Zentrale und periphere Räume: Städtische und ländliche Gebiete in Deutschland
Die Klassifizierung von Räumen in Deutschland erfolgt nach verschiedenen Kriterien, wobei die Unterscheidung zwischen städtischen und ländlichen Gebieten sowie zwischen zentralen und peripheren Räumen von besonderer Bedeutung ist.
Städtischer und ländlicher Raum
Die Einteilung in städtische und ländliche Räume basiert primär auf dem Anteil der Siedlungsfläche und der Bevölkerungsdichte. Hierbei werden drei Kategorien unterschieden:
- Überwiegend städtisch: mindestens 50% urbane Siedlungsfläche
- Teilweise städtisch: 23% bis 49% urbane Siedlungsfläche
- Ländlich: maximal 23% urbane Siedlungsfläche
Definition: Siedlungsflächen umfassen baulich geprägte Gebiete wie Wohn- und Geschäftsgebäude, Einrichtungen für kirchliche, kulturelle und soziale Zwecke, Gewerbe- und Industriegebiete, Verwaltungsgebäude, Bildungs- und Forschungseinrichtungen sowie land- und forstwirtschaftlich genutzte Gebäude.
Zentrale und periphere Räume
Die Unterscheidung zwischen zentralen und peripheren Räumen, auch als Aktiv- und Passivräume bezeichnet, erfolgt anhand mehrerer Kriterien:
- Konzentration der Bevölkerung
- Angebot an Beschäftigungsmöglichkeiten
- Angebot an Versorgungsmöglichkeiten
Zentrale Räume (Aktivräume)
Zentrale Räume sind wirtschaftsstarke Verdichtungsräume, die sich durch folgende Merkmale auszeichnen:
- Hoher Bevölkerungs- und Beschäftigungsanteil
- Hohe Standortqualitäten
- Überdurchschnittliche Wachstumsprozesse
- Gateway-Funktion (Knotenpunkte für Verkehr und Wirtschaft)
Highlight: Zentrale Räume fungieren oft als Wachstumsmotoren für die gesamte Region und bieten vielfältige Möglichkeiten in Bezug auf Arbeit, Bildung und Kultur.
Periphere Räume (Passivräume)
Periphere Räume sind häufig agglomerationsferne Gebiete, die mit verschiedenen Herausforderungen konfrontiert sind:
- Starke Entwicklungsprobleme
- Geringe sozioökonomische Entwicklung
- Unterdurchschnittliches Pro-Kopf-Einkommen
- Höhere Arbeitslosenquote
- Abwanderung und Schrumpfung der Dienstleistungen
- Abwanderung und Schrumpfung der Bevölkerung
Beispiel: Ein typisches Beispiel für einen peripheren Raum in Deutschland könnte eine strukturschwache Region in Mecklenburg-Vorpommern sein, die mit Bevölkerungsrückgang und einem Mangel an Arbeitsplätzen zu kämpfen hat.
Typen ländlicher Räume
Das Thünen-Institut hat eine differenzierte Typologie ländlicher Räume entwickelt, die zwischen "sehr ländlich" und "eher ländlich" unterscheidet. Diese Einteilung ermöglicht eine genauere Analyse der Strukturen und Herausforderungen in ländlichen Gebieten.
Vocabulary: Periphere Lage bezeichnet in der Geographie die räumliche Entfernung eines Gebiets von wirtschaftlichen und sozialen Zentren, was oft mit Nachteilen in der Entwicklung einhergeht.
Es ist wichtig zu betonen, dass periphere Räume nicht automatisch mit ländlichen Räumen gleichzusetzen sind. Periphere Räume können zwar landwirtschaftlich geprägt sein, aber auch im Umland von Verdichtungsräumen liegen. Diese Differenzierung ist entscheidend für die Entwicklung gezielter Fördermaßnahmen und regionaler Entwicklungsstrategien.
Quote: "Periphere Räume können landwirtschaftliche Räume sein, aber ländliche Räume sind nicht gleich periphere Räume, denn periphere Räume können andernfalls auch im Umland von Verdichtungsräumen liegen."
Die Vielfalt der räumlichen Strukturen in Deutschland erfordert eine differenzierte Betrachtung und maßgeschneiderte Ansätze zur Förderung der regionalen Entwicklung, um sowohl die Potenziale zentraler Räume zu nutzen als auch die Herausforderungen peripherer Gebiete anzugehen.