Religion und Wirklichkeit

Der erste Abschnitt des Leitfadens befasst sich mit grundlegenden Konzepten der Religion und ihrer Beziehung zur Wirklichkeit.

Bedeutung von Religion

Hier werden verschiedene theologische Ansätze zur Beurteilung von Religionen vorgestellt:

• Pluralismus: Alle Religionen sind gleichberechtigt und haben Anteil an der Wahrheit
• Inklusivismus: Nur die eigene Religion besitzt die volle Wahrheit, andere Religionen nur teilweise
• Exklusivismus: Ausschließlich die eigene Religion verfügt über die volle Wahrheit

Wichtige Konzepte in diesem Zusammenhang sind:

• Kontingenz: Bezieht sich auf die Offenheit und Ungewissheit menschlicher Erfahrung
• Transzendenz: Beschreibt eine Wirklichkeit jenseits der empirischen Welt
• Immanenz: Bezeichnet das innerweltliche Sein und die empirische Wirklichkeit

Vocabulary: Kontingenz bezeichnet in der Theologie die grundsätzliche Offenheit und Ungewissheit der menschlichen Existenz.

Religionsbegriff

Der Leitfaden unterscheidet zwischen funktionalem und substanziellem Religionsbegriff:

• Funktionaler Religionsbegriff: Beschreibt neutral die Wirkweise und Funktion von Religion in der Gesellschaft
• Substanzieller Religionsbegriff: Fokussiert auf die Bedeutung der Religion für den Gläubigen und die Glaubenserfahrung

Definition: Der funktionale Religionsbegriff analysiert die gesellschaftlichen Funktionen von Religion, während der substanzielle Religionsbegriff die inhaltliche Bedeutung für Gläubige betrachtet.

Funktionen von Religion

Der Leitfaden erläutert verschiedene Funktionen, die Religion erfüllen kann:

• Psychische Funktion: Bewältigung von Ängsten, Gefühlsverarbeitung, Identitätsstiftung
• Weltanschauliche Funktion: Welterklärung, Sinnangebote, Deuteschemata
• Ethische Funktion: Handlungsführung durch Werte und Normen
• Gesellschaftliche Funktion: Soziale Integration, Legitimation von Gemeinschaftsbildung
• Emanzipationsfunktion: Ermöglichung von Widerstand und Protest

Highlight: Die vielfältigen Funktionen von Religion zeigen ihre umfassende Bedeutung für Individuum und Gesellschaft.

Der Mensch und sein Handeln

Der dritte Hauptteil des Leitfadens befasst sich mit christlicher Anthropologie, Ethik und Ekklesiologie.

Christliches Menschenbild

Das christliche Verständnis vom Menschen wird ausführlich dargestellt:

• Konzept der Gottebenbildlichkeit (imago dei)
• Sündenbegriff und seine Bedeutung für das Menschenbild
• Reformatorisches Menschenbild
• Menschenbild im Neuen Testament, insbesondere bei Paulus

Definition: Das Konzept der Gottebenbildlichkeit (imago dei) besagt, dass der Mensch als Ebenbild Gottes geschaffen wurde und Gott auf Erden repräsentiert.

Der Leitfaden geht auch auf die Frage ein, ob der Mensch von Natur aus gut oder böse ist.

Freiheitsbegriff

Verschiedene Verständnisse von menschlicher Freiheit werden verglichen:

• Freiheitsverständnis bei Sartre, im Judentum, bei Paulus und Luther
• Gegenüberstellung von Sartres Existenzialismus und christlichem Freiheitsverständnis
• Diskussion von Determinismus und Freiheit

Highlight: Die Frage nach der menschlichen Freiheit ist zentral für das christliche Menschenbild und die Ethik.

Christliche Ethik

Der Leitfaden erläutert Grundlagen der christlichen Ethik:

• Ethische Basiskonzepte
• Drei Eckpfeiler christlicher Ethik
• Vergleich der Ethik in Tora und Bibel anhand der Antithesen (Mt 5,17-48)
• Bergpredigt und ihre Auslegungsmodelle
• Ethik Dietrich Bonhoeffers

Quote: "Was sind die Grundlagen der christlichen Ethik?" Diese Frage wird im Leitfaden ausführlich behandelt und verschiedene Ansätze werden vorgestellt.

Kirchenverständnis

Abschließend wird das Verständnis von Kirche thematisiert:

• Begriffe für Kirche
• Wesen und Aufgabe der Kirche
• Selbstverständnis verschiedener Kirchen
• Erwartungen an die Kirche (Dorothee Sölle)
• Luthers Kirchenverständnis

Example: Luthers Kirchenverständnis betont die Kirche als Gemeinschaft der Gläubigen, nicht primär als Institution.

Der Leitfaden bietet somit einen umfassenden Überblick über zentrale Themen der evangelischen Theologie und Religionspädagogik, die für das Abitur relevant sind. Er verbindet historische, exegetische und systematisch-theologische Perspektiven und ermöglicht eine fundierte Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben und seiner Bedeutung für Individuum und Gesellschaft.