Der Utilitarismus und Jeremy Bentham
Jeremy Bentham (1748-1832) entwickelte den Utilitarismus als eine rationale, erfahrungsbasierte ethische Theorie. Diese entstand im 18. und 19. Jahrhundert in England während der beginnenden Industrialisierung und zielte darauf ab, das menschliche Zusammenleben vernünftig zu regeln.
Das Prinzip der Nützlichkeit
Benthams "Prinzip der Nützlichkeit" bildet die Grundlage des Utilitarismus. Es besagt, dass Handlungen danach bewertet werden sollten, inwieweit sie das Glück der Allgemeinheit fördern oder vermindern.
Definition: Das Prinzip der Nützlichkeit nach Bentham besagt, dass eine Handlung dann moralisch richtig ist, wenn sie dazu tendiert, das Glück der Gemeinschaft zu vermehren, statt es zu vermindern.
Bentham definiert dabei folgende Aspekte:
- Leid und Freude bestimmen unser Handeln und zeigen, was richtig und falsch ist.
- Jede Handlung wird danach beurteilt, ob sie das Glück einer Gruppe vermehrt oder vermindert.
- Nützlichkeit bedeutet, Gewinn, Vorteil, Freude, Gutes oder Glück hervorzubringen oder vor Unheil, Leid, Bösem oder Unglück zu bewahren.
Highlight: Das Ziel des Utilitarismus ist "das größtmögliche Glück für die größtmögliche Zahl".
Der Hedonistische Kalkül
Um den Wert einer Handlung zu bestimmen, entwickelte Bentham den "Hedonistischen Kalkül". Dieser ermöglicht es, Freude und Leid quantitativ zu erfassen und gegeneinander abzuwägen.
Vocabulary: Der Hedonistische Kalkül ist eine Methode zur Berechnung des Nutzens einer Handlung, indem Freude und Leid quantifiziert und verglichen werden.
Der Kalkül berücksichtigt folgende Faktoren:
- Intensität der Empfindung
- Dauer der Empfindung
- Gewissheit oder Ungewissheit des Eintretens
Example: Ein Beispiel für den Hedonistischen Kalkül wäre die Entscheidung, ob man eine Party besuchen sollte. Man würde die Freude des sozialen Kontakts und der Unterhaltung gegen mögliche negative Aspekte wie Müdigkeit am nächsten Tag oder finanzielle Kosten abwägen.
Die Berechnung erfolgt in mehreren Schritten:
- Bestimmung des Wertes jeder erkennbaren Freude und jeden Leids für die am unmittelbarsten betroffene Person.
- Berücksichtigung von primären und sekundären Auswirkungen.
- Addition aller Freuden- und Leidenswerte.
- Bewertung, ob die Tendenz der Handlung für die einzelne Person gut oder schlecht ist.
- Wiederholung für jede betroffene Person.
- Erstellung einer Gesamtbilanz zur Bestimmung der insgesamten Tendenz.
Highlight: Der Utilitarismus nach Bentham zeichnet sich durch sein universalistisches Prinzip aus, da er die Interessen aller Betroffenen berücksichtigt.
Diese Theorie bildet die Grundlage für den späteren Handlungsutilitarismus und hat die ethische Diskussion nachhaltig beeinflusst. Trotz Kritik an der Quantifizierbarkeit von Glück bleibt der Utilitarismus ein wichtiger Ansatz in der Moralphilosophie.