Standortfaktoren und Strukturwandel im Ruhrgebiet
Standortfaktoren spielen eine entscheidende Rolle bei der Wahl und Entwicklung von Unternehmensstandorten. Sie umfassen alle Bedingungen und Einflüsse, die sich auf die Anlage und das Wachstum eines Betriebes auswirken können. Diese Faktoren lassen sich in zwei Hauptkategorien unterteilen: harte und weiche Standortfaktoren.
Definition: Standortfaktoren sind standortspezifische Bedingungen und Einflüsse, die sich positiv oder negativ auf die Anlage und Entwicklung eines Betriebes auswirken.
Harte Standortfaktoren sind objektiv messbar und umfassen:
- Flächenverfügbarkeit
- Verkehrsanbindung
- Regionaler Absatzmarkt
- Nähe zu Zulieferern
- Steuern, Abgaben, Subventionen
- Infrastruktur
- Nähe zu Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen
- Energiequellen
- Verfügbarkeit von Arbeitskräften
Weiche Standortfaktoren sind subjektiv und schwerer zu quantifizieren:
- Mentalität der Bevölkerung
- Werbewirksamkeit des Standortes
- Persönliche Gründe (z.B. Vorlieben der Entscheidungsträger)
- Wohn- und Freizeitwert
- Image der Region
- Stadtbild und Attraktivität
- Kulturangebot
- "Unternehmerfreundlichkeit" der Verwaltung
Der Strukturwandel beschreibt die Veränderung der relativen Anteile der Wirtschaftssektoren im Zeitverlauf. Dabei unterscheidet man drei Hauptsektoren:
- Primärer Sektor: Land- und Forstwirtschaft, Fischerei, Bergbau
- Sekundärer Sektor: Produzierendes Gewerbe und Industrie
- Tertiärer Sektor: Dienstleistungen
Highlight: Der Strukturwandel führt zu Veränderungen der Tätigkeits- und Berufsstrukturen sowohl innerhalb als auch zwischen den Sektoren.
Das Ruhrgebiet dient als klassisches Beispiel für einen tiefgreifenden Strukturwandel. Die Region durchlief in den letzten Jahrzehnten einen Wandel von einer Kohle- und Stahlregion hin zu einer diversifizierten Dienstleistungsgesellschaft. Dieser Prozess wurde durch mehrere Faktoren ausgelöst:
- Zunehmende Substitution von Kohle und Stahl durch andere Energieträger und Materialien (z.B. Erdöl, Atomenergie, Kunststoffe)
- Überproduktion und Preisrückgang
- Kostengünstigere Produktion im Ausland
- Reduzierte Einsatzmengen von Kohle, Eisen und Stahl aufgrund technischer Innovationen
Example: Im Kohlebergbau führte beispielsweise der Tagebau im Ausland zu einer kostengünstigeren Produktion, was die Wettbewerbsfähigkeit des Ruhrgebiets beeinträchtigte.
Die Bewältigung des Strukturwandels im Ruhrgebiet erfolgte hauptsächlich durch:
- Diversifizierung der Branchen- und Betriebsstruktur
- Ausbau von Bildungs- und Forschungseinrichtungen
Trotz dieser Maßnahmen hatte der Strukturwandel erhebliche sozio-ökonomische Folgen:
- Anstieg der Arbeitslosenzahlen
- Sinkende Steuereinnahmen
- Ein bis heute anhaltender Wanderungsverlust
Vocabulary: Tertiärisierung bezeichnet die zunehmende Bedeutung des Dienstleistungssektors in der Wirtschaft.
Die Tertiärisierung spielt eine zentrale Rolle im Strukturwandel des Ruhrgebiets. Sie beschreibt den Prozess, bei dem der Dienstleistungssektor an Bedeutung gewinnt, während die Bedeutung des primären und sekundären Sektors abnimmt. Dieser Wandel bringt sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich und erfordert eine Anpassung der Arbeitskräfte und der regionalen Wirtschaftsstruktur.