Die sokratische Methode im Detail
Die sokratische Methode ist ein philosophisches Gesprächsverfahren, das auf kritischem Hinterfragen und gemeinsamem Erkenntnisgewinn basiert. Am Beispiel des Dialogs mit Laches lassen sich die Kernelemente gut veranschaulichen:
Elenchos - Prüfung des Scheinwissens
Sokrates beginnt mit gezielten Fragen, um das vermeintliche Wissen seines Gesprächspartners Laches zu prüfen. Dieser ist zunächst selbstbewusst und glaubt, Tapferkeit definieren zu können.
Beispiel: Laches antwortet auf Sokrates' erste Fragen zur Tapferkeit noch selbstsicher.
Aporie - Erkenntnis der Unwissenheit
Durch weitere Nachfragen verstrickt sich Laches jedoch in Widersprüche. Seine letzte Antwort widerspricht seiner ursprünglichen Auffassung völlig.
Definition: Aporie bezeichnet die Ausweglosigkeit im Gespräch, wenn sich der Gesprächspartner in Widersprüche verstrickt.
Laches muss nun erkennen, dass er weniger weiß als zunächst angenommen. Dies öffnet den Weg für eine gemeinsame Suche nach wahrem Wissen.
Highlight: Die Aporie ist ein zentrales Element der sokratischen Methode, da sie den Gesprächspartner zur Einsicht in die eigene Unwissenheit führt.
Mäeutik - Geburtshilfe für neue Erkenntnisse
Nach der Aporie folgt die Mäeutik, die "Hebammenkunst" des Sokrates. Durch geschicktes Fragen hilft er, die im Menschen liegende richtige Erkenntnis hervorzubringen.
Vocabulary: Mäeutik kommt vom griechischen Wort für Hebammenkunst und beschreibt Sokrates' Methode, durch Fragen neue Erkenntnisse zu "entbinden".
Quote: Sokrates sagte über seine Methode: "Ich weiß, dass ich nichts weiß" (griechisch: "οἶδα οὐκ εἰδώς", lateinisch: "Ipse se nihil scire id unum sciat"). Dies verdeutlicht seine Haltung, stets nach neuem Wissen zu suchen.
Das Schaubild zeigt den typischen Ablauf eines sokratischen Dialogs:
- Ausgangspunkt: Scheinwissen des Gesprächspartners
- Sokrates stellt Fragen (Elenchos)
- Widerlegung des Scheinwissens
- Aporie - Erkenntnis der eigenen Unwissenheit
- Mäeutik - gemeinsame Suche nach wahrem Wissen
Beispiel: Ein modernes Beispiel für die sokratische Methode wäre ein Lehrer, der Schüler durch gezielte Fragen dazu bringt, selbst Lösungen zu finden, statt ihnen die Antworten vorzugeben.
Die sokratische Methode findet auch heute noch Anwendung, z.B. in Pädagogik, Psychotherapie und Coaching. Sie fördert kritisches Denken und selbstständiges Lernen.