Die lateinamerikanische Stadt hat sich über Jahrhunderte hinweg durch verschiedene historische Phasen entwickelt und weist charakteristische Strukturen auf.
Die Entwicklung der lateinamerikanischen Stadt beginnt in der Kolonialzeit, als die spanischen und portugiesischen Eroberer ihre Städte nach dem Schachbrettmuster anlegten. Im Zentrum befand sich die Plaza Mayor mit wichtigen administrativen und religiösen Gebäuden. Diese koloniale Prägung ist bis heute in vielen Beispielen wie Mexico City oder Lima sichtbar. Das Modell lateinamerikanische Stadt zeigt typische Merkmale wie die sozialräumliche Segregation: Während sich im Zentrum die wohlhabende Bevölkerung ansiedelte, entstanden an den Stadträndern informelle Siedlungen der ärmeren Bevölkerungsschichten.
Zu den wichtigsten Merkmalen der lateinamerikanischen Städte gehören die starke soziale Ungleichheit, das schnelle Bevölkerungswachstum und die damit verbundenen Probleme wie Wohnungsnot, mangelhafte Infrastruktur und Umweltbelastungen. Die Geschichte der Verstädterung in Lateinamerika ist geprägt von einer rasanten Urbanisierung im 20. Jahrhundert, die zu einer Vielzahl von Herausforderungen führte. Besonders die Entstehung von Marginalsiedlungen (Favelas, Barrios) am Stadtrand zeigt die sozialen Disparitäten. Das Entwicklungsmodell der lateinamerikanischen Stadt nach Borsdorf beschreibt diese Entwicklungsphasen von der Kolonialstadt bis zur fragmentierten Stadt der Gegenwart. Moderne lateinamerikanische Metropolen wie São Paulo, Buenos Aires oder Santiago de Chile kämpfen heute mit typischen Großstadtproblemen wie Verkehrschaos, Luftverschmutzung und sozialer Segregation, während sie gleichzeitig als wichtige Wirtschaftszentren fungieren.