Sachtextanalyse: Hospers über den freien Willen
John Hospers, Professor für Philosophie an der University of Southern California, untersucht in seinem Text "Der freie Wille - ein bloßer Aberglaube" die Frage nach der Existenz des freien Willens. Er stellt die zentrale These auf, dass das menschliche Leben durch Erbanlagen und Umwelteinflüsse determiniert sei.
Definition: Determinismus ist die philosophische Lehre, nach der alle Ereignisse durch vorhergehende Ursachen vollständig bestimmt sind.
Hospers beginnt seine Argumentation, indem er den wissenschaftlichen Fortschritt in Bezug auf determinierende Faktoren hervorhebt. Er führt zwei anschauliche Beispiele an:
- Die exakte Vorhersage von Sonnenfinsternissen
- Die präzise Berechnung der Flugbahn von Projektilen
Example: In der modernen Militärtechnik können Spezialeinheiten den Weg eines Projektils so genau planen, dass sie bei richtiger Entfernung und Abschusszeit das Ziel exakt treffen.
Diese Beispiele verdeutlichen, wie die Wissenschaft zunehmend in der Lage ist, scheinbar zufällige Ereignisse vorherzusagen und zu erklären.
Highlight: Hospers zieht eine Parallele zwischen diesen physikalischen Phänomenen und dem menschlichen Verhalten, um seine These zu untermauern.
Der Autor verwendet das zentrale Beispiel eines Steins, der einen Berg hinabrollt. Obwohl die Bewegung des Steins für den Betrachter zufällig erscheinen mag, argumentiert Hospers, dass sie in Wirklichkeit durch unbekannte Ausgangsbedingungen und physikalische Kräfte bestimmt wird.
Quote: "Der Mensch wird mehr und mehr dem Stein ähnlich" (Z.45)
Mit dieser Analogie leitet Hospers zu seiner Kernthese über: Der freie Wille des Menschen sei nur eine Illusion. Er begründet dies mit den "Gesetzen des menschlichen Verhaltens" (Z. 42f.), die durch Erbanlagen und Umwelteinflüsse bestimmt werden.
Vocabulary: Erbanlagen sind die genetischen Voraussetzungen, die ein Mensch von seinen Eltern erbt und die seine Entwicklung beeinflussen.
Hospers räumt ein, dass die Determination des menschlichen Verhaltens aufgrund seiner Komplexität schwerer zu erfassen sei als die Bewegung eines Steins oder eines Projektils. Dennoch hält er an der Grundidee fest, dass auch menschliches Verhalten vollständig determiniert sei.
Diese Argumentation wirft die philosophische Frage auf: Welche Philosophen vertreten den Determinismus? Hospers reiht sich hier in eine Tradition ein, die von Denkern wie Baruch Spinoza, Pierre-Simon Laplace und Arthur Schopenhauer vertreten wurde.