Theorien der Unterentwicklung und Entwicklungsstrategien
Dieser Abschnitt befasst sich mit verschiedenen Theorien zur Erklärung von Entwicklung und Unterentwicklung sowie konkreten Entwicklungsstrategien. Es werden die Modernisierungstheorie und die Dependenztheorie als zentrale Erklärungsansätze vorgestellt und kritisch diskutiert.
Definition: Entwicklung wird als Prozess verstanden, bei dem Menschen ihre Fähigkeiten entfalten, Selbstvertrauen gewinnen und ein menschenwürdiges Leben führen können. Sie wird als Ausweg aus politischer, wirtschaftlicher oder sozialer Unterdrückung gesehen.
Die Modernisierungstheorie geht davon aus, dass Entwicklungshemmnisse vor allem in den Eigenarten und Wertvorstellungen traditioneller Gesellschaften begründet sind. Sie stellt eine "moderne" Welt (dynamisch, rational, städtisch) einer "traditionellen" Welt (statisch, irrational, agrarisch) gegenüber.
Highlight: Als Ursachen für Unterentwicklung werden endogene Faktoren wie mangelnde Investitionsneigung, Korruption und Misswirtschaft genannt.
Die Dependenztheorie hingegen sieht exogene Faktoren wie den Kolonialismus als Hauptursache für Unterentwicklung. Sie argumentiert, dass die Industrieländer durch ungleiche Handelsbeziehungen die Entwicklungsländer in Abhängigkeit und Armut halten.
Beispiel: Ungleiche Terms of Trade zeigen sich in niedrigen Löhnen in Entwicklungsländern, Technologieexporten aus Industrieländern und Rohstoffexporten aus Entwicklungsländern.
Zur Förderung von Entwicklung werden konkrete Maßnahmen vorgeschlagen:
- Durchführung von Landreformen
- Konzentration auf angepasste regionale Anbaukulturen
- Verbesserung von Lagerungs-, Transport- und Vermarktungssystemen
- Förderung von Agrartechnologien und Agrarforschung
Ein besonderer Fokus liegt auf der Förderung von Geschlechtergerechtigkeit. Frauen sollen Zugang zu Landbesitz, Beratung und Ausbildung erhalten. Dies wird als wichtiger Faktor für eine nachhaltige Entwicklung gesehen.
Vocabulary: Gender Mainstreaming bezeichnet die Strategie, Geschlechtergerechtigkeit in allen Bereichen der Gesellschaft zu verankern.
Insgesamt zeigt sich, dass Entwicklung und Unterentwicklung komplexe Phänomene sind, die von zahlreichen Faktoren beeinflusst werden. Monokausale Erklärungsansätze greifen zu kurz. Stattdessen ist ein differenzierter Blick auf naturgeographische, ökologische, historische, politische, demografische und sozioökonomische Ursachen notwendig.