Innere Differenzierung und Stadtstruktur
Die innere Differenzierung einer Stadt ist ein fundamentales Konzept in der Stadtgeographie, das die vielfältige Gliederung urbaner Räume beschreibt. Je ausgeprägter diese Differenzierung, desto städtischer der Charakter einer Siedlung. Diese Differenzierung hat sich im Laufe der Geschichte stark verändert und spiegelt gesellschaftliche Entwicklungen wider.
Definition: Innere Differenzierung ist ein Gradmesser für den städtischen Charakter einer Siedlung. Je differenzierter die Gliederung, desto städtischer die Siedlung.
Die historische Entwicklung der inneren Differenzierung zeigt einen deutlichen Wandel:
- Im Mittelalter existierte bereits eine funktionale und soziale Gliederung, jedoch waren "Wohnen" und "Arbeiten" oft in einem Haus vereint.
- Die Industrialisierung führte zu einer räumlichen
Trennung von Wohn- und Arbeitsbereichen.
- Im 20. Jahrhundert bewirkte die zunehmende Motorisierung eine weitere Entfernung zwischen Wohn- und Arbeitsorten, was die Bedeutung der Daseinsgrundfunktion "am Verkehr teilnehmen" verstärkte.
Highlight: Die Arbeitsverkürzung im 20. Jahrhundert führte zu einer Aufwertung der Daseinsgrundfunktion "sich erholen".
Es gibt verschiedene Arten der inneren Gliederung einer Stadt:
- Physiognomische Gliederung: Basiert auf dem äußeren Erscheinungsbild, wie Grundriss und Aufriss.
- Funktionale Gliederung: Teilt die Stadt nach Nutzungsarten ein, z.B. in Wohn-, Industrie- oder Bankenviertel.
- Sozialräumliche Gliederung: Orientiert sich an der gesellschaftlichen Stellung der Bewohner, z.B. Oberschicht- oder Arbeiterviertel.
- Ethnische Gliederung: Bezieht sich auf die Volks- oder Rassenzugehörigkeit der Bewohner, z.B. Europäer- oder Judenviertel.
Vocabulary: Daseinsgrundfunktionen sind ein aus der Soziologie übernommener sozialgeographischer Sammelbegriff für grundlegende Tätigkeiten des Menschen, aus denen sich eine Raumwirksamkeit ergibt.
Die Daseinsgrundfunktionen umfassen:
- In Gemeinschaft leben
- Wohnen
- Arbeiten
- Sich versorgen
- Sich bilden
- Sich erholen
- Am Verkehr teilnehmen
Diese Funktionen beeinflussen maßgeblich die Struktur und Organisation städtischer Räume.
Example: Die Daseinsgrundfunktion "Arbeiten" kann zur Entstehung von Industrievierteln oder Bürozentren führen, während "Sich erholen" die Entwicklung von Parkanlagen oder Freizeitzentren begünstigt.
Verschiedene Faktoren tragen zur Ausprägung spezifischer Stadtviertel bei:
- Verkehrsanbindung
- Boden- und Mietpreise
- Historische Voraussetzungen
Vocabulary: Segregation bezeichnet die räumliche Trennung der Wohngebiete unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen, auch als Ghettoisierung bekannt.
Die sozialräumliche Gliederung einer Stadt wird stark durch Segregationsprozesse beeinflusst, die zu einer Konzentration bestimmter sozialer Gruppen in spezifischen Stadtteilen führen können.
Highlight: Die funktionale Stadtgliederung ist eng mit den Daseinsgrundfunktionen verknüpft und zeigt, wie verschiedene Lebensbereiche räumlich in der Stadt organisiert sind.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die innere Differenzierung einer Stadt ein komplexes Zusammenspiel historischer, sozialer, ökonomischer und funktionaler Faktoren widerspiegelt. Sie prägt das Stadtbild maßgeblich und ist ein zentrales Thema der Stadtgeographie.