Entstehung und Auswahl der Evangelien
Die relativ späte Aufzeichnung der Evangelien, beginnend erst 75 Jahre nach Christi Geburt, lässt sich durch die sogenannte Naherwartung erklären. Jesus und seine Jünger gingen davon aus, dass er nach seiner Himmelfahrt bald zurückkehren würde. Diese Erwartung führte dazu, dass zunächst Augenzeugenberichte als ausreichend erachtet wurden.
Definition: Die Naherwartung bezieht sich auf den Glauben an die baldige Wiederkehr Christi, was die anfängliche Vernachlässigung schriftlicher Aufzeichnungen erklärt.
Mit der Zeit wurde jedoch deutlich, dass Jesus nicht so schnell wiederkam, und die Zahl der Augenzeugen nahm ab. Dies führte zur Notwendigkeit, die Lehren und das Leben Jesu schriftlich festzuhalten.
Neben den vier kanonischen Evangelien entstanden noch viele weitere. Im Jahr 330 n. Chr. wurde auf dem Konzil von Nicäa entschieden, welche Evangelien in die Bibel aufgenommen werden sollten. Dies führte zur Entstehung des Kanons der Heiligen Schrift.
Die Kriterien für die Aufnahme in die Bibel waren:
- Das Alter der Schrift (je älter, desto besser)
- Die Verfasser mussten apostolische Zeugen sein, die Jesus persönlich begegnet waren
- Die Verbreitung und der Bekanntheitsgrad des Textes
- Die Kernbotschaft Jesu, insbesondere die Liebe, musste deutlich erkennbar sein
- Die Anerkennung als Offenbarung in allen Kirchengemeinden
Example: Das Johannes-Evangelium ist ein Beispiel für ein Evangelium, das diese Kriterien erfüllte und in den biblischen Kanon aufgenommen wurde. Es zeichnet sich durch seine tiefgründige theologische Reflexion und die Betonung der Göttlichkeit Jesu aus.