Sigmund Freuds Religionskritik und Gottesvorstellung
Die Sigmund Freud Religionskritik basiert auf seiner psychoanalytischen Theorie und der Bedeutung der Vaterfigur. Freud analysiert die religiöse Entwicklung des Menschen von der Kindheit an. In der frühen Phase wird die Mutter zum ersten Liebesobjekt, die Nahrung und Schutz bietet. Diese Rolle übernimmt später der Vater, zu dem das Kind eine ambivalente Beziehung entwickelt - geprägt von Furcht und Sehnsucht zugleich.
Definition: Der Vaterkomplex beschreibt nach Freud die ambivalente Beziehung zum Vater, die sich später in der Gottesvorstellung widerspiegelt.
Diese frühe Prägung überträgt der erwachsene Mensch laut Freud auf seine Gottesvorstellung. Da er sich weiterhin schutzbedürftig fühlt, projiziert er die Vaterfigur auf eine höhere Macht. Der Glaube dient dabei als psychologischer Schutzmechanismus gegen die eigene Hilflosigkeit. Die göttliche Vorsehung verspricht Schutz, eine gerechte Weltordnung und ein Leben nach dem Tod.
Freud bezeichnet religiöse Vorstellungen als Illusionen - sie entspringen menschlichen Wünschen und ähneln psychiatrischen Wahnideen. Anders als Wahnideen müssen Illusionen jedoch nicht zwangsläufig falsch oder unrealisierbar sein. Für Freud sind religiöse Lehren unbeweisbare Illusionen, die dem Menschen psychologische Entlastung verschaffen.