Gefühlswelt und Liebesdarstellung
Die Angst des lyrischen Ichs wird durch Adjektive wie "schauerlich" und die Metapher "Die Nacht schuf tausend Ungeheuer" greifbar. Trotz dieser Ängste überwiegt die Sehnsucht nach der geliebten Person. Mit der Metapher "frisch und fröhlich" und den Anaphern "In meinen Adern welches Feuer" und "In meinem Herzen welche Glut" wird die leidenschaftliche Liebe betont.
Besonders interessant ist die Analyse der Inversionen wie "Dich sah ich" und "Ganz war mein Herz". Sie lenken die Aufmerksamkeit gezielt auf die geliebte Person und unterstreichen die absolute Hingabe des lyrischen Ichs. Die Schönheit der Geliebten wird durch verschönernde Adjektive mit dem Frühling verglichen – ein typisches Bild in der Liebeslyrik.
In der vierten Strophe wird der Schmerz des Abschieds durch die Inversion "Verengt der Abschied mir das Herz" und den Parallelismus der folgenden Zeile dargestellt. Die Trauer betrifft beide Liebenden gleichermaßen. Die drei abschließenden Anaphern verdeutlichen nochmals die Zwiespältigkeit der Liebe – der Abschied schmerzt, doch die Liebe überwiegt.
💡 Der Vergleich der Fassungen von 1771 und 1789 zeigt Goethes Entwicklung: Während die frühere Version spontaner wirkt, ist die spätere stilistisch ausgefeilter – ein spannendes Thema für Klausuren!
Einordnung in die Epoche
"Willkommen und Abschied" verkörpert perfekt die Ideale des Sturm und Drang. Das Gedicht betont Gefühl über Vernunft, Individualität über gesellschaftliche Normen und die intensive Naturverbundenheit. Die Darstellung der heimlichen Liebe als rebellischer Akt gegen gesellschaftliche Konventionen macht es zu einem Musterbeispiel für Sturm und Drang Gedichte.
Der emotionale Ausbruch des lyrischen Ichs, sein Kampf gegen innere Ängste und die Intensität der Gefühle sind charakteristisch für die Epoche. Das Gedicht steht in einer Reihe mit anderen bekannten Sturm und Drang Gedichten Goethes wie "Auf dem See" oder "Prometheus".
Die Interpretation von "Willkommen und Abschied" zeigt, dass Goethe hier seine eigene Jugend und Emotionalität verarbeitet hat. Das Gedicht bleibt bis heute ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie Liebe und Leidenschaft poetisch verdichtet werden können – und warum Goethe als einer der bedeutendsten Dichter dieser Epoche gilt.