Die Figurenkonstellation und literarische Gestaltung
Von Sternburg stellt die vielfältigen Charaktere des Romans vor: Margot aus Darmstadt mit ihrer neugeborenen Tochter, den unangepassten "Brasilianer", die 13-jährige Nanni und besonders den Juden Oskar Meyer, dessen Fluchtversuch von Wien nach Budapest tragisch endet.
Der Roman verknüpft diese Schicksale durch eine interessante Konstruktion: Veit führt ein Tagebuch, während Margots Mutter, Nannis Kurt und Oskar Meyer Briefe schreiben, die als "Konvolute" zwischen den Haupttext geschoben werden. Dies erzeugt eine Multiperspektivität, die verschiedene Blickwinkel auf die Kriegszeit eröffnet.
Von Sternburg betont, dass Geiger "nicht mit der Authentizität spielt", sondern etwas vorstellt, "das echt so gewesen sein könnte". Diese scheinbare Echtheit erreicht er, indem er auf typische Konventionen verzichtet - etwa eine Figur, die die "Papiere gefunden hat" oder einen fiktiven "Herausgeber".
Merke: Die Authentizitätsfiktion in "Unter der Drachenwand" entsteht nicht durch das Behaupten von Faktizität, sondern durch emotionale und psychologische Glaubwürdigkeit.
Von Sternburg merkt kritisch an, dass Veits Sprache manchmal "zu klug" und eher die eines Schriftstellers als die eines ausgelaugten Soldaten wirke. Dennoch überwiegt die Überzeugungskraft der präzisen Beobachtungen und emotionalen Tiefe.