Die Soziale Frage beschreibt die gesellschaftlichen Herausforderungen und Probleme, die während der Industrialisierung im 19. Jahrhundert entstanden sind und bis heute nachwirken.
Die Soziale Frage umfasste verschiedene Aspekte der Arbeiter- und Lebensbedingungen während der Industrialisierung. Die Arbeiterschaft litt unter extrem langen Arbeitszeiten von bis zu 16 Stunden täglich, gefährlichen Arbeitsbedingungen ohne Schutzmaßnahmen und sehr niedrigen Löhnen. Die Wohnverhältnisse in den schnell wachsenden Industriestädten waren katastrophal - viele Menschen lebten in überfüllten, unhygienischen Behausungen. Krankheiten breiteten sich schnell aus und die medizinische Versorgung war mangelhaft. Kinderarbeit war weit verbreitet und Bildungsmöglichkeiten waren stark eingeschränkt.
Als Lösungsansätze für die Soziale Frage entwickelten sich verschiedene Bewegungen und Maßnahmen. Die Arbeiterbewegung organisierte sich in Gewerkschaften und kämpfte für bessere Arbeitsbedingungen. Der Staat führte unter Bismarck wichtige Sozialgesetze ein, darunter die Krankenversicherung (1883), die Unfallversicherung (1884) und die Invaliditäts- und Altersversicherung (1889). Diese bildeten die Grundlage des modernen Sozialstaats. Auch heute gibt es neue soziale Fragen im 21. Jahrhundert - dazu gehören die wachsende soziale Ungleichheit, prekäre Beschäftigungsverhältnisse und die Herausforderungen der Digitalisierung. Der demographische Übergang spielt dabei eine wichtige Rolle: Das Modell des demographischen Übergangs beschreibt in mehreren Phasen die Entwicklung von Geburten- und Sterberaten einer Gesellschaft. Deutschland befindet sich aktuell in einer späten Phase mit niedriger Geburtenrate und steigender Lebenserwartung, was neue soziale Herausforderungen mit sich bringt.