Die Zwei-Reiche-Lehre Martin Luthers: Eine umfassende Erklärung
Die Zwei-Reiche-Lehre Martin Luthers ist eine fundamentale theologische Konzeption, die das Verhältnis zwischen geistlicher und weltlicher Herrschaft beschreibt. Diese Lehre erklärt, wie Christen gleichzeitig Bürger zweier Reiche sind und wie sie in beiden Bereichen leben sollen.
Definition: Die Zwei-Reiche-Lehre beschreibt zwei Herrschaftsbereiche Gottes: das geistliche Reich (Reich Gottes) und das weltliche Reich. Beide sind Ausdruck der göttlichen Liebe zur Welt.
Luther versteht die Welt als Kampfplatz zwischen Gott und dem Bösen. In dieser Auseinandersetzung bedient sich Gott zweier verschiedener Regimente oder Herrschaftsformen. Das weltliche Regiment ist dabei von besonderer Bedeutung, da nicht alle Menschen Christen sind und selbst gläubige Christen weiterhin Bürger des weltlichen Reiches bleiben. Dies basiert auf Luthers Verständnis, dass der von Gott gerechtfertigte Mensch gleichzeitig Gerechter und Sünder bleibt (simul iustus et peccator).
Highlight: Das weltliche Regiment herrscht über den "äußeren Menschen" durch:
- Vernunft und Recht
- Notwendige Gewaltandrohung
- Aufrechterhaltung des äußeren Friedens
- Sicherung der bürgerlichen Freiheit
Die Notwendigkeit dieser Unterscheidung ergibt sich aus der Tatsache, dass Menschen im Schnittpunkt beider Reiche leben. Das weltliche Regiment ist dabei nicht minderwertig, sondern eine notwendige Ordnung Gottes zum Erhalt der Welt. Die endgültige Erlösung steht noch aus, weshalb es auch unter Christen weiterhin Böses geben wird. Dies macht die weltliche Ordnung unentbehrlich.