Emilia Galotti: Analyse des 5. Aufzugs, 7. Auftritts
Der 7. Auftritt des 5. Akts in Gotthold Ephraim Lessings Drama "Emilia Galotti" stellt einen entscheidenden Wendepunkt dar. Die Szene spielt auf dem Lustschloss Dosalo und zeigt das intensive Gespräch zwischen Emilia und ihrem Vater Odoardo Galotti.
Highlight: Die Szene offenbart den Höhepunkt des Konflikts zwischen persönlicher Freiheit und gesellschaftlichen Moralvorstellungen.
Odoardo, von Rachegedanken erfüllt, konfrontiert seine Tochter mit der anhaltenden Bedrohung durch den Prinzen. Emilia, die ihre eigene Standhaftigkeit anzweifelt, bittet ihren Vater um einen Dolch, um sich selbst zu töten und ihre Unschuld zu bewahren.
Quote: "Geben sie mir, mein Vater, geben Sie mir diesen Dolch" (S.84, Z. 12-13)
Diese Bitte zeigt Emilias Verzweiflung und ihren Wunsch, die Kontrolle über ihr Schicksal zu behalten. Odoardo jedoch entreißt ihr den Dolch und ersticht seine Tochter selbst, um ihre Ehre zu schützen.
Vocabulary: Tugend - In diesem Kontext bezieht sich "Tugend" auf moralische Reinheit und sexuelle Keuschheit, die als höchste Werte für eine junge Frau galten.
Die Charakterisierung von Emilia Galotti in dieser Szene zeigt sie als dynamische Figur. Zunächst versucht sie, ihren Vater von Gewalt abzuhalten, dann bittet sie selbst um den Dolch. Ihre innere Zerrissenheit wird deutlich, als sie ihre Selbstzweifel und Unsicherheit offenbart.
Example: Emilias innerer Konflikt wird in ihrer Aussage deutlich: "Ich habe Blut mein Vater, jugendliches, warmes Blut als eine. Auch meine Sinne sind Sinne. Ich stehe für nichts. Ich bin für nichts gut." (S.84, Z.2-6)
Die Szenenanalyse zeigt, dass Odoardo eine dominante Rolle einnimmt. Seine strengen Moralvorstellungen und sein Ehrbegriff führen letztlich zur tragischen Entscheidung, seine Tochter zu töten. Die Beziehung zwischen Vater und Tochter wird als komplementär dargestellt, wobei Odoardo Emilias Verhalten stark beeinflusst.
Definition: Komplementäre Beziehung - Eine Beziehung, in der die Beteiligten unterschiedliche, sich ergänzende Rollen einnehmen.
Die Szene kritisiert implizit die rigiden Moralvorstellungen der Zeit und zeigt die fatalen Konsequenzen, wenn persönliche Freiheit und gesellschaftliche Erwartungen kollidieren.