischen Vormärz anzusehen und äußerte gesamtgesellschaftliche Kritik an dem damals vorherrschenden Ansatz der Restauration. In der vorliegenden Szene rasiert Woyzeck den Hauptmann, was auch der Anlass des Gesprächs ist. Das Machtverhältnis sowie die Beziehung von Woyzeck, einem Befehlsempfänger und Repräsentanten der Unterschicht, und dem Hauptmann, Woyzecks Vorgesetzten, stehen im Mittelpunkt. Im gesamten Handlungskontext ist die Szene so zu verordnen, dass Woyzecks missliche Lage aufgrund seines geringen Verdienstes und der trotzdem ständigen Verantwortung, seine Freundin Marie und seinen Sohn Christian zu finanzieren, dazu führt, dass er Nebenjobs annimmt. In dieser Szene ist dies beispielsweise das Rasieren des Hauptmanns. Der Hauptmann wird hier erstmals in das Stück miteinbezogen und die Szene beginnt damit, dass Woyzeck seinen Hauptmann rasiert, weil er das zusätzliche Geld benötigt. Die Regieanweisung direkt am Anfang der Szene weist darauf hin, dass der Hauptmann dort sitzt, während Woyzeck dabei ist ihn zu rasieren. In der vorherigen Szene (Szene 4) entdeckt Woyzeck die Ohrringe, die Marie vom Tambourmajor geschenkt bekam und vor Woyzeck zu verstecken versuchte. In der darauffolgenden Szene (Szene 6),...

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verbringt Marie Zeit mit dem Tambourmajor, welcher sie sehr hübsch findet. Als Deutungshypothese lässt sich bereits zu Beginn der vorliegenden Szene formulieren, dass es aufgrund der durchaus unterschiedlichen Lebenssituationen zu Missverständnissen in der Kommunikation kommen kann. Zu Beginn der Szene philosophiert der Hauptmann darüber, dass er nicht wüsste, was er mit seinem Leben anfangen soll und Woyzeck sich für das Rasieren deshalb viel Zeit lassen soll, damit der Hauptmann sich keine Gedanken darüber machen muss, was er nach seiner Rasur machen könnte. (vgl. S. 12, Z. 2-8) Er philosophiert weiter vor sich her während Woyzeck auf diese Ausdrücke seiner luxuriösen Probleme immer nur mit ,,Jawohl, Herr Hauptmann" (S.12, Z.9 und Z.19) antwortet. Da der Hauptmann ihn mit einbeziehen will, stellt er ihm die inhaltslose Frage, ,,was [ist] heut für Wetter". (S.12, Z.22-23) Daraufhin ortet Woyzeck wieder kurz angebunden, dass es windig sei. (vgl. S. 12, Z. 24) Nachdem der Hauptmann Woyzeck vom herrschenden ,,Süd-Nord [Wind]" (S. 12, Z. 27) erzählt und Woyzeck mit ,,Jawohl, Herr Hauptmann" (S.12, Z.28) antwortet, schreit der Hauptmann lachend auf, weil Woyzeck ,,ganz abscheulich dumm" (S.12, Z.30) sei, da er auf diese einfache Falle reingefallen ist. Der Hauptmann beginnt Woyzeck in Bezug auf sein uneheliches Kind und seine dadurch fehlende Moral hinzuweisen (vgl. S. 12, Z. 32-36), woraufhin Woyzeck, dessen Redeanteil zuvor nur sehr gering war, mit einem Bibelzitat antwortet und seine stimme Rolle verlässt. (vgl. S. 13, Z. 1-4) Der Hauptmann reagiert darauf hin verwirrt, da er die Argumente Woyzecks weder verarbeiten noch entkräften kann. Woyzeck verdeutlicht daraufhin, dass den Armen der Welt nichts geschenkt wird und dass man als armer Mensch in so einer Welt nicht auf die Moral setzen kann, denn auch selbst, wenn sie in den Himmel kommen würden, ,,so müssten [sie selbst dort beim] donnern helfen". (S.13, Z.12-13) Auf Woyzecks Erklärung verfällt der Hauptmann in Berede davon, dass Woyzeck, wenn er Tugend besäße, durchaus ein guter Mensch wäre und die Zeit zu schnell vergehen würde. (vgl. S. 13, Z. 22) Draufhin erklärt Woyzeck, dass die Tugend nur der oberen Schicht der Gesellschaft vorbehalten wäre, denn er als Mann mit einem Hut und einer Uhr, sowie einem Gehrock und der Fähigkeit vornehm reden zu können (vgl. S.13, Z.26-28), wäre er auch tugendhaft und könnte sich mit der Tugend befassen, jedoch sei er ,,ein armer Kerl". (S.13, Z.29) Der Hauptmann beendet das Gespräch indem er Woyzeck befiehlt, langsam zu gehen und zuletzt noch anmerkt, dass Woyzecks Aussagen ihn ,,angegriffen" (S.13, Z.33-34) haben und dieser zwar ein guter Mensch sei, jedoch zu viel nachdenken würde. In dieser Szene ist das Machtverhältnis zwischen Woyzeck und seinem Vorgesetzten, dem Hauptmann, deutlich zu erkennen, so muss Woyzeck während er seine Arbeit verrichtet stehen muss, der Hauptmann währenddessen sitzen darf. Diese Machtstellung wird im ersten Teil bis zum Wendepunkt zwischen S. 12, Z. 36 und S. 13, Z. 1 dadurch unterstrichen, dass der Hauptmann einen deutlich größeren Redeanteil als Woyzeck hat und das Gespräch in die Richtung führt, die ihm lieb ist. Er ergreift immer wieder das Wort, während Woyzeck eine eher passive Rolle im Dialog einnimmt. Im zweiten Teil des Dialogs, ab S. 13, Z. 1, nimmt sein Gesprächsanteil zwar zu, jedoch ändert sich die Machtverteilung nicht. Die Rollen der beiden sind von vorneherein komplementär zueinander und ergänzen sich. Die von Grund auf verschiedenen Lebenssituationen der beiden Dialogpartner führen dazu, dass der Hauptmann die Argumente Woyzecks nicht nachvollziehen will noch kann, da eine sehr große Kluft zwischen den sozialen Zuständen der beiden auffällt, die zu einer Blockade für die Kommunikation wird. Während der Hauptmann einen hohen Rang hat und sich über seine Luxusprobleme beklagt, lebt Woyzeck am Existensminimum, was dazu führt, dass die jeweiligen Probleme vom jeweils Anderen nicht verstanden werden. Der Hauptmann langweilt sich und diese harmlos wirkende Angst wird relativ schnell zu einer existenziellen Sinnlosigkeit, welche den Hauptmann traurig und nihilistisch wirken lässt. (vgl. S.12, Z.10-12; S.12, Z.17-18) Zudem spricht der Hauptmann über Woyzeck als Menschen sehr herablassend und urteilt über dessen Taten. (vgl. S.12, Z.30; S.13, Z.21) Die existenziellen Probleme von Woyzeck führt der er auf sein uneheliches Kind zurück. Woyzeck handelt bei dieser Anschuldigung interessant, da er ein Bibelzitat anbringt (vgl. S.13 Z. 1-4), welches dem Hauptmann veranschaulichen soll, dass alle, auch uneheliche Kinder, von Gott Barmherzigkeit erfahren können, da er alle Kinder begrüßt. Es lässt sich ein Zusammenhang zwischen der Moral und dem gesellschaftlichen Stand in der Szene erkennen. Woyzeck besteht darauf, dass er ja nur unmoralisch sein kann, da er gar nicht die Möglichkeiten hat moralisch zu leben. Als Beispiel dafür führt er die Heirat an, welche er gar nicht finanzieren hätte können und ihm somit die Möglichkeit verwehrt bliebe seinen Sohn ehelich und somit moralisch richtig großzuziehen. Als der Hauptmann die Tugend anspricht und Woyzeck ihm daraufhin seine Ansicht der Dinge erläutert, weicht der Hauptmann Woyzecks Argumenten aus, was seine intellektuelle Unterlegenheit verdeutlicht. Auch die ständigen Wiederholungen des Hauptmanns, wie: ,,Was ist das für 'ne kuriose Antwort? Er macht mich ganz konfus mit seiner Antwort" 13, Z. 5-6) und „,,Es wird mir ganz angst um die Welt, wenn ich an die Ewigkeit denke. [...] Ewig, das ist ewig, das ist ewig" (S. 12, Z. 10-12) betonen diese Unterlegenheit. Hinzu kommt, dass der Hauptmann an dieser Stelle mit den sozialen Zwängen der Unterschicht konfrontiert wird, mit welchen er sich in seiner privilegierten Stellung weder auseinandersetzen will noch kann, da er diese Zwänge gar nicht verstehen kann. Hier wird die Kluft zwischen den beiden sehr deutlich, da das soziale Leben Woyzecks für den Hauptmann nicht nur fremd ist, sondern gar unvorstellbar. Dieses Gefühl äußerst sich beim Hauptmann als Ignoranz bezüglich Woyzecks misslicher Lage, wodurch die unüberschreitbare Kluft zwischen der Ober- und der Unterschicht visualisiert wird. Des Weiteren hat der Hauptmann eine teilweise unüberlegte und im nachhinein verletzende Wortwahl. Beispielhaft zu nennen ist hier ,,o, er ist dumm, ganz abscheulich dumm" (S.12, Z. 29-30). Dies ist gleichzeitig auch eine Anapher, welche öfter in der Sprache des Hauptmannes auftauchen. Diese kommen auch primär zustande, weil er nicht sehr sprachgewandt ist und die wenigen Wörter seines Wortschatzes so immer wieder wiederholen muss, um seine Sätze zu füllen. Er will sich immer sehr gewählt, nachdenklich und hinterfragend ausdrücken, was oft darin endet, dass er Worte mit dem eigentlichen Wort erklären will, wie beispielsweise in ,,Ewig, das ist ewig" (S.12, Z.12). Diese philosophisch wirkend Sprache soll seine offensichtlichen Bildungslücken kaschieren. Er bemerkt diese Worthüllen in seinen Ausschweifungen jedoch nicht, weil niemand unter ihm es wagen würde, sein Gesagtes konkret zu kritisieren, noch besitzt er die Fähigkeit sich selbst so zu reflektieren, dass er diese Missstände selbst erkennen könnte. Zum Ende der Szene lässt sich sagen, dass der Hauptmann endgültig an seine Grenzen kommt und weder die Argumente Woyzecks verstehen noch widerlegen kann, obwohl er sich trotzdem sprachlich und intellektuell auf einem höheren Niveau sieht. Der Hauptmann spricht Woyzeck zum ersten Mal mit ,,Du" (S. 13, Z. 30) an, was darauf hindeuten könnte, dass der Hauptmann von Woyzecks Argumenten erschöpft ist und nur noch möchte, dass das Gespräch endet. Er bricht das Gespräch mit einem Befehl an Woyzeck ab, was belegt, dass sich das Machtverhältnis der beiden während des gesamten Gespräches nicht verändert hat. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass in dieser Szene das Machtverhältnis zwischen dem Hauptmann und Woyzeck verdeutlicht wird. Der Hauptmann wird als zweiter Vertreter der Oberschicht ins Drama eingeführt und wird klar über Woyzeck gestellt. Der Rangunterschied wird verdeutlicht und es kommt zu einer leichten Konfrontation des Hauptmanns mit den existenziellen Problemen Woyzecks, welche aufgrund seiner sozialen Stellung zu Stande kommen. Gleichzeitig spricht der Hauptmann über seine Probleme und sieht sich in der Situation über Woyzecks Lebensstil zu urteilen, was dazu führt, dass Woyzeck ihm erklärt, wie das Leben als Teil der Unterschicht ist. Der Hauptmann lenkt erst vom Thema ab und bricht die Unterhaltung schließlich ab, weil er sprachlich sowie intellektuell an seine Grenzen gestoßen ist. Der Hauptmann drückt sich mit einfachen Wörtern und Aussagen aus, die philosophischen wirken sollen, welche aber in leeren Worthüllen und Anaphern enden. Woyzeck versucht sich etwas gewählter zu verteidigen, wobei die Rangordnung sich niemals verändert und der Hauptmann Woyzeck zu jeder Zeit übergestellt ist. Meine Deutungshypothese vom Anfang lässt sich demnach bestätigen, da keine vernünftige Kommunikation aufgrund der verschiedenen dargestellten Lebensumstände der unterschiedlichen Schichten möglich ist. Zur Wechselbeziehung zwischen den genannten inhaltlichen Aspekte lassen sich zusätzlich auch sprachliche Indizien, wie die Wiederholungen, feststellen, die die oben genannten Hypothesen unterstützen.