Fächer

Fächer

Mehr

vollständiger Lernzettel: Abitur 2023 LK Geschichte (Niedersachsen)

12.4.2023

1532

57

Teilen

Speichern

Herunterladen


Krisen, Umbrüche und Revolutionen
Amerikanische Revolution
1. Übersicht......
2. Vorgeschichte der Amerikanischen Revolution.
2.1.
Gesellsch
Krisen, Umbrüche und Revolutionen
Amerikanische Revolution
1. Übersicht......
2. Vorgeschichte der Amerikanischen Revolution.
2.1.
Gesellsch
Krisen, Umbrüche und Revolutionen
Amerikanische Revolution
1. Übersicht......
2. Vorgeschichte der Amerikanischen Revolution.
2.1.
Gesellsch
Krisen, Umbrüche und Revolutionen
Amerikanische Revolution
1. Übersicht......
2. Vorgeschichte der Amerikanischen Revolution.
2.1.
Gesellsch
Krisen, Umbrüche und Revolutionen
Amerikanische Revolution
1. Übersicht......
2. Vorgeschichte der Amerikanischen Revolution.
2.1.
Gesellsch
Krisen, Umbrüche und Revolutionen
Amerikanische Revolution
1. Übersicht......
2. Vorgeschichte der Amerikanischen Revolution.
2.1.
Gesellsch
Krisen, Umbrüche und Revolutionen
Amerikanische Revolution
1. Übersicht......
2. Vorgeschichte der Amerikanischen Revolution.
2.1.
Gesellsch
Krisen, Umbrüche und Revolutionen
Amerikanische Revolution
1. Übersicht......
2. Vorgeschichte der Amerikanischen Revolution.
2.1.
Gesellsch
Krisen, Umbrüche und Revolutionen
Amerikanische Revolution
1. Übersicht......
2. Vorgeschichte der Amerikanischen Revolution.
2.1.
Gesellsch
Krisen, Umbrüche und Revolutionen
Amerikanische Revolution
1. Übersicht......
2. Vorgeschichte der Amerikanischen Revolution.
2.1.
Gesellsch
Krisen, Umbrüche und Revolutionen
Amerikanische Revolution
1. Übersicht......
2. Vorgeschichte der Amerikanischen Revolution.
2.1.
Gesellsch
Krisen, Umbrüche und Revolutionen
Amerikanische Revolution
1. Übersicht......
2. Vorgeschichte der Amerikanischen Revolution.
2.1.
Gesellsch
Krisen, Umbrüche und Revolutionen
Amerikanische Revolution
1. Übersicht......
2. Vorgeschichte der Amerikanischen Revolution.
2.1.
Gesellsch
Krisen, Umbrüche und Revolutionen
Amerikanische Revolution
1. Übersicht......
2. Vorgeschichte der Amerikanischen Revolution.
2.1.
Gesellsch
Krisen, Umbrüche und Revolutionen
Amerikanische Revolution
1. Übersicht......
2. Vorgeschichte der Amerikanischen Revolution.
2.1.
Gesellsch
Krisen, Umbrüche und Revolutionen
Amerikanische Revolution
1. Übersicht......
2. Vorgeschichte der Amerikanischen Revolution.
2.1.
Gesellsch
Krisen, Umbrüche und Revolutionen
Amerikanische Revolution
1. Übersicht......
2. Vorgeschichte der Amerikanischen Revolution.
2.1.
Gesellsch
Krisen, Umbrüche und Revolutionen
Amerikanische Revolution
1. Übersicht......
2. Vorgeschichte der Amerikanischen Revolution.
2.1.
Gesellsch
Krisen, Umbrüche und Revolutionen
Amerikanische Revolution
1. Übersicht......
2. Vorgeschichte der Amerikanischen Revolution.
2.1.
Gesellsch
Krisen, Umbrüche und Revolutionen
Amerikanische Revolution
1. Übersicht......
2. Vorgeschichte der Amerikanischen Revolution.
2.1.
Gesellsch
Krisen, Umbrüche und Revolutionen
Amerikanische Revolution
1. Übersicht......
2. Vorgeschichte der Amerikanischen Revolution.
2.1.
Gesellsch
Krisen, Umbrüche und Revolutionen
Amerikanische Revolution
1. Übersicht......
2. Vorgeschichte der Amerikanischen Revolution.
2.1.
Gesellsch
Krisen, Umbrüche und Revolutionen
Amerikanische Revolution
1. Übersicht......
2. Vorgeschichte der Amerikanischen Revolution.
2.1.
Gesellsch
Krisen, Umbrüche und Revolutionen
Amerikanische Revolution
1. Übersicht......
2. Vorgeschichte der Amerikanischen Revolution.
2.1.
Gesellsch
Krisen, Umbrüche und Revolutionen
Amerikanische Revolution
1. Übersicht......
2. Vorgeschichte der Amerikanischen Revolution.
2.1.
Gesellsch
Krisen, Umbrüche und Revolutionen
Amerikanische Revolution
1. Übersicht......
2. Vorgeschichte der Amerikanischen Revolution.
2.1.
Gesellsch
Krisen, Umbrüche und Revolutionen
Amerikanische Revolution
1. Übersicht......
2. Vorgeschichte der Amerikanischen Revolution.
2.1.
Gesellsch
Krisen, Umbrüche und Revolutionen
Amerikanische Revolution
1. Übersicht......
2. Vorgeschichte der Amerikanischen Revolution.
2.1.
Gesellsch
Krisen, Umbrüche und Revolutionen
Amerikanische Revolution
1. Übersicht......
2. Vorgeschichte der Amerikanischen Revolution.
2.1.
Gesellsch
Krisen, Umbrüche und Revolutionen
Amerikanische Revolution
1. Übersicht......
2. Vorgeschichte der Amerikanischen Revolution.
2.1.
Gesellsch
Krisen, Umbrüche und Revolutionen
Amerikanische Revolution
1. Übersicht......
2. Vorgeschichte der Amerikanischen Revolution.
2.1.
Gesellsch
Krisen, Umbrüche und Revolutionen
Amerikanische Revolution
1. Übersicht......
2. Vorgeschichte der Amerikanischen Revolution.
2.1.
Gesellsch
Krisen, Umbrüche und Revolutionen
Amerikanische Revolution
1. Übersicht......
2. Vorgeschichte der Amerikanischen Revolution.
2.1.
Gesellsch
Krisen, Umbrüche und Revolutionen
Amerikanische Revolution
1. Übersicht......
2. Vorgeschichte der Amerikanischen Revolution.
2.1.
Gesellsch
Krisen, Umbrüche und Revolutionen
Amerikanische Revolution
1. Übersicht......
2. Vorgeschichte der Amerikanischen Revolution.
2.1.
Gesellsch
Krisen, Umbrüche und Revolutionen
Amerikanische Revolution
1. Übersicht......
2. Vorgeschichte der Amerikanischen Revolution.
2.1.
Gesellsch
Krisen, Umbrüche und Revolutionen
Amerikanische Revolution
1. Übersicht......
2. Vorgeschichte der Amerikanischen Revolution.
2.1.
Gesellsch
Krisen, Umbrüche und Revolutionen
Amerikanische Revolution
1. Übersicht......
2. Vorgeschichte der Amerikanischen Revolution.
2.1.
Gesellsch
Krisen, Umbrüche und Revolutionen
Amerikanische Revolution
1. Übersicht......
2. Vorgeschichte der Amerikanischen Revolution.
2.1.
Gesellsch
Krisen, Umbrüche und Revolutionen
Amerikanische Revolution
1. Übersicht......
2. Vorgeschichte der Amerikanischen Revolution.
2.1.
Gesellsch
Krisen, Umbrüche und Revolutionen
Amerikanische Revolution
1. Übersicht......
2. Vorgeschichte der Amerikanischen Revolution.
2.1.
Gesellsch
Krisen, Umbrüche und Revolutionen
Amerikanische Revolution
1. Übersicht......
2. Vorgeschichte der Amerikanischen Revolution.
2.1.
Gesellsch
Krisen, Umbrüche und Revolutionen
Amerikanische Revolution
1. Übersicht......
2. Vorgeschichte der Amerikanischen Revolution.
2.1.
Gesellsch
Krisen, Umbrüche und Revolutionen
Amerikanische Revolution
1. Übersicht......
2. Vorgeschichte der Amerikanischen Revolution.
2.1.
Gesellsch
Krisen, Umbrüche und Revolutionen
Amerikanische Revolution
1. Übersicht......
2. Vorgeschichte der Amerikanischen Revolution.
2.1.
Gesellsch
Krisen, Umbrüche und Revolutionen
Amerikanische Revolution
1. Übersicht......
2. Vorgeschichte der Amerikanischen Revolution.
2.1.
Gesellsch
Krisen, Umbrüche und Revolutionen
Amerikanische Revolution
1. Übersicht......
2. Vorgeschichte der Amerikanischen Revolution.
2.1.
Gesellsch
Krisen, Umbrüche und Revolutionen
Amerikanische Revolution
1. Übersicht......
2. Vorgeschichte der Amerikanischen Revolution.
2.1.
Gesellsch
Krisen, Umbrüche und Revolutionen
Amerikanische Revolution
1. Übersicht......
2. Vorgeschichte der Amerikanischen Revolution.
2.1.
Gesellsch
Krisen, Umbrüche und Revolutionen
Amerikanische Revolution
1. Übersicht......
2. Vorgeschichte der Amerikanischen Revolution.
2.1.
Gesellsch
Krisen, Umbrüche und Revolutionen
Amerikanische Revolution
1. Übersicht......
2. Vorgeschichte der Amerikanischen Revolution.
2.1.
Gesellsch

Krisen, Umbrüche und Revolutionen Amerikanische Revolution 1. Übersicht...... 2. Vorgeschichte der Amerikanischen Revolution. 2.1. Gesellschaft in den Kolonien.... 2.2. ,,French and Indian War" (1754-1763)... 2.3. Krise der britischen Kolonialherrschaft (1763-1775). 3. 4. 5. 2.3.1. Perspektiven auf den Konflikt..... Verlauf der Amerikanischen Revolution. 3.1. Erster Kontinentalkongress 1774. 3.2. Zweiter Kontinentalkongress (1775-1781). 3.3. 3.4. Kriegsverlauf Folgen der Amerikanischen Revolution... 4.1. Amerikanische Verfassungsentwicklung.. 4.2. Bewertung der Revolution...... 4.3. Rezeption der Gründungsphase.... Geschichte kontrovers: Amerikanische Revolution eine Revolution?. Unabhängigkeitserklärung.. Wechselwirkungen und Anpassungsprozesse Romanisierung 1. Übersicht. 1.1. Säulen der Romanisierung.. 1.2. Kriterien nach Strabon (63 v. Chris - 23 n. Chr.).. Völkerwanderung 1. Ursachen.. 1.1. Push-Faktoren 1.2. Pull-Faktoren.. 2. Zeitstrahl.. 3. Vorgeschichte und Verlauf der Völkerwanderung.. 3.1. Krise des Römischen Reichs. 3.2. Der Weg zur Reichsteilung. 3.3. Ende des Weströmischen Reichs. 4. Das Ostgotenreich in Italien... 4.1. Aufstieg Theoderichs zum römischen Heermeister und Herrscher in Italien... 4.2. Das Ostgotenreich in Italien unter Theoderich.. 4.3. Theoderichs Herrschaftsverständnis ........ 5 .5 .5 .6 7 .7 .8 .8 8 .9 .9 10 10 10 11 11 11 12 12 12 12 13 13 14 14 15 15 16 16 4.4. Soziale und rechtliche Beziehungen zwischen Goten und Römern.. 5. Rezeption der Völkerwanderung. 5.1. Begrifflichkeiten und Probleme. 5.2. Deutsche Deutung des 18. bis 21. Jahrhunderts 6. Geschichte kontrovers: Völkerwanderung als Ursache für Untergang des Römischen Reichs?. Wurzeln unserer Identität 1. Weltkrieg 1. Bismarck (1871-1890 Reichskanzler). 1.1. Außenpolitik. 2. Kaiser Wilhelm II. (ab 1888 Kaiser) 2.1. ,,Neuer Kurs". 2.2. Außenpolitische Isolation. 3. Anlass/Ursprung.... 3.1. Ursachen 3.2. Balkankrise 1908/09-1912-1913: ,,Pulverfass Balkan" 3.3. Julikrise 1914. 4. Kriegsverlauf 5. Perspektiven der Teilnehmer... 5.1. Kriegsschuldfrage.... Weimarer Republik 1. Die Novemberrevolution 1918/19. 1.1. Vorgeschichte........ 1.2. Novemberereignisse 1918. 1.3. 1.4. Bewertung. 2. Die Weimarer Verfassung 1919 2.1. Entstehungsprozess 2.2. Entwicklung und Ende der Revolution. Inhalte und Kontroversen 2.2.1. Allgemeines... 2.2.2. Verfassungsorgane... 2.3. Bewertung und Folgen.... 3. Der Versailler Vertrag 1919.. 3.1. Grundsätze und Zielsetzung. 3.2. Regelungen...

Nichts passendes dabei? Erkunde andere Fachbereiche.

Knowunity ist die #1 unter den Bildungs-Apps in fünf europäischen Ländern

Knowunity ist die #1 unter den Bildungs-Apps in fünf europäischen Ländern

Knowunity wurde bei Apple als "Featured Story" ausgezeichnet und hat die App-Store-Charts in der Kategorie Bildung in Deutschland, Italien, Polen, der Schweiz und dem Vereinigten Königreich regelmäßig angeführt. Werde noch heute Mitglied bei Knowunity und hilf Millionen von Schüler:innen auf der ganzen Welt.

Ranked #1 Education App

Laden im

Google Play

Laden im

App Store

Immer noch nicht überzeugt? Schau dir an, was andere Schüler:innen sagen...

iOS User

Ich liebe diese App so sehr, ich benutze sie auch täglich. Ich empfehle Knowunity jedem!! Ich bin damit von einer 4 auf eine 1 gekommen :D

Philipp, iOS User

Die App ist sehr einfach und gut gestaltet. Bis jetzt habe ich immer alles gefunden, was ich gesucht habe :D

Lena, iOS Userin

Ich liebe diese App ❤️, ich benutze sie eigentlich immer, wenn ich lerne.

Alternativer Bildtext:

und Beschlüsse... 3.2.1. Territoriale Bestimmungen. 3.2.2. Militärische Bestimmungen. 2 16 17 17 17 18 19 19 19 19 19 2 2 2 2 19 19 19 20 20 21 .21 ~ ~ ~ ~ ~ 22 22 22 23 23 .23 .23 24 .24 24 24 25 25 26 26 .26 3.2.3. Politische und wirtschaftliche Bestimmungen..... 3.3. Folgen und Bedeutung..... Parteien und Milieus..... 4.1. Die Parteien der Weimarer Republik.. 4.2. Gesellschaftliche Milieus und Gruppen 5. Antidemokratische Bedrohungen der Republik... 4. 6. 5.1. Die Stellung der alten Elite....... 5.2. 5.3. 8. Bedrohung der Republik durch extreme Kräfte... Politische Gewalt und antidemokratische Entwicklung der Anfangsjahre. Das Krisenjahr 1923 6.1. Ruhrkampf..... 6.2. Wirtschaftskrise und Hyperinflation. 6.3. Hitler-Putsch 7. „Ära Stresemann" und „Goldene Zwanziger".. 7.1. Politik und Wirtschaft in der „Ära Stresemann". 7.1.1. 7.1.2. 7.1.3. Gustav Stresemann (1878-1929) als Repräsentant der Zeit. Stresemanns Außenpolitik.. Entwicklung von Innenpolitik und Wirtschaft.. 7.2. Lebensgefühl, Kultur und Wissenschaft.... 7.2.1. Massengesellschaft und Massenkultur. 7.2.2. Vielfalt der Hochkultur und wissenschaftliche Blüte 7.2.3. Rollenbild und Stellung der Frau...... Das Scheitern der Weimarer Republik.......... Ausbruch und Verlauf der Weltwirtschaftskrise (ab 1929) Folgen und Krisenentscheidungen in Deutschland... Politische Radikalisierung und Scheitern der Weimarer Republik. 8.1. 8.2. 8.3. 8.4. Aufstieg der NSDAP bis zur Machtübernahme 1933. 8.5. Zusammenfassung: Gründe für das Scheitern von Weimar. Geschichts- und Erinnerungskultur 1. Gedenk- und Feiertage in Geschichte und Gegenwart. 1.1. Begrifflichkeiten.. 1.2. Funktionen historischer Erinnerung 1.3. Erzähl- und Sinnbildungstypen: Jörn Rüsen (1938).. 1.4. Geschichtsbewusstsein und Geschichtskultur: Bernd Schönemann (1954)... Nationale Gedenk- und Feiertage in verschiedenen Ländern 2. 4. Juli: Unabhängigkeitstag in den USA...... 3. 9. November: ,,Schicksalstag" der Deutschen... 3 26 26 26 2 2 2 2 8 26 28 .28 28 28 29 29 .30 .30 30 .31 .31 .31 31 31 .32 .32 32 32 33 33 33 34 35 35 .37 37 39 39 40 40 40 4. 11. August: nationaler Festtag der Weimarer Republik..... 5. 27. Januar: Gedenken an Opfer des Nationalsozialismus und Holocaust.. 6. 3. Oktober: Tag der Deutschen Einheit.. Kernmodule Krisen (S1) 1.1. Checkliste Krisen 1.2. Rudolf Vierhaus (1922-2011): Merkmale historischer Krisen... 2. Revolutionen (S1). 1. 2.1. Begriffsdefinition nach Schieder (1908-1984). 2.2. 2.3. 2.4. 2.5. 2.6. 2.7. Alexis de Toqueville (1805-1859): Reformen können gefährlich sein. Ursachen für Revolutionen nach Goldstone (1991) Charakter von Revolutionen nach Eisenstadt (1923-2010). Hannah Arendt (1906-1975): Revolution und Freiheit. Theorie der relativen Deprivation nach Davies (& Davies-J-Kurve). Revolutionstheorie nach Marx und Engels (1847). 3. Modernisierung (S1) 1. Kulturkontakt und Kulturkonflikt (S2).. Urs Bitterli (1935-2021): Wie Kulturen einander begegnen. 1.1. 1.2. Samuel P. Huntington (1927-2008): Kulturkonflikt.... 1.3. Jürgen Osterhammel (1952): Kulturkontakt zwischen Annäherung und Abgrenzung 1.4. Mischa Meier (1971): ,,Völker" und Ethnogenese 2. Transformationsprozesse (S2) 2.1. Fernand Braudel (1902-1985): École des Annales. 3. Migration (S2) 3.1. Felicitas Hillmann (1964): Dimensionen von Migration...... 1. Nation - Begriff und Mythos (S3). 1.1. Benedict Anderson (1936-2015): Merkmale moderner Nationen 1.2. Herfried Münkler (1951): Nationale Mythen als ,,Volkspädagogik“. 1.3. Heidi Hein-Kircher (1969): Politische Mythen und ihre Funktion. 2. Deutung des deutschen Selbstverständnisses (S3)........ 3. Deutscher Sonderweg und transnationale Geschichtsschreibung (S3). 4 41 41 42 43 43 43 43 43 44 44 44 44 .44 4 4 4 4 45 45 45 45 46 46 47 47 47 47 48 48 49 49 49 49 50 Amerikanische Revolution 1. übersicht -Melasse Act 1754 Beginn French and Indian War -Appalachen Proklamation Ende French and Indian War 1763 1764 1607 1620 Maßnahmen der britischen Regierung • Sugar Act und Currency Act (1764) • Stamp Act (1765) • Stationierung britischer Regimenter in Boston (1768) • Teegesetze (1773) Zwangsgesetze (1773) 19. Oktober Stempelsteuerkongress -Stamp Act 1765 16.-18. Jhd. 1766 Declaratory Act Krise der britischen Kolonialherrschaft 1767 29. Juni: Twonshed Act 1770 5 Marz Boston Massaker 2.1. Gesellschaft in den Kolonien zunehmende Frontstellung zwischen dem britischen Mutterland und seinen nordamerikanischen Kolonien 1773 2. Vorgeschichte der Amerikanischen Revolution Auf einen Blick 16. Dezember Boston-Tea-Party 1774 Reaktionen in den Kolonien Zom über wirtschaftliche Benachteiligung Wirtschaft Frühjahr Coercive Act →→Stempelsteuer-Unruhen Stempelsteuerkongress (.No Taxation without Representation") → Massaker von Boston Gesellschaft 5. September Erster Kontinentalkongress Boston Tea Party" → Formierung einer interkolonialen Widerstandsbewegung 1775 Kontinetakongress Aprit Gefechte von Lexington und Concord 1776 1777 2.2. ,,French and Indian War" (1754-1763) 1752/53 LM Unabhängigkeitserklärung 12. Junk Virginia of Rights Wendepunkt Sieg bei Schlacht um Saratoga 1778 5 1781 Bündnis mil Frankreich O Am mittleren Atlantik: Kornkammer O Süden: Pflanzeraristokratie, die Sklaverei betreibt Norden/Mitte viele freie (klein)-Bauern (materialintensive Wirtschaft) Kapitulation vor Großbritannien Bürger mit Eigentum waren frei und besaßen das Wahlrecht 1787 In Jamestown (Virginia) entsteht die erste britische Niederlassung in Nordamerika Etwa 100 strenggläubige Calvinisten (,,Pilgrim Fathers") segeln auf der Mayflower in die Neuengland-Staaten (Nordosten der USA) und gründen die Stadt Plymouth (Massachusetts) Verlassungskonvent entwirt Verfassung → ,,Mayflower Compact" über rechtliche und religiöse Grundlage Entstehung von 13 britischen Siedlungskolonien an der Ostküste → zunächst salutary neglect (wohlwollende Vernachlässigung) & weitgehende Selbstverwaltung 3. September Frieden von Paris Wachsende Besiedlung der englischen Kolonien → Ausdehnung nach Westen und zunehmende Eigenständigkeit O Relative Isolation der weit verstreuten Siedlungen = hoher Stellenwert von Eigenverantwortung GB erkennt USA an Unterschiedliche Entwicklung je nach Region o Neuengland: Fischerei, Überseehandel der Puritaner, kapitalkräftiges Bürgertum in Hafenstädten 1789 Verfassung ti in Kra Schleichende Erosion der britischen Macht in amerikanischen Kolonien George Washington als erster Präsident Konkurrenz um Kolonien zw. England und Frankreich O Auf beiden Seiten Errichtung von Forts und erste kriegerische Auseinandersetzungen Süden Großgrundbesitzer und Plantagenwirtschaft (arbeitsintensive Wirtschaft) freie Bürger mit Wahlrecht bei Eigentum Sklaven waren ausgenommen und Großgrundbesitzer dominierten 1754-1763 1763: Frieden von Paris 1764: Sugar Act 1765: Quartering Act & Stamp Act 7. Oktober 1765: Stempelsteuer- kongress 1766: Declaratory Act 1767: Townshend Act 5. März 1770: Boston Massacre Briten und Franzosen kämpfen um Vorherrschaft auf Nordamerika in Bündnissen mit ind. Bev. (,,French-and-Indian War") Ab 1771 O Jahrelange verlustreiche Kämpfe (auch Kolonisten als Soldaten eingesetzt) Grundlegende Rivalität auch in Europa → beide Interesse am fruchtbaren Tal des Ohio Anfängliche Vorteile für Franzosen 2.3. Krise der britischen Kolonialherrschaft (1763-1775) 1763: Königliche Proklamation O Schlechte Führung der Briten 1758: ehemaliger Verwalter William Pitt wird Premierminister in GB => Kurswechsel O Truppen + finanzielle Unterstützung = Seeherrschaft, Blockade französischer Häfen Friedensvertrag beendet Krieg → Sieg der Briten mit sehr hoher Staatsverschuldung → alleinbestimmende Kolonialmacht in Nordamerika (GB auf Höhepunkt seiner Macht) Staatsverschuldung GBs durch Kriegskosten O Streben nach stärkerer Kontrolle & Beteiligung der Kolonien an Finanzierung ihrer Verwaltung 7-jähriger Krieg in Europa: finanzielle Unterstützung der Gegner Frankreichs (1756-1763) → Steuergesetze für Kolonien zur Finanzierung (= Wirtschaftskrise in Kolonien) Stationierung britischer Truppen in Nordamerika Festlegung der Appalachen als westliche Grenze für Besiedelung (Vermeidung von Konflikten mit ind. Bev.) O häufige Missachtung durch Kolonisten (unzulässiger Eingriff in Freiheit) Einführung ohne Absprache mit Kolonien (heftiger Widerstand und Sabotageakten gegen Zollbehörden) Hohe Steuern auf bestimmte Waren, die nicht über GB eingeführt worden → erstmalige Kontrolle der Steuerabgaben (Schmuggel wird unattraktiver) Pflicht zur Unterstützung der britischen Truppen & Besteuerung öffentlicher Schriftstücke (Auch Zeitungsmacher protestierten auf Titelseiten) Stempelsteuerunruhen → zunehmende Politisierung der Bevölkerung Bildung von Geheimorganisationen o Sons of Liberty": in Boston von Handwerkern und Kaufleuten gegründete Gruppe, führt verschieden Sabotageakte durch O Importboykotte & Blockade der neuen Zollbehörde Erste kolonieübergreifende Zusammenarbeit & Koordination des Widerstandes Forderung nach Rücknahme des Stempelsteuergesetzes Kolonien einig über das Recht der Selbstbestimmung O Steuer sei ,,verfassungswidrig", da Kolonien nicht im Parlament in Westminster vertreten seien → no taxation without representation" O Steuern an sich nicht das Problem, sondern die grundlegende Verletzung der Rechte der Kolonisten Rücknahme der Stempelsteuer Bekräftigung, jedwedes Gesetz für Kolonien erlassen zu können (deutliche Hierarchie) Erhebung von Einfuhrzöllen & Übertragung weitreichender Vollmachten auf Zollbeamte Nach Protesten: Steuer nur noch auf importiertem Tee, um am Prinzip des Besteuerungsrechtes festzuhalten → Konflikt wird zu einem Prinzipienstreit Eskalation mit Todesfolgen aus nichtigem Anlass (Tötung von fünf Demonstranten) Britische Regierung ist gezwungen, Soldaten abzuziehen Sehr faire Behandlung der Rotröcke (Briten) durch amerikanisches Gericht (→ John Adams) Zunehmende Radikalisierung der Bevölkerung → erstmalige Kooperation von Elite und Unterschicht in ,,Sons of Liberty" Instrumentalisierung der Kolonisten, um Hass gegen britische Krone zu schüren Entstehung von Korrespondenzkomitees zur erleichterten Kommunikation zw. Kolonien 6 Mai 1773: Tea Act 16.12.1773: Boston Tea Party 1774: Coercive Acts (brit.) / Intolerable Acts (am.) 2.3.1. Perspektiven auf den Konflikt Amerikaner Fühlen sich ungerecht behandelt (da sie im French-and- Indian-War loyal waren) Fühlen sich wegen britischer Inkonsequenz in Durchsetzung der Gesetze in ihrem Tun bestätigt Drohender Bankrott der ,,East India Company" soll abgewendet werden (überließ Teemonopol in Nordamerika) → Aufruf zum Boykott des Tees Weigerung des Gouverneurs, Teeschiffe nach England zurückzuschicken Stürmen als Indianer verkleidet britische Handelsschiffe und versenken deren Ladungen Beschluss von drakonischen Maßnahmen gegen Massachusetts o Z.B. Auflösung der Abgeordnetenhäuser in einzelnen Kolonien erhoffte erzieherische Wirkung bleibt aus O Mobilisierung kolonialer Elite & Formierung einer interkolonialen Widerstandsbewegung → Solidarisierung der Kolonien gegen tatsächliche bzw. wahrgenommene Unterdrückung Negative Sicht auf Briten verstärkt sich, da deren Reaktionen als Willkür und Machtmissbrauch verstanden werden (+ zusätzliche religiöse Unterfütterung) → Bedroht persönliche Freiheit 3. Verlauf der Amerikanischen Revolution Auf einen Blick Ursachen zunehmende Einmischung der britischen Regierung in Belange der Kolonien: finanzielle Belastung der Kolonien durch britische Besteuerung Begrenzung des Besiedlungsgebiets Anlass Boston Tea Party (1773) → Zwangsgesetze Verlauf der American Revolution" Verlauf • Erster Kontinentalkongress (1774)→→ Erklärung der Rechte der Kolonisten Ausbruch des Unabhängig- keitskriegs (1775) • Zweiter Kontinentalkongress (1775-1781)-Staatenver- • Unabhängigkeitserklärung (4.7.1776) Anerkennung der amerika- nischen Unabhängigkeit im Friedensvertrag von Paris (3.9.1783) O fassungen 3.1. Erster Kontinentalkongress 1774 Herausbildung zweier Gruppen: George Washington Folgen Gründung der Vereinigten Staaten in den Articles of Confederation (1781) Ausarbeitung einer neuen Verfassung (1787) Wahl George Washingtons zum ersten Präsidenten der USA (1789) Gehen eher inkonsequent vor (Gesetze erlassen, zurückziehen... | Durchsetzung mit Zwang/nachlässige Umsetzung) → Folgen für die amerikanische Perspektive Patrioten (ca. 1/3) Radikale: kompromisslose Haltung gegenüber GB (fühlten sich von GB ungerecht behandelt) Briten Sehen sich im Recht, Steuern zu erheben Misskommunikation als Basis vieler Probleme Loyalisten (ca. 1/3) Gemäßigte: Versuche, durch Union mit GB Kluft zw. Kolonien und Mutterland zu überwinden - strebten vorerst nicht Unabhängigkeit an, sondern Wiederherstellung der - sahen englische Regierung auch in alten politischen und wirtschaftlichen Freiheiten der Kolonien den amerikanischen Kolonien als rechtmäßig an - durch den zunehmenden Eingriff der britischen Krone und die Selbstverwaltung der Kolonien wurden die Patrioten zu den wichtigsten Vertretern des Wiederstandes und Befürwortern der Unabhängigkeit Allianz zw. ,,Sons of Liberty" und radikaler Mittelschicht O Bekenntnis zur Volkssouveränität, Ablehnung der brit. ,,Zwangsgesetze" als verfassungswidrig 1. Oktober 1774: Erklärung der Rechte der Kolonisten (Vorwegnahme der späteren Unabhängigkeitserklärung) Betonung der Rechte auf Leben, Freiheit und Eigentum 7 Beschlüsse: Solidarität der Kolonien untereinander (einheitliche Wirtschaftspolitik), Handels- und Konsumboykott, Volksbewaffnung in allen Kolonien → Entstehung des Assoziationsartikels 3.2. Zweiter Kontinentalkongress (1775-1781) Übernahme der Aufgaben einer nationalen Regierung O Ausrufung des Verteidigungszustands für alle Kolonien O Überwachung der Einhaltung des Boykottbeschlüsse O Aufstellung einer Kontinentalarmee unter George Washington als Oberbefehlshaber Kriegsziele der Amerikaner: zunächst nur Verteidigung der Rechte der Kolonien + Aussöhnung mit GB 1776: Empfehlung an Provinzialkongresse, neue Verfassungen auszuarbeiten → Inhalte der meisten Staatenverfassungen stellen Kompromiss zw. revolutionären Prinzipien und Erfahrungen der Kolonialzeit dar O Gewaltenteilung zwischen Zweikammerparlament (Repräsentantenhaus und Senat) und Gouverneur als Chef der Exekutive Erst allmähliche Durchsetzung der Judikative als unabhängige dritte Kraft Begrenzung der Amtszeiten, um Bürger vor Machtmissbrauch zu schützen Zensuswahlrecht (wählen darf nur, wer gewisse Finanzmittel aufweist) Grundrechteerklärung O 0 0 0 0 3.3. Unabhängigkeitserklärung 1776: Common Sense 12. Juni 1776: Virginia Bill of Rights 2. Juli 1776 4. Juli 1776: Declaration of Independence 19. April 1775: Beginn des Kriegs 3.4. Kriegsverlauf 1777: Wendepunkt Flugschrift des Briten Thomas Paine: Erstmals öffentlicher Versuch zur Unabhängigkeit Widerstandsrecht: Unabhängigkeit ist gerechtfertigt und absolut notwendig →s. Blut der Opfer & große Entfernung zu GB Soll Fundament der Regierung werden Treffen der Entscheidung zur Unabhängigkeit kompakte Zusammenfassung und verbindliche Erklärung fast aller Grundsätze (westlicher) Demokratie o allgemeinen Menschenrechte & bürgerliche Freiheitsrechte O politische Rechte → Presse und Religionsfreiheit O Staatsorganisationen →Gewaltenteilung, regelmäßige Wahlen → Unabhängigkeitserklärung wird rechtskräftig Gleichheitspostulat (,,all men are created equal") im Sinne der Rechtsgleichheit → unveräußerliche Rechte des Menschen: Leben, Freiheit, Streben nach Glück Volkssouveränität: Pflicht der Regierung, Rechte der Bürger zu sichern → Möglichkeit, Regierung bei Zuwiderhandeln abzusetzen - Begründung der Unabhängigkeit mit Tyrannei des Königs gegenüber seinen Untertanen in den Kolonien → Forderung nach völkerrechtlicher Anerkennung als souveräne Nation Erster Schuss unklar (→Krieg der Worte endgültig vorbei) Militärisches und strategisches Ungleichgewicht: Amerikaner Meist unerfahrene und schlecht ausgerüstete Farmer Strategische und motivationstechnische Vorteile durch Verteidigungskampf im eigenen Territorium Briten Führende Militärmacht der Welt Schwierigkeiten, das riesige Land militärisch zu erobern und zu sichern Logistische Probleme wegen Aufrechterhaltung langer Nachschublinien über den Atlantik Durch Guerillataktik (Überraschungsangriffe und taktische Manöver): Sieg über die Briten in zwei kriegsentscheidenden Schlachten wegen mangelnder Zusammenarbeit britischer Befehlshaber (kriegen Unterstützung von deutschen Söldnern) Faktoren für Niederlage GBS Wichtige britische Politiker waren nicht fähige Führungspersönlichkeiten Nicht alle militärische Ressourcen konnten eingesetzt werden (→ Unruhen in Europa selbst) Keine Strategie, da Krieg nicht zwingen ernst genommen wurde 8 1778-1781 April 1782 3. September 1783: Frieden von Paris 4. Folgen der Amerikanischen Revolution Auf einen Blick Legislative Kongress Repräsen- tantenhaus 2 Jahre Senat Parlamente und Regierungen der Bundesstaaten 1783: susp Veto Kontrolle Kontrolle je Staat 2 Senatoren auf 6 Jahre bis 1913 seit 1913 Bündnis zwischen Frankreich und der USA Frankreich erkennt die USA an und greift in den Krieg ein, um den USA zu helfen → Briten schwächen wegen Vergangenheit (Fr.-&-In.-War) amerikanische und französische Truppen bilden (mit Unterstützung von Spanien und den Niederlanden) eine schlagkräftige Armee und zwingen die Briten 1781 bei Yorktown zur Kapitulation Beginn der Friedensverhandlungen in Paris Völkerrechtliche Anerkennung der amerikanischen Unabhängigkeit durch GB → Abzug britischer Truppen & Auswanderung der Loyalisten Abtretung des gesamten Gebiets zwischen Appalachen und Mississippi an die USA Krisenstimmung Bis 1788 1789 1787: Verfassungs- konvent Exekutive Präsident 4 Jahre Wahlmänner emnennt auf Lebenszeit" Kontrolle Emennung Oberbefehl Streitkräfte wahlberechtigte Bevölkerung Judikative 4.1. Amerikanische Verfassungsentwicklung Konsens in Ablehnung des britischen Modells: keine Monarchie oder Aristokratie Verfassung als höherrangiges Gesetz & Grundlage jeder späteren Gesetzgebung, um Freiheit des Einzelnen dauerhaft vor staatlichen Übergriffen zu schützen Oberster Gerichtshof (Supreme Court) Gewaltenteilung in Legislative, Exekutive und Judikative zur gegenseitigen Kontrolle Hinzufügung einer Menschenrechtserklärung (Virginia Bill of Rights als Vorbild) Gedanke des Gleichgewichts als Kern der Verfassung → Abkehr von radikaldemokratischer Form und Bevorzugung indirekter Wahlen Staatssekretäre (Secretaries) 1781: erste Articles of Confederation: Einzelstaaten werden zu Vereinigten Staaten Bundesverfassung →loser Staatenbund mit weitgehenden Souveränitätsrechten der Einzelstaaten Wirtschaftliche Rezession, Handlungsunfähigkeit des Kongresses, Rebellionen und Parteienkämpfe in den Einzelstaaten →Ruf nach Revision der Konföderationsartikel (Prinzip der einzelstaatlichen Souveränität von 1777) die Verfassung der Vereinigten Staaten wird entworfen von den Gründervätern (55) Ergebnisse der Verfassung: Gewaltenteilung, Gleichgewicht, eingeschränkte Regierung, Sicherung der Freiheit, Wahlrecht (nur für weiße Männer) Bundesstaat mit starker Zentralmacht (indirekt gewählter Präsident, Exekutive): Bundesrecht steht über Recht der Einzelstaaten (,,supreme law of the land") Zweikammerprinzip des Kongresses als Legislative: Repräsentantenhaus (jeder Staat gemäß seiner Bevölkerungszahl) & Senat (zwei Senatoren pro Staat) Judikative: Bundesgerichtswesen mit Supreme Court an der Spitze Großes Konfliktpotential/divergierende Reaktionen: Anti-Föderalisten vs. Föderalisten → Föderalisten: Befürworter der Verfassung *Bestätigung durch den Senat → Anti- Föderalisten: wollen Selbstverwaltung, fürchten Freiheitsverlust Ratifizierung der Verfassung durch erforderliche Mehrheit der Einzelstaaten Verfassung wird um Bill of Rights (allgemeine Grund- und Menschenrechte) ergänzt George Washington wird erster Präsident der USA 9 4.2. Bewertung der Revolution Errungenschaften der Revolution - Herausbildung einer amerikanischen Identität und Entstehung einer öffentlichen Meinung - Verwirklichung des Gedankens einer Volkssouveränität - Verfassung als höheres Recht auf Bundes- und Staatsebene - persönliche Freiheitsrechte in Grundrechtserklärung Erklärung der Menschenrechte → Vorbild für andere - Gewaltenteilung und gegenseitige Kontrolle (checks and balances) in föderalistischem System - Herausbildung einer pluralistischen politischen Kultur auf Basis einer gemeinsamen konstitutionellen Ordnung und fundamentalen Wertekonsens Grenzen der Revolution - nur weiße, überwiegend reiche Männer als Profiteure der revolutionären Errungenschaften - nur geringfügige soziale Umwälzungen - Ablösung traditioneller hierarchischer und patriarchalischer Vorstellungen durch Konzept einer egalitären staatsbürgerlichen Gesellschaft → Betonung von Gleichheit, Individualität und Privatheit 4.3. Rezeption der Gründungsphase Bereits Anfang des 19. Jhd.: Interpretation als Kampf um individuelle Freiheit und Selbstbestimmung heutiges Selbstverständnis der USA als Vorreiter in Verzug auf Freiheit, Demokratie und Selbstverwirklichung (Masseneinwanderungen → American Dream) Deutung der Revolution als Gründung einer Nation mit stabilem modernem Staatswesen → Schaffung der Bundesverfassung als Höhepunkt der Revolution Glaube an Vorbildcharakter der neuen Republik und besondere Mission der amerikanischen Nation Revolution als Gründungsmythos für gesamte Gesellschaft Verherrlichung/Instrumentalisierung der Gründerväter wie Washington, Hamilton oder Jefferson politische Interessengruppen nutzen Gedenktage, Ereignisse und Personen für politische Debatte → ,,jeder findet den passenden Gründungsvater für seine politische Meinung" Romantisierung der Unabhängigkeit keine Verbesserung der Lage der ind. am. Bevölkerung (müssen sich assimilieren oder zurückweichen) - schwarze Sklaven bleiben von Freiheits- und Gleichheitspostulaten weitestgehend ausgehschlossen - weiße Frauen zunächst ausgeschlossen ABER: Rhetorik der Revolution bietet benachteiligten Gruppen Anknüpfungspunkte, um eigen Rechte einzufordern → langfristig befreiende Wirkung → z.B. Ölgemälde mit allen Kongressmitgliedern, welche eigentlich aber nie alle in einem Raum waren Film und Literatur Rezeption in Filmen sehr realitätsfern (viele Widersprüche und hohe Komplexität) → Mythische Verklärung z.B. Der Patriot (2000) mit Mel Gibson starke Prägung der Literatur → Glorifizierung der neuen Nation (Grausamkeit der Kriege werden ignoriert) → Ziel: Erschaffung einer eigenen Literaturgattung, unabhängig von englischen Einflüssen Utopisch (Dippel) 5. Geschichte kontrovers: Amerikanische Revolution eine Revolution? Konservativ (Hochgeschwender) Revolution zum Erhalt vorheriger Umstände → keine neue Vision o.ä. Keine Revolution? (Arendt) Keine Aristokratie Primär mentale Befreiung Beginn einer neuen Weltordnung/Zeitalter Zweck der Restauration → Revolution Unbewusst/ungewollt Nie eine feste Vorstellung genannt Protestanten → Revolutionäre → Regierung 10 Romanisierung 1. übersicht Übernahme der lateinischen Sprache und römischen Zivilisation durch meist unterworfene Völker sprachliche und kulturelle Anpassung unter Umgestaltung eigener Kulturformen → Akkulturation O unterschiedliche Völker und Stämme wachsen zu homogener Reichsbevölkerung zusammen nicht alle Gebiete romanisiert → Griechische Kultur hohe Stellung/Vorbild für Römer nicht immer friedlich oft gewaltsam (Bsp. Söhne von Stammesführern) technischer und wissenschaftlicher Fortschritt langfristige Sicherung des Friedens innerhalb des Reichs O Pax Romana (,,Römischer Frieden"): ca. 200 bis 250 Jahre lange Periode, trotz einzelner Aufstände und kurzer Bürgerkriege insgesamt von innerem Frieden und Stabilität geprägt 1.1. Säulen der Romanisierung Militär Politik Wirtschaft Städtebau Religion Sprache Eroberung → Provinzen und Gebiete wurden romanisiert Stationierung von Gruppen → Grenzsicherung zur Verteidigung Rekrutierung von Einheimischen → größere militärische Stärke (teilweise auch Zwangsrekrutierung) Ansiedlung von Veteranen → Verbreitung römischer Kultur & Landvergabe innerhalb des Reichs Einrichtung von Provinzen → Verwaltung nach römischem Vorbild Vergabe des Bürgerrechts außerhalb Roms (seit 212 n. Chr.) → oftmals an Oberhäupter jeweiliger Stämme = evtl. leichtere Romanisierung der Stammesmitglieder politischer Aufstieg bis hin zum Kaiser → Anreiz/Motivation Gültigkeit des römischen Rechts in den Provinzen → Stabilisation und erhöhte Sicherheit (politische) Integration für alle (besonders an Grenzen wie Donau, Rhein oder Limes) → Feinde wurden zu Partnern Verbreitung von Geld (Münzen) → Einführung einer allgemein gültigen Währung Ausbau der Verkehrswege → Handelswege als kultureller Treffpunkt (Bsp. Lyon, damals Lugdunum) Handel innerhalb des Römischen Reichs Interesse an Luxusgütern geweckt → verbesserte Wirtschaft führt zu mehr Wohlstand → Zentrum der Kulturträger des Römischen Reichs Gründung und Ausbau von Städten Bau von Brunnen, Thermen und Wasserleitungen Bau von Tempeln und Amphitheatern Anlage von Plätzen als Stadtzentren Platz für Märkte kultureller Fortschritt, verbesserte Infrastruktur, verbesserte Gesundheit/Hygiene Tolerierung verschiedener Religionen Verbreitung des Kaiserkults → stärkt Treue Probleme mit Monotheismus Übernahme des Christentums ab 311/313 Tolerierung verschiedener Sprachen Verbreitung von Latein als Sprache Roms # im Osten starke Stellung des Griechischen romanische Sprachen noch heute gesprochen, aber nur Rumänisch im Osten 1.2. Kriterien nach Strabon (63 v. Chris - 23 n. Chr.) Anpassung der Lebensstile → Umschwung des Gemeinwesens Zusammensiedlung (Wohnen in Städten Dörfern); sonst keine Übernahme Kultur (Einwanderer # Flüchtlinge) je nach Generation: Landessprache als neue Verkehrssprache Staatsbürgerschaft oft Voraussetzung → Latiner 11 Die Völkerwanderung 1. Ursachen 1.1. Push-Faktoren Mangel und Versorgungsprobleme durch Klimaveränderungen und Bevölkerungszunahme wachsende soziale Unterschiede und Zerstörung traditioneller Stammesstrukturen durch Zustrom von Geld, Waren und Waffen ehrgeizige Führungspersönlichkeiten, die risikofreudige und gewaltbereite ,,Kampf- und Wanderkoalitionen" bilden gewaltsame Verdrängung durch kriegerische Nachbarvölker, u.a. Hunnen primär: physische Bedrohung des Überlebens (Rest sekundär) 1.2. Pull-Faktoren Anziehungskraft der römischen Kultur und Zivilisation Karrierechancen im römischen Militär Ansiedlungs- und Versorgungsmöglichkeiten auf römischem Gebiet Aussicht auf Beute und Prestige → Migration von germanischen Gruppen ins Römische Reich (Gruppenneubildung/ Ethnogenese, Wanderungszüge oder Ausdehnung des Siedlungsgebietes) 2. Zeitstrahl Anfang 2. Jhd. v. Chr. Mitte 1. Jhd. v. Chr. Ab 16 v. Chr. Jahr 9 Bis 2. Jhd. Ab 233 235 bis 284 284 bis 337 Ab 350 375/376 378 382/395 395 bis 408 Ab 400 Ab 406/407 410 Ab 418 Ab 429 451 455 erstes Zusammentreffen Vergrößerung bis nach Gallien unter Caesar → Rhein als Grenze Erweiterungen durch Kaiser Augustus Varusschlacht im Teutoburger Wald friedliche Migration von Germanen → ca. 160 bis 180 erste militärische Auseinandersetzungen Germanen attackieren Reich an Rhein und Donau (Truppen vermehrt im Osten), Limes wird aufgegeben Krise für Reich → ,,Soldatenkaiser", Hungersnot, Vertrauensverlust, Germanen ziehen plündernd bis Spanien, Italien und Griechenland Reformen unter Kaiser Diokletian und Konstantin (213 Christentum) → Tetrarchie; Germanen als Soldaten und Siedler → auch in hohen Ämtern (Ablehnung durch Elite) Verschiebung des Machtgefüges durch Amt des Heermeisters (im Westen ,,Kaisermacher", im Osten aber wieder Macht schnell eingeschränkt) Hunnen erreichen Europa → Wanderungsbewegungen (376 Zerstörung des Reichs der Ostgoten), Westgoten bitten um Aufnahme im Reich (anfänglich friedlich und Kaiser Valens erfreut, aber dann eskaliert Situation) Westgoten besiegen Kaiser Valens bei Adrianopel (heute Edirne) Kaiser Theodosius siedelt Westgoten auf Balkan an; Teilung in Ost- und Weströmisches Reich Gotenfoedus 382 unter neuem Kaiser Germane Stilicho befehligt als Heermeister die weströmische Armee Römer ziehen sich aus Britannien zurück → Angeln, Sachsen und Jüten Verlust der Rheingrenze → Vandalen, Sueben und Burgunder wandern dauerhaft ins Reich ein Westgoten erobern Rom Westgoten gründen Reich in Südfrankreich Vandalen gründen Reich in Nordafrika Römer und Germanen besiegen Hunnen in der Schlacht auf den Katalaunischen Feldern Vandalen plündern Rom 12 Ab 466 476 488 493 507 527 bis 565 534 552 568 Auf einen Blick Ende des Föderatenverhältnisses zwischen Westgoten und Weströmischem Reich letzter Weströmischer Kaiser Romulus Augustulus wird vom germanischen Offizier Odoaker abgesetzt → Ende des Weströmischen Reichs 3. Vorgeschichte und Verlauf der Völkerwanderung Dekadenz- theorie (innere Schwäche) Oströmischer Kaiser Zenon beauftragt Ostgoten Theoderich, Herrschaft Odoakers über Italien zu beenden Katastrophen- theorie (Einfälle der „Germanen") Theoderich gründet Reich der Ostgoten Westgoten werden von Franken besiegt und ziehen sich nach Spanien zurück oströmischer Kaiser Justinian versucht, ehemaliges Weströmisches Reich wieder unter seine Kontrolle zu bringen → Überspannung der Kräfte und Sympathieverlust Vandalenreich wird von Oströmern zerstört Ostgotenreich wird von Oströmern zerstört Langobarden gründen Reich in Norditalien → Ende der germanischen Völkerwanderung Untergang des Weströmischen Reichs aus heutiger Sicht Zusammenspiel mehrerer Faktoren, aber unterschiedliche Gewichtung SPOR Kontinuitätstheorie (kein Bruch, sondern. allmählicher Wandel) sozioökonomische Theorie (wirtschaftliche Verelendung) zwei übergeordnete Forschungsrichtungen: . Zusammenbruchstheorie: Gewaltakte von außen und Vereinnahmung römischer Strukturen durch Germanen Untergang Roms • Transformationsansatz: „Völkerwanderung" nur Anzeichen für grundsätzlichen Wandel der antiken Welt, aber Kontinuitäten in Politik und Alltagsleben Stilicho 3.1. Krise des Römischen Reichs Beginn der Schwierigkeiten bereits unter Kaiser Marc Aurel (161-180) → Vertrauensverlust in Zentralregierung Druck auf Reichsgrenzen durch Wanderungsbewegungen der ,,Germanen" im Norden, fehlender O Überblick (Raub- und Plünderungszüge bis tief ins Reich hinein) → Markomannenkriege (167-180) O Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage und Gefährdung der Finanzen aufgrund steigender Heeresausgaben O Dezimierung der Bevölkerung durch mehrere Epidemien O Bürgerkriegsgefahr: Unterdrückung einzelner Heeresabteilungen, die Kommandeure zu Kaisern ausrufen Züge einer Militärmonarchie unter Kaiser Septimius Severus (193-211) O Aufstiegsmöglichkeiten für verdiente Soldaten auch ohne Zugehörigkeit zum Senatorenstand Unter Kaiser Diokletian (284-395) Begründung der Tetrarchie, um Reichseinheit zu stabilisieren O Viererherrschaft mit zwei älteren und zwei jüngeren Herrschern als Stellvertretern, die nach zwanzig Jahren nach oben aufrücken ABER: Scheitern der Tetrarchie an Machtkämpfen O ABER: ,,Barbarisierung" durch Germanen in hohen Führungspositionen (z.B. im neuen Amt Heermeister) 3. Jahrhundert: schwere innere und äußere Krise O Verstärkung der äußeren Bedrohung des Reichs → Einfall Alamannen, Franken & Goten, denen teilweise Ansiedlung auf römischem Boden erlaubt wird O Wegen Mangel an Soldaten teilweise Rückgriff auf nichtrömische Hilfstruppen → Möglichkeit für Nichtrömer, im römische Heer Karriere zu machen Legimitation des Kaisers über Akklamation durch das Heer (,,Soldatenkaiser") O Wegfallen der dynastischen Erbfolge und der Zustimmung des Senats = Schwächung der Zentralgewalt → Militär wird zu bedeutendem Machtfaktor O Herkunft zahlreicher Kaiser aus Provinzen → Bedeutungsverlust für Rom als Zentrum 13 3.2. Der Weg zur Reichsteilung 350 375 376 378 382 395 O Situation gerät außer Kontrolle (Aufnahme eig. Mit Ziel neue Soldaten und Siedler durch friedliche Integration zu gewinnen) → größere Anzahl, keine Entwaffnung der Migranten, Versorgungsprobleme Westgoten besiegen Kaiser Valens bei Adrianopel nach Plünderung des Balkans Ansiedlung der Goten in Thrakien durch oströmischen Kaiser Theodosius I. → ,,Gotenfoedus" Legitimer Rechtsstatus der Goten als Reichsangehörige, aber Verbot der Heirat mit Römern Zuteilung von Land und Jahreszahlungen an Goten Befreiung von Steuern, aber Verpflichtung zum Militärdienst (häufiger Rückgriff der Römer auf Föderaten bei Landesverteidigung) Anerkennung des Kaisers, aber Beibehaltung eigener Anführer und Rechtsgewohnheiten → Entstehung eines relativ autonomen gotischen Herrschaftsgebiets innerhalb röm. Grenzen Faktisch definitive Teilung des Reichs in Ostrom und Westrom nach Tod von Theodosius I. → West- und Ostrom weiterhin gemeinsam das unteilbare Imperium Romanum O Zerfall des Weströmischen Reichs im Zuge der ,,Völkerwanderung" O Bestehenbleiben des Oströmischen Reichs bis zur Eroberung durch die Türken 1453 3.3. Ende des Weströmischen Reichs 394 Unterstützung des Kaisers Theodosius I. durch Westgoten gegen Usurpator Eugenius, aber keine angemessene Würdigung des Westgotenkönigs Alarich I. trotz hoher Verluste aufseiten der Goten Tod von Theodosius I. → Ende von Föderatenstatus der Westgoten 395 395 401 408 - 451 - Gründung Konstantinopels als zweites Machtzentrum neben Rom Zerstörung des Reichs der Ostgoten, Angriff der Westgoten (Vorstoß der Hunnen nach Europa im 4. Jhd. bringt neue Dynamik in römisch-germanische Beziehung Teile der Ostgoten erbitten Aufnahme ins Römische Reich wegen Flucht O O O O Eindringen der Hunnen in Siedlungsgebiet der Westgoten auf römischem Boden → Plünderungszug der Westgoten unter Alarich I. durch Römisches Reich, bis sie 397 wieder zu Föderaten gemacht werden und Siedlungsland in Makedonien erhalten Erneute Westwanderung der Westgoten unter Alarich I. und Einmarsch in Italien (verlassen Balkan) → Belagerung der weströmischen Kaiserresidenz Mailand, die daraufhin nach Ravenna verlegt wird → 402: Abwehr der Westgoten durch römische Truppen und Heerführer Stilicho (selber germanischer Abstammung Tod Stilichos: Erneuter Einfall der Westgoten: Belagerung und Plünderung Roms (410) O ABER: Westgoten können sich nicht dauerhaft in Italien festsetzen → 418: stattdessen Gründung des Tolosanischen Reichs im Südwesten Galliens (Herrschaft der westgotischen Könige als echte Alternative zu röm. Kaisern => Machtverlust Roms) → 507: Gebietsverlust an Franken => Toledanisches Reich im heutigen Spanien → 711: Ende des Westgotenreichs im Zuge der muslimischen Expansion Einwanderung weiterer Germanenstämme in Römisches Reich → Entstehung eigenständiger germanischer Herrschaftsgebiete auf weströmischem Boden O oft mit Übernahme römischer Institutionen und römischen Rechts teilweise offizielle Ansiedlung der Germanen als Föderaten, die Waffenhilfe leisten müssen germanische Reichsgründungen reduzierten Gebiet des Weströmisches Reich auf Italien O Kaiser kaum Steuereinnahmen/politischen Einfluss und Vertrauen → machtlose Regierung Kontinuitäten der Germanen Diskontinuitäten der Germanen Teile der römischen Verwaltungsstruktur und Rechtswesen Lebensweise der Menschen grundsätzlich ländlicher und regionaler orientiert Naturalwirtschaft und Tauschhandel ersetzen teilweise wieder Münzgeld Städte, Christentum und Kirche bleiben relativ unverändert Überregionaler Handel geht zurück Änderungen in Sprache und Militärwesen Wirtschaft wieder einfacher und weniger arbeitsteilig gemeinsame Abwehr der Hunnen in Schlacht auf den Katalaunischen Feldern zunehmende Abhängigkeit der weströmischen Kaiser von obersten Heermeistern, die Grenzsicherung gewährleisten → häufige Herrscherwechsel und Machtlosigkeit der Kaiser 14 475 476 534/ 535 Bis 553 568 Rebellion des Heermeisters Orestes gegen weströmischen Kaiser Julius Nepos O Ausrufung von Orestes' Sohn Remulus (als „Augustulus" =,,Kaiserlein" verspottet) zum Kaiser Ausrufung des Germanen Odoaker durch Soldaten zum König → stürzt Orestes, entmachtet Romulus → faktisches Ende des Weströmischen Reichs 4. Das Ostgotenreich in Italien Auf einen Blick O Oströmisches Reich deutlich geringere Probleme mit Migration → Kaiser nutzt günstige Voraussetzungen aus zunächst Akzeptanz von Odoakers Machtübernahme durch oströmischen Kaiser Zenon Ostrom besiegt Vandalenreich 453 → Nordafrika wieder römische Provinz Zurückeroberung Italiens von den Ostgoten unter Kaiser Justinian → Eroberungspolitik erschöpft auf Dauer aber Ressourcen = schneller Verlust der Gebiete O Italien danach verwüstet und verarmt RÖMER Ziel Theoderichs: Zusammenarbeit mit römischen Eliten 471 O Nur Rom, Ravenna und Teile Süditaliens bleiben unter oströmischer Herrschaft Einbruch der Langobarden in Italien & Gründung des langobardischen Königreichs O Ostgoten assimilieren sich & spielen keine eigenständige politische/militärische Rolle mehr → Abschluss der ,,Völkerwanderung" und Ende der Antike in Italien • Ausübung ziviler Ämter in Politik und Verwaltung durch römische Eliten → Beibehaltung von Senat und Konsuln keine schmerzhaften Landverluste 476 bis 487 488 • Rechtsprechung durch rechtskundige Römer • insgesamt respektvoller Umgang Theoderichs mit dem katholischen Glauben 493 Theoderichs ,,Integration durch Separation" OSTGOTEN 4.1. Aufstieg Theoderichs zum römischen Heermeister und Herrscher in Italien 447 Einfall des Hunnenkönigs Attila in Oströmisches Reich und Plünderungszug mithilfe unterworfener Gegner (u.a. auch Gegner) Ziel Theoderichs: weiterhin enge Ver- bundenheit mit gotischen Kriegern gotische Militärverwaltung: stehendes Heer aus ostgotischen Kriegern Schutz des Landes • Zuweisung von Land an ostgotische Krieger • Rechtsprechung durch Gotengrafen • Beibehaltung und Förderung des ostgotischen Arianismus Zusammenleben in einem Gemeinwesen, aber getrennte Aufgaben und Positionen → keine Verschmelzung zu einem Volk Tod Attilas → Abspaltung- und Auflösungserscheinungen bei unterworfenen Völkern → Befreiung der Ostgoten aus Zwangsintegration und Drang ins Römische Reich Theoderich übernimmt Führung der Ostgoten O kam mit acht Jahren als Geisel an oströmischen Kaiserhof in Konstantinopel → starke Prägung durch römische Kultur und erhielt römisches Bürgerrecht Theoderich (mit Unterbrechungen) als römischer Heermeister im Dienst des oströmischen Kaisers O Zunehmende Vergrößerung von Theoderichs Heeresverband → unkontrollierbare Bedrohung für oströmischen Kaiser Zenon Beauftragung Theoderichs durch Zenon, Herrschaft des Germanen Odoaker in Italien zu beenden und bis zur Ankunft des Kaisers als dessen Stellvertreter zu regieren O Ziel Zenons: Ostgoten aus Nähe Konstantinopels entfernen und wieder größeren Einfluss über I. Verlustreiche Kämpfe und zweijährige Belagerung Ravennas durch Theoderich (,,Rabenschlacht") Vorläufige Einigung mit Odoaker über gemeinsame Herrschaft → erste germanisch Gruppe, die Reich im Kernland des ehemaligen Römischen Reichs gründen Ermordung Odoakers durch Theoderich → Übernahme der alleinigen, letztlich dauerhaften Herrschaft in Italien O Herrschaftsverhältnis Theoderichs kompliziert: von ostgotischen Kriegern zum König Italiens ausgerufen, aber gleichzeitig noch römischer Heermeister unter oströmischem Kaiser 15 4.2. Das Ostgotenreich in Italien unter Theoderich Ausrufung Theoderichs ohne Beteiligung Konstantinopels zum König über Goten und Römer in Italien → Ausdruck seiner selbstständigen Herrschaft trotz Verzicht auf Kaisertitel 497 507 524/25 526 535- 552 Ansiedlung ostgotischer Krieger in Norditalien ohne größere Konflikte mit Senat O Sichere Siedlungsgebiete und ausreichend Versorgung = wandernde Föderatenarmee wird zu sesshafter Bevölkerung O O O O Zenons Nachfolger Anastasios: Rücksendung der weströmischen Herrschaftsinsignien in den Westen O Deutung umstritten: 4.3. Theoderichs Herrschaftsverständnis Strategie der ,,selbstbewussten Unterwerfung" → kein anmaßendes Verhalten gegenüber oströmischem Kaiser → Vermeidung einer Machtkonkurrenz → Herrschaft nach eigenen Vorstellungen und Interessen (Einnehmen einer kaisergleichen Rolle) Verzicht Theoderichs auf Prägung von Münzen mit Antlitz als Zeichen der offiziellen Unterwerfung Regierung mittels Edikten (Art Bekanntmachungen) # Erlass neuer Gesetze (alleiniges Recht des Kaisers) Herrschaftsrepräsentation durch Bautätigkeit Theoderichs Nachahmung römischer Außenpolitik: Versuch der Herrschaftsabsicherung durch intensive Heirats- und Adoptionspolitik & Bündnisse mit anderen Germanenreichen → ABER: Scheitern an Expansionsbestrebungen der fränkischen Merowinger oo → Zeichen der Anerkennung von Theoderichs Herrschaft → Aufforderung an Theoderich, neuen weströmischen Kaiser zu erheben Ostrom akzeptiert Konkurrenz im Westen aufgrund fehlender Machtmittel Eroberung von Teilen des Westgotischen Reichs durch Chlodwig → Rückeroberung der Gebiete durch Theoderich & 511 Übernahme des Toledanischen Reichs In Endphase von Theoderichs Herrschaft: Hinrichtung des hohen römischen Beamten und Gelehrten Boethius, der fälschlicherweise des Hochverrats bezichtigt wird → Spannungen zw. Römern und Goten sowie mit Ostrom Tod Theoderichs: Kämpfe um seine Nachfolge O Pläne des oströmischen Kaisers Justinian I., Römisches Reich wiederherzustellen Jahrelange Kriege zwischen Ostrom und Ostgoten 552: vollständige Niederlage der Ostgoten und Ende ihrer Herrschaft in Italien Wiederhergestellte oströmische Herrschaft in Italien nicht von Dauer (s. 3.3) 4.4. Soziale und rechtliche Beziehungen zwischen Goten und Römern Ziele Theoderichs: Konsens und Zusammenarbeit mit römischen Eliten; zugleich aber Aufrechterhaltung der unbedingten Verbundenheit mit gotischen Kriegern Bemühungen Theoderichs um Konsolidierung seiner Herrschaft durch Verzahnung von ostgotischen und römischen Herrschaftsvorstellungen ,,Integration durch Separation": Zusammenleben von Römern und Goten in einem Gemeinwesen, aber getrennte Aufgaben und Positionen in der Gesellschaft → keine Verschmelzung zu einem Volk beabsichtig → „Doppelstaat" ohne Vermischung der gotischen und römischen Gruppenidentitäten Aus Heer rekrutierte gotische Militärverwaltung: Schutz des neu erworbenen Landes, stehendes Heer Ausübung der zivilen Ämter durch lateinsprachige römische Eliten → Beibehaltung von Senat und Konsuln, aber ergänzender Einsatz von gotischen Beamten O Zuweisung von Land an ostgotische Krieger, dabei aber keine schmerzhaften Verluste für Römer O Juristische Gleichberechtigung: getrennte Rechtsprechung über Goten und Römer durch rechtskundigen Angehörigen der eigenen Volksgruppe (Gotengraf bzw. römischer Rechtsgelehrter) → gemeinsame Verhandlungen, wenn beide Gruppen beteiligt sind Toleranz in Glaubensfragen: Förderung des Arianismus (= Ablehnung der göttlichen Natur Christi), aber keine Maßnahmen, um diese Glaubensrichtung in Italien durchzusetzen → überwiegend respektvoller Umgang mit Vertretern der katholischen Kirche 16 Gegen Ende von Theoderichs Regierungszeit: Verhältnis verschlechtert sich, da Nachfolge nicht geklärt ist Stellung des ostgotischen Königs eindeutig abhängig von Anerkennung des oströmischen Kaisers Hoffnung in römischer Bevölkerung: Kaiser übernimmt, wie 488 angekündigt, Macht in Italien Entfremdung des Königs von römischen Untertanen bleibt bis Tod 526 bestehen Zunehmender Widerstand der Goten gegen zu scheitern drohenden Integrationskurs → nachhaltige Integration und Akkulturation durch barbarische Herkunft und militärische Lebensweise behindert (Vorbehalte bei römischer Bevölkerung, die 98% ausmachte) Oooo 5. Rezeption der Völkerwanderung Auf einen Blick 18. Jahrhundert • Rom= dekadent und verweichlicht = Frankreich Tapferkeit der .germanischen" Eroberer ►Germanien" als Bollwerk gegen neues Rom" ,,Völkerwanderung" = unterschiedliche Wander- bewegungen heterogen zusammengesetzter Militär- und Personenverbände ABER: unterschiedliche Deutung und Instrumenta- lisierung der historischen Ereignisse im Lauf der Jahrhunderte Deutsche Deutungen 20. Jahrhundert • „Völkerwanderung als Notwendigkeit eines rassisch hochwertigen" Volks, neuen Lebens- raum zu finden 19. Jahrhundert • Interpretation der Zerstörung Roms als erfolgreiche gesamtdeutsche Kraftanstrengung • Beseitigung des Römischen Reichs durch Germanen" neues Europa 18. Jahr- hundert ► NS-Ideologie: Erobe- rung von Lebens- raum im Osten" für „arische Herrenrasse" 19. Jahr- hundert DER SPIEGEL 21. Jahrhundert • Wurzeln des heutigen Europa in Völkerwanderungszeit" 5.1. Begrifflichkeiten und Probleme Instrumentalisierung und Deutung der ,,Völkerwanderung" im Sinne zeitgenössischer Ziele Begriff: ,,Völkerwanderung" suggeriert kulturell und ethnisch homogene Gruppen, sie sich kontinuierlich von einem Ursprungsort zu einem Zielort begeben Die Germonen-unsere • rechtsextreme Deutungen: Identifikation Deutschlands mit bedrohtem Römischen Reich, aber auch Bezug zu vermeintlichen „germa- nischen Vorfahren" . Aufgreifen historischer Ereig- nisse in Filmen und Serien → ABER: unterschiedliche Wanderbewegungen heterogen zusammengesetzter Militär- und Personenverbände, die durch gemeinsame Interessen zusammengehalten und immer wieder transformiert werden → neutralere Bezeichnung ,,migration period" Germanen: römische Sammelbezeichnung für alle Bewohner östlich des Rheins, aber keine Existenz einer Gruppe dieses Namens mit gemeinsamer Sprache, Religion und Kultur Behandlung der Begriffe ,,Gote", ,,Germane" und ,,Deutscher" oft als Synonym → Vorstellung von Germanen als Vorfahren der Deutschen Identifikation Theoderichs mit untadeligem Heldenkönig Dietrich von Bern im Nibelungenlied O Vorbild ,,deutschen Kampfesmuts" und ,deutscher Manneskraft" 5.2. Deutsche Deutung des 18. bis 21. Jahrhunderts → Theoderich als germanischer ,,Volkskönig", der Ita. kurzlebiges, aber glanzvolles Reich begründet hat Analogien zu heutigen Fluchtbewegungen und Migrationsphänomenen problematisch, da man komplexe historische Sachverhalte und Probleme der Gegenwart grob vereinfacht Behauptung einer Dekadenz & Verweichlichung des alten Roms, wird mit Frankreich gleichgesetzt Anständigkeit und Tapferkeit der „germanischen" Eroberer → ,,Germanien" (= Gesamtheit der deutschen Einzelstaaten) als Bollwerk gegen ,,neues Rom" (= Frankreich) 17 Eroberung Roms durch dessen Verderbnis, Stolz und Feigheit hervorgerufen →Alarich als gerechter Rächer der vom Römischen Reich betrogenen ,,germanischen" Hilfstruppen Entstehender deutscher Nationalismus: Interpretation der Wanderbewegung als Aufbegehren von Nationen gegen die Unterdrückung durch antinationales römisches Imperium → Zerstörung Roms als erfolgreiche gesamtdeutsche Kraftanstrengung 20. Jahr- hundert 21. Jahr- hundert Beseitigung des morschen Römischen Reichs durch ,,Germanen", als Fundament für neues Europa → Deutsche mit besonderer Aufgabe in Europa und der Welt: deutsches ,,Sonderbewusstsein", ,,Am deutschen Wesen soll die Welt genesen." (vgl. Kaiser Wilhelm) Nutzung von Sagen und Legenden, um lange zurückreichende Wurzeln der im Entstehen begriffenen Nationen vorzuspiegeln Ausbau der Deutung des 19. Jhd. durch aufkommende völkische Ideologie: ,,Völkerwanderung" als Notwendigkeit eines sich stark vermehrenden, ,,rassisch hochwertigen" Volks, neuen Lebensraum zu finden (vgl. Rassenideologie der NSDAP) Übernahme in Ideologie des Nationalsozialismus: Vorstellung von der ,,arischen Herrenrasse" mit Bedarf an ,,Lebensraum im Osten" Hitlers Deutung des Russlandfeldzugs als „natürliche" Rückkehr der zur Zeit der Völkerwanderung aus dem Osten vertriebenen Germanen in ihren ureigenen Siedlungsraum Entstehung des heutigen Europas aus mittelalterlichen Herrschaftsbereichen, denen Verschmelzung von romanischen, christlichen und stammesbezogenen Elementen gelungen ist Widersprüchliche rechtsextreme Deutungsmuster: O Identifikation Deutschlands mit Römischem Reich, das von ,,barbarischen Horden" (= Flüchtlingen) überrannt und in den Untergang getrieben werde O Gleichzeitig Bezug zu vermeintlichen „germanischen Vorfahren", die sich gegen feindliches Römisches Reich aufgelehnt und als überlegen erwiesen hätten Beliebtheit der ,,Germanen" in Filmen und Serien: Verschränkung real-historischer Ereignisse mit literarischer Fiktion (vgl. Gedenk- und Erinnerungskultur) → oft ungenaue Verwendung populärer Motive und klare Einteilung der Welt in Gut und Böse 6. Geschichte kontrovers: Völkerwanderung als ursache für untergang des Römischen Reichs? 18 Der 1. Weltkrieg 1. Bismarck (1871-1890 Reichskanzler) 1.1. Außenpolitik Erhaltung Status Quo (,,Deutschland ist saturiert") → damit andere Länder keine Angst haben, dass D. weiteren Gebietsansprüche erhebt( statt Krieg will er Frieden, weil er Angst hat, dass D. verliert) Verhinderung 2-Fronten-Krieg O Gefahr der Einkreisung (Frankreich & Russland/Österreich) O ,,Frankreich wird sich erholen und will Revanche für D.-Fr.-Krieg" Isolation Frankreichs → Aussöhnung unmöglich, Verzicht auf Kolonialpolitik O Deutschland als Vermittler (Bismarck zeigt diplomatische Fähigkeiten) Politische Bündnisse stark an seine Person und realpolitische Überzeugung gebunden So können sich nach seinem Rücktritt Fr., R. und GB zusammenschließen 2. Kaiser Wilhelm 11. (ab 1888 Kaiser) 2.1. ,,Neuer Kurs" Keine Fortführung des Bündnissystems → ,,Politik der freien Hand" ohne feste Bündnisse O Diplomatische Ungeschicklichkeit (wechselnde Parteinahme für R. und GB) Unberechenbarkeit der deutschen Außenpolitik für andere Mächte Intensivierung einer ehrgeizigen Kolonialpolitik → Teilnahme am ,,Wettlauf um Afrika" O Sieht im Osmanischen Reich sein britisches Indien Massiver Flottenausbau & Wettrüsten (ab Ende des 19. Jahrhunderts) → GB in ein Bündnis zwingen von Wilhelm II. stark geprägten Militarismus und Nationalismus lässt Kriegsbegeisterung in D. wachsen 3. Anlass/ursprung 3.1. Ursachen 2.2. Außenpolitische Isolation O 1904: Fr. und GB erreichen Verständigung über Kolonialpolitik (Entente Cordiale) O 1907: Ablehnung einer Rüstungsbegrenzung → Selbstisolation O 1907: GB und R. finden Ausgleich (Erweiterung zum Triple Entene) O D. fühlt sich eingekreist und bedroht → Zweibund mit Ö.-U. Imperialismus (1880 bis 1914 als Phase des Hochimperialismus) Globale Rivalitäten Konkurrenzkampf um Kolonien Mächtegleichgewicht Nationalismus Überlegenheitsgefühl der Europäer: Geltungsbedürfnis (,,Recht des Stärkeren") erhalten (Unterstützung und Neutralität) & Krieg 19 Militarismus Wettrüsten der Großmächte Industrialisierung ermöglicht schnelle Rüstungsproduktion Rivalität zw. D und GB durch aggressive Flottenpolitik Wilhelms Allgemeine Kriegsbereitschaft Bündnissystem Deutschlands gewaltsame Aneignung von Elsass-Lothringen Außenpolitische Isolierung geprägt durch Wilhelms Weltmachpolitik 3.2. Balkankrise 1908/09 - 1912-1913: ,,Pulverfass Balkan" Bosnien, Serbien, Bulgarien etc. stehen unter osmanischer Herrschaft → Völker streben nach Unabhängigkeit Türkei wird verdrängt; Serbien kann sich vergrößern Unterstützung durch Russland (Vertreter des Panslawismus Schutzmacht für slawische Völker) 3.3. Julikrise 1914 Konflikt wird durch Bündnisverpflichtungen zum europäischen Krieg→ machtpolitische Interessen vertreten durch Einschreiten in Krisengebiet Vorgeschichte des Ersten Weltkriegs Kriegsbeginn 28.06.1914 Attentat auf österreich-ungarischen Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau durch Serben Gavrilo Princip in Sarajewo → politische Lage eskaliert Ö.-U. Franz-Joseph bittet Kaiser Wilhelm um Unterstützung im Kriegsfall mit Serbien Wilhelm versichert Ö.-U. mit Blankoscheck seine unbedingte Bündnistreue (auch im Kriegsfall gegen R.) Fr. und R. sichern sich gegenseitige Unterstützung zu Wien stellt 48-Stunden Ultimatum an Serbien, welches international als überzogen betrachtet wurde → erwartete Ablehnung Serbiens sollte als Vorwand für Krieg gelten Serbien macht überraschend weitgehende Zugeständnisse Vermittlungsversuche Englands sind erfolglos und diplomatische Beziehungen werden abgebrochen Ö.-U. erklärt Serbien Krieg Ö.-U. beschießt Belgrad Kriegsbeginn und Verlauf 05.07. 06.07. 20.-23.07. 23.07. 25.07. 28.07. 29.07. 30.07. 31.07. 01.08. 03.08. 04.08. 06.08. 08.08. 30.08.1914 Bis Nov. 1914 02.11.1914 4. Kriegsverlauf 26.- Februar 1915 April 1915 21.02.1916 Zar Nikolaus II ordnet Generalmobilmachung der russischen Armee an D. richtet Ultimatum an Fr. und R.: - R. soll Mobilmachung zurücknehmen - Fr. Neutralität + Übergabe von Festungen an D. 09.1916 Winter 1916/17 R. ignoriert Ultimatum → D. erklärt R. den Krieg D. erklärt Fr. den Krieg Durchführung des Schlieffen-Plans (Zwei-Fronten-Krieg): - schneller Sieg über Frankreich (Einmarsch durch neutrale BeNeLux-Staaten) - Verschiebung der Truppen gegen Russland → Kriegserklärung GB an D. wegen BeNeLux Kriegserklärung Ö.-U. an R. Kriegerklärung GB an Ö.-U. Deutsche Truppen siegen unter der Führung des Generals Paul von Hindenburg über die russische Armee in der Schlacht bei Tannenberg (Ostpreußen), die einen Heldenmythos (,,Tannenberg-Mythos") begründet. Der deutsche Vormarsch in Belgien und Frankreich kommt zum Stillstand, der Krieg wird zum Stellungskrieg. Großbritannien erklärt die gesamte Nordsee zum Kriegsgebiet und verhängt eine Seeblockade. Das Deutsche Reich beginnt den uneingeschränkten U-Boot-Krieg und bricht damit internationale Seekriegsregeln. Handels- und Passagierschiffe werden ohne Vorwarnung versenkt, auch aus neutralen Staaten. Die deutsche Armee verwendet in der zweiten Ypern-Schlacht erstmals Chlorgas. Die Schlacht um Verdun beginnt. Sie bringt Frankreich und dem Deutschen Reich hohe Verluste. Insgesamt sterben über 700 000 Soldaten. Die britische Armee setzt erstmals Panzer im Kampfgeschehen ein. Infolge der britischen Seeblockade und kriegswirtschaftlicher Probleme verschärft sich die Lebensmittelnot der Zivilbevölkerung im Deutschen Reich (,,Steckrübenwinter"). Zwischen 1914 und 1918 sterben Hunderttausende an Hunger und Unterernährung. Die USA erklären dem Deutschen Reich den Krieg. 06.04.1917 08.01.1918 US-Präsident Woodrow Wilson verkündet eine Friedensordnung für Europa in 14 Punkten. 03.03.1918 Deutschland schließt in Brest-Litowsk einen Separatfrieden mit Russland, wo in der Oktoberrevolution 1917 die Bolschewiki unter Wladimir I. Lenin die Herrschaft übernommen hatten. 20 Beendigung Der neue Reichskanzler Prinz Max von Baden richtet an den US-Präsidenten ein Waffenstillstandsangebot. 11.11.1918 Nach dem Sturz des Kaisers und der deutschen Fürsten (Novemberrevolution) unterzeichnet die neue Reichsregierung im Wald in Compiègne den Waffenstillstand. 18.01.1919 Die Pariser Friedenskonferenz beginnt ohne Beteiligung der besiegten Mittelmächte. 28.06.1919 Unterzeichnung des Versailler Vertrages durch Deutschland. 03./04.10. 1918 5. Perspektiven der Teilnehmer Jeweilige Inszenierung der Gegner als Schuldige, ohne wahre diplomatische Bestreben (→ Fokus nicht auf Krieg verhindern, sondern nicht als schuldig da zu stehen) Krieg sollte innerpolitische Unruhen zum Schwiegen bringen O Kaiser: ,,Ich kenne keine Parteien mehr. Ich kenne nur Deutsche. O Sozialdemokraten stimmen Verteidigungskrieg zu Krieg als Folge des aufgestauten Konfliktpotentials (durch Imperialismus und Weltmachtpolitik entstanden) Kriegsziele Deutsches Reich USA Österreich- Ungarn Russisches Reich Frankreich Hegemonialstellung in Europa → Machterweiterung durch Schwächung Frankreichs als Großmacht und Zurückdrängung Russlands von seinen europäischen Gebieten Kampf um ,,Platz an der Sonne" → wollen Weltmacht werden + koloniale Expansion Verwirklichung der eigenen Interessen auf dem Balkan → Eingliederung von bisher unabhängigen Balkanstaaten und Zurückdrängung Europas Bloße Existenzsicherung → Zusammenhalt des Vielvölkerstaats mit seinen unterschiedlichen Völkergruppen (Krieg als Ablenkung von innenpolitischen Problemen) Vereinigung aller Slaven → Panslawismus Gewinn Konstantinopels und der Dardanellen Eroberung Ostpreußens von Deutschland Eroberung Galiziens von Österreich-Ungarn Hoffnung auf Ablenkung von innenpolitischen Problemen Christoper Clark Beseitigung des Militarismus und Demokratisierung des deutschen Kaiserreichs Wiederherstellung der belgischen Unabhängigkeit Rückgabe Elsass-Lothringens an Frankreich Unabhängigkeit der Balkanstaaten von Österreich-Ungarn Wiederherstellung des freien Schiffverkehrs Beseitigung der deutschen Vormachtstellung auf europäischem Festland → Rückgewinnung Elsass-Lothringens und Annexion oder Neutralisierung des Rheingebietes Wirtschaftliche und militärische Angliederung Belgiens und Luxemburgs Großbritannien Wiederherstellung der Souveränität Belgiens Zurückdrängung der deutschen Vormachtstellung in Militär und Wirtschaft → Zerschlagen der deutschen Hochseeflotte und des „preußischen Militarismus" Wahrung des eigenen Kolonialreiches → Eingliederung der deutschen Kolonien Wiederherstellung des Mächtegleichgewicht in Europa 5.1. Kriegsschuldfrage Deutsche Historiker - Weimarer Republik Fritz Fischer Annika Mombauer ,,Hineinschlittern" Europas in Krieg Ohne Verschulden einer einzelnen Macht Bewusste Herbeiführung des Krieges durch deutsche Elite (in Julikrise), um Vormachtstellung und Weltmachtstellung zu erreichen Deutschland trägt nicht Hauptschuld, sondern nur Mitschuld Europäische Politiker würden wie ,,Schlafwandler" agieren D. und Ö.-U. wollten Krieg eindeutig Trieben Kriegsausbruch voran, bevor andere Länder überhaupt davon wussten 21 Die Weimarer Republik 1. Die Novemberrevolution 1918/19 Auf einen Blick Vorgeschichte Kriegslage 1918 →OHL: Eingeständ- nis der Niederlage neue Regierung und Oktoberverfassung" Beginn der Revolution Okt./Nov. 1918: Meuterei der Soldaten in Wil- helmshaven und Kiel Die Revolution von 1918/19 Ende der Monarchie-parlamentarische Demokratie Novemberereignisse 1918 geografische Ausdehnung der Revolution Anfang 11.1918 9. November 1918: Revolution in Berlin • Arbeiter- und Soldatenrate 9.11. doppelte Republik- ausrufung 10.11. Rat der Volks- beauftragten 11.11. Unterzeichnung des Waffenstillstands 10. November 1918 1.2. Novemberereignisse 1918 Ende Oktober 1918 11. November 1918: 15. November 1918: ,,Stinnes-Legien- Abkommen" 28. November 1918 weiterer Verlauf 1919 1.1. Vorgeschichte Kriegslage im Jahr 1918: Millionen von Toten und Verwundeten, schlechte Versorgungslage, gescheiterte Frühjahrsoffensive 1918, viele Desertionen deutscher Soldaten → zunehmende Kriegsmüdigkeit der deutschen Bevölkerung & Sehnsucht nach einem Ende des Kriegs Ende September 1918: Eingeständnis der Kriegsniederlage durch die Oberste Heeresleitung (OHL; Paul von Hindenburg, Erich Ludendorff) → Forderung: sofortiger Waffenstillstand 3. Oktober 1918: Prinz Max von Baden neuer Reichskanzler, neue Regierung mit Mehrheitsparteien Waffenstillstandsangebot der neuen Regierung REVOLUTION Dem Matigen gehört die ell! ● Januaraufstand 19.1. Wahlen zur Nationalversammlung 6.2. Eröffnung der Nationalversammlung • Mai: Ende der Revolution → OHL kann Verantwortung für Kriegsniederlage bürgerlichen Politikern zuschieben (Geburt Dolchstoßlegende) Voraussetzung für Verhandlungen auf Grundlage der 14 Punkte von US-Präsident Wilson: Parlamentarisierung der Reichsverfassung (v. a. stärkerer Reichstag) → ,,Oktoberverfassung", 28. Oktober 1918: Ablösung der konstitutionellen durch parlamentarische Monarchie aber: kein vollständiger Bruch mit dem Kaiserreich Seekriegsleitung will nicht kampflos kapitulieren O ABER: Weigerung der Matrosen in Wilhelmshaven und Kiel, gegen die britische Flotte auszulaufen → Beginn der Revolution (kein geplanter Umsturz, sondern spontane Revolte kriegsmüder Soldaten) Ausdehnung Revolution auf weitere Städte, Bildung von Arbeiter- und Soldatenräten" Max von Baden gibt eigenmächtig die Abdankung des Kaisers bekannt & überträgt das Amt des Reichskanzlers auf Friedrich Ebert (MSPD) doppelte Republikausrufung: Proklamierung einer ,,Deutschen Republik" durch Philipp Scheidemann (MSPD) und einer ,,Freien Sozialistischen Republik Deutschland" durch Karl Liebknecht (USPD/Spartakusbund) Bildung des ,,Rats der Volksbeauftragten" als provisorische Regierung (jeweils drei Mitglieder von MSPD und USPD) Zusammenarbeit der neuen Regierung mit den Eliten des Kaiserreichs in Justiz, Verwaltung und Militär (z. B. Abkommen mit der Armee: ,,Ebert-Groener-Pakt" vom 10. November 1918) Ziele: Aufrechterhaltung der inneren Ordnung, geordneter Rückzug der deutschen Truppen Unterzeichnung des Waffenstillstands: Ende des Ersten Weltkriegs →→ Bedingungen Einigung zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften (Achtstundentag, Zulassung von Arbeiterausschüssen in Unternehmen) offizielle Abdankung des Kaisers → Exil in den Niederlanden 22 1.3. Entwicklung und Ende der Revolution Mitte Dezember 1918 Um Weihnachten 1918 28. Dezember 1918 1. Januar 1919 5.-12. Januar 1919 15. Januar 1919 19. Januar 1919 6. Februar 1919 Frühjahr 1919 Mai 1919 Reichspräsident Notverord- nungsrecht 1.4. Bewertung Bedeutung für die deutsche Geschichte: O Abschaffung der Monarchie Reichsrat O Einführung der parlamentarischen Demokratie und der Republik in Deutschland konkurrierende politische Lager: Regierungen entsenden Vertreter Unterschiedliche Ziele von MSPD und USPD: parlamentarische Demokratie vs. Sozialistische Räterepublik O Monarchisten (Beamte, Richter, Offiziere) O Unterstützer der parlamentarischen Demokratie (Mehrheitsparteien) O Sozialisten (USPD, Spartakisten, KPD) schnelle Eindämmung der Massenbewegung (mithilfe alter Elite) aus Angst vor einer radikalen Revolution nach sowjetischem Vorbild letztendlich keine vollständige Abkehr vom monarchischen Obrigkeitsstaat 18 Länder- parlamente Erster Reichskongress der Arbeiter- und Soldatenräte in Berlin (MSPD in Mehrheit) → Entscheidung für Wahl einer Nationalversammlung Unruhen in Berlin 2. Die Weimarer Verfassung 1919 Auf einen Blick Emennung, Entlassung Auflösung → Einsatz von Soldaten gegen aufständische Matrosen (von der MSPD genehmigt) → Zunahme der Differenzen zwischen MSPD und USPD Austritt der USPD aus dem ,,Rat der Volksbeauftragten" nur Einspruch Gründung der KPD (Kommunistische Partei Deutschlands) Januaraufstand der radikalen Linken in Berlin (,,Spartakusaufstand") → bürgerkriegsähnliche Straßenkämpfe, durch Regierungstruppen und Freikorps niedergeschlagen Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht (beide Spartakusbund) durch Freikorps-Mitglieder Wahlen zur Nationalversammlung (allgemeines, gleiches, unmittelbares und geheimes Wahlrecht für Männer und Frauen ab 20 Jahren) Volksbegehren Volksentscheid → Sieg der Mehrheitsparteien + ,,Weimarer Koalition" aus MSPD, DDP und Zentrum Eröffnung der Nationalversammlung in Weimar Streikwellen, lokale Aufstände, bürgerkriegsartige Zustände → zeitweise Verhängung des Ausnahmezustands, zahlreiche Tote und Verletzte Zerschlagung der Räterepublik in Bayern + Ende der Revolution von 1918/19 Reichskanzler Reichsminister Reichstag Verhältniswahl Reichs- gericht direkte Wahl wahlberechtigte Bevölkerung (Frauen und Männer über 20 Jahre) 2.1. Entstehungsprozess unruhige Zustände in Berlin → Zusammentreten der Nationalversammlung (NV) am 6. Februar 1919 o Begründung der ,,Weimarer Republik" innen- und außenpolitisch schwierige Situation: Unruhen und Streiks in Deutschland, Vorbereitung des Versailler Vertrags durch die Siegermächte des Ersten Weltkriegs 11. Februar 1919: Wahl Friedrich Eberts (MSPD) zum Reichspräsidenten durch die NV 13. Februar 1919: Bildung des Kabinetts Scheidemann (Parteien der Weimarer Koalition": MSPD, DDP, Zentrum) 23 Aufgabe der Nationalversammlung: Erlass einer Verfassung → Grundlage der Beratungen: Verfassungsentwurf des linksliberalen Staatsrechtlers Hugo Preuß (DDP) 31. Juli 1919: Verabschiedung der Verfassung des Deutschen Reiches" (Zustimmung: MSPD, DDP, Zentrum & Ablehnung: DNVP, DVP, USPD) 11. August 1919: Unterzeichnung der Verfassung durch Reichspräsident Ebert (11. August = Nationalfeiertag der Weimarer Republik) → Verkündung, Inkrafttreten am 14. August 1919 2.2. Inhalte und Kontroversen 2.2.1. Allgemeines Tiefgreifende Neukonzeption des Staatswesens → Staatsgewalt geht nun vom deutschen Volk aus O Abschaffung der Monarchie & Einführung einer parlamentarisch-demokratischen Republik (mit Volkssouveränität und Gewaltenteilung) Aufnahme liberaler Grundrechte (Vorbild: Pauskirchenverfassung) O Gleichheit vor dem Gesetz O Freiheit der Person Meinungs-, Glaubens-, Versammlungsfreiheit Verankerung von Grundpflichten (z.B. Einsatz zum Wohl der Allgemeinheit) Viele Kompromisse zw. politischen Akteuren/Ideen von 1918/19 → kontroverse Debatten v.a. zur: O Stellung von Reichstag und Reichspräsident O Bedeutung der Länder (Föderalismus vs. Zentralismus) O konkreten Ausgestaltung der Grundrechte 000 2.2.2. Verfassungsorgane zentrale Bedeutung des Reichstags als Vertretung des deutschen Volkes O Wahl: alle vier Jahre (nun auch Frauen ab 20) & absolutes Verhältniswahlrecht ohne Sperrklausel O Aufgaben/Rechte: Gesetzgebung (Legislative), Verabschiedung des Haushalts, Kontrolle der Reichsregierung, ... O Konkurrenz durch Reichspräsidenten und plebiszitäre Elemente (Volksbegehren, ...) Starke Position des Reichspräsidenten O Wahl: alle sieben Jahre, von der wahlberechtigten Bevölkerung direkt gewählt O Aufgaben/Rechte: → Ernennung und Entlassung der Reichsregierung (Artikel 53) → Auflösung des Reichstags (Artikel 25) → weitreichende Befugnisse durch Artikel 48 (,,Reichsexekution", Notverordnungen, Außerkraftsetzung der Grundrechte) Reichsregierung (Reichskanzler, Reichsminister): Exekutive Reichsrat (Vertretung der Länder) → insg. föderaler Aufbau des Deutschen Reichs mit gestärkter Zentralgewalt Judikative: Reichsgericht und Gerichte der Länder, Staatsgerichthof (für Verfassungsfragen) 2.3. Bewertung und Folgen erste demokratische Verfassung Deutschlands als neue Grundlage des politischen Lebens nicht nur Regelung des Staatswesens, sondern auch Aufnahme eines Grundrechtekatalogs ABER: Schwächen der Verfassung: O Parteien als wichtige Akteure des Parlamentarismus nicht in Verfassung aufgenommen (kritische bis ablehnende Haltung der Verfassungsväter), keine verfassungsrechtlichen Vorkehrungen gegen demokratiefeindliche Parteien O starke, vom Parlament unabhängige Stellung des Reichspräsidenten als ,,Ersatzkaiser": durch die Direktwahl Gefahr, dass ein beliebter, aber antidemokratischer Politiker gewählt wird (s. Hindenburg) O Verhältniswahlrecht mit fehlender Prozenthürde für kleine Parteien → parteipolitische Zersplitterung des Reichstags + Schwierigkeit, stabile Regierungsmehrheiten zu bilden O Grundrechte können vorübergehend außer Kraft gesetzt und nicht eingeklagt werden Endphase der Weimarer Republik: zunehmend schwierige Regierungsbildung, 24 O starke Stellung des Reichspräsidenten (v. a. durch Kombination der Artikel 25, 48, 53) → Präsidialkabinette" 1930-1933 O ab 1933 Reichskanzlerschaft Adolf Hitlers = Ende der Weimarer Republik Ausblick: Konsequenzen im Grundgesetz der Bundesrepublik (,,Bonn ist nicht Weimar.") Verbindlichkeit und Unantastbarkeit der Grundrechte oo schwächere Position des Bundespräsidenten (v. a. repräsentative Funktion) → Stärkung des Bundeskanzlers (,,Kanzlerdemokratie", konstruktives # destruktives Misstrauensvotum) O Einschränkung von Elementen der direkten Demokratie (Volksabstimmungen) O Fünf-Prozent-Hürde zur Verhinderung einer parteipolitischen Zersplitterung im Bundestag O „wehrhafte Demokratie": Verbot verfassungsfeindlicher Parteien/Organisationen möglich 3. Der Versailler vertrag 1919 Auf einen Blick Grundsätze und Zielsetzungen Frankreich: dauerhafte Schwächung Deut chlands USA: kollektive Friedenssicherung Großbritannien: Balance of Power" Aushandlung ohne deutsche Beteiligung (Diktatfrieden") Regelungen und Beschlüsse territorial: Verlust von ca. 13 % des deutschen Staatsgebiets militärisch: Beschränkung des Berufs- heers und Verbot der Wehrpflicht politisch: „Kriegsschuldartikel" 231 wirtschaftlich: hohe Reparationsforderungen 3.1. Grundsätze und Zielsetzung 18. Januar 1919: Zusammentreten von Delegationen aus 32 Ländern (ohne Verlierer und Russland) zur Pariser Friedenskonferenz → ,,Rat der Vier" als Hauptentscheidungsträger (USA, GB, F, It) Zentrale Themen: politische Neuordnung Europas, Umgang mit besiegtem Deutschen Reich Ziele der wichtigsten Siegermächte (finaler Vertrag stark von Frankreich geprägt): Frankreich (Georges Clemenceau) Folgen und Bedeutung • Empörung, Ablehnung des Ver- trags als Schandvertrag • rechte Hetze gegen Weimarer Republik: „Kriegsschuldlüge", Dolchstoßlegende • Revisionskonsens ▶ Instabilität des Friedensschlusses USA (Woodrow Wilson) Gewährleistung der eigenen Sicherheit dauerhafte Schwächung Deutschlands Wiedergutmachung für erlittene Kriegsschäden Eigene Hegemonie in Europa Stärkung Polens gegen D. und R. Kollektive Friedenssicherung durch Bildung eines Völkerbunds Rückgewinnung der an die Alliierten vergeben Kriegskredite Erhaltung Deutschlands als Gegengewicht zu bolschewistischem Russland 14-Punkte-Plan Nationale Ziele Deutschland muss Territorien abtreten → Rückerlangung der Souveränität Russlands, Frankreichs, Belgiens, Polens, Türkeis, Serbiens Nationale Selbstbestimmung der Völker Ö.-Us. Internationale Ziele Minimal notwendige Rüstung 25 Freiheit der Meere Freihandel erhalten/sichern „unparteiische" Neuordnung der kolonialen Ansprüche Gründung des späteren Völkerbundes Offene Friedensverhandlungen Keine Geheimverträge ,,Balance of Power" gegen französische Hegemonie Großbritannien (David Lloyd George) 28. April 1919: Gri Aushandlung des Vertrags von den alliierten Siegermächten in Versailles ohne deutsche Beteiligung O 28. Juni 1919: Unterzeichnung des Vertrags durch deutsche Delegation im Spiegelsaal → nur geringe Schwächung von D. als Gegengewicht zu revolutionärem Russland des Völkerbunds zur Ab und friedlichen Konfliktlö → keine Weigerung möglich, da Drohung der Alliierten, in D. einzumarschieren und es zu besetzen → Schlagwort vom ,,Diktatfrieden" 10. Januar 1920: Inkrafttreten des Versailler Vertrags 3.2. Regelungen und Beschlüsse 3.2.1. Territoriale Bestimmungen Abtretung eines Großteils der Provinzen an Polen (unabhängig von Volksabstimmungen) → Abtrennung Ostpreußens durch ,,polnischen Korridor" vom restlichen Reich Rückgabe Elsass-Lothringens an Frankeich und Abtretung Eupen-Malmedys an Belgien Unterstellung des Saargebiets für 15 Jahre unter Völkerbundsmandat →viele Rohstoffe Verlust sämtlicher Kolonien und Vereinigungsverbot mit Österreich Insgesamt Verlust von ca. 13% des deutschen Staatsgebiets und ca. 10% der Bevölkerung 3.2.2. Militärische Bestimmungen Beschränkung des Berufsheers auf 100.000 Mann & der Marine auf 15.000 Mann und Verbot der Wehrpflicht Verlust der Luftstreitkräfte (+ schwere Waffen, Schlachtschiffe, U-Boote) Entmilitarisierung des Rheinlands Alliierte Besatzung der Gebiete um Aachen, Koblenz, Köln, Trier und Mainz 3.2.3. Politische und wirtschaftliche Bestimmungen Artikel 231 (,,Kriegsschuldartikel"): Zuweisung der alleinigen Kriegsschule and Deutschland & Verbündeten Hohe Reparationsforderungen Sachleistungen: Handelsschiffe, Lokomotiven, Maschinen, Viertel der Fischfangflotte, Vieh, Kohle, ... O Geldzahlungen: Höhe 1921 im ,,Londoner Zahlungsplan" auf 132 Millionen Goldmark festgelegt Androhung harter Strafen (u.a. Besetzung des Landes) bei Nichterfüllung der Wiedergutmachungsleistungen 3.3. Folgen und Bedeutung Empörung und einhellige Ablehnung des Vertrags von weiten Teilen der Bevölkerung und der Regierung wegen Härte der Bestimmungen (,,Schandvertrag", ,,Gewalt-/Schmachfrieden") O Rechte Republikgegner: Verunglimpfung der Politiker, die Vertrag unterzeichnen bzw. umsetzen müssen als ,,Erfüllungspolitiker" Instrumentalisierung für rechte Hetze gegen Weimarer Republik (,,Kriegsschuldlüge") → Dolchstoßlegende O Bezeichnung von Demokraten und Republikanern als ,,Novemberverbrecher", die durch Revolution und Friedensverhandlungen dem siegreichen deutschen Heer in den Rücken gefallen seien Revisionskonsens: Revision des V.V. als parteiübergreifendes Hauptziel künftiger deutscher Außenpolitik (in der Weimarer Republik auf friedlichem Weg angestrebt) Schwächung der deutschen Wirtschaft durch hohe Reparationen und Gebietsverluste V.V. als ein Grund für späteres Scheitern der Weimarer Republik Instabilität des Friedensschlusses → Zwischenkriegszeit bis 1939 nur Atempause, keine wirkliche Friedensphase 4. Parteien und Milieus Auf einen Blick Probleme/ Schwächen Parteienspektrum der Weimarer Republik Parteien nicht Teil der Verfassung fehlende Regierungs- erfahrung parteipolitische Zersplitterung unterschiedliche Einstellung Träger und Gegner der Republik Weimarer Koalition DDP KPD-USPD SPD Ne Zentrum Weimarer Republik DVP DNVP NSDAP 4.1. Die Parteien der Weimarer Republik Parteien = wichtige Akteure des Parlamentarismus, aber nicht in der Verfassung berücksichtigt; starke Kontinuität des Parteienspektrums vom Kaiserreich zur Weimarer Republik 26 große Parteienlandschaft, parteipolitische Zersplitterung im Reichstag (durch absolutes Verhältniswahlrecht, fehlende Prozenthürde), unterschiedliche Einstellung gegenüber Weimar: O Träger: SPD, DOP, Zentrum (= ,,Weimarer Koalition"); DVP (unter Stresemann) O Gegner: konservative (DNVP), rechts- und linksextreme Parteien (NSDAP, KPD) → mangelnde Koalitions- und Kooperationsbereitschaft, Behinderung der parlamentarischen Arbeit kein demokratischer Grundkonsens in der Gesellschaft, Mangel an charismatischen Führungspersönlichkeiten in den demokratischen Parteien, fehlende Regierungserfahrung Parteien des linken Spektrums ,,Weimarer Koalition" und DVP Parteien des rechten Spektrums KPD (Kommunistische Partei Deutschlands 1918/19 aus dem Spartakusbund (Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht) und anderen linken Gruppierungen entstanden → 1920: Anschluss des linken Flügels der USPD Selbstverständnis: ,,Klassenpartei" der Arbeiter Ziele: revolutionärer Umsturz, sozialistisches Rätesystem → gegen Weimarer Republik und die SPD, Anlehnung an die Sowjetunion USPD (Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands) im April 1917 aus Protest gegen die Kriegspolitik von der SPD abgespalten; 1920: linker Flügel zur KPD, 1922: rechter Flügel zur SPD → USPD nur noch Splitterpartei Ziel (v. a. des linken Flügels): sozialistisches Rätesystem SPD (Sozialdemokratische Partei Deutschlands) Arbeiterpartei, die auf Vorläufer von 1863/69 zurückgeht; seit 1890 SPD; 1917-1922 auch MSPD (Mehrheits-SPD) genannt (Abgrenzung zur USPD) republik- und verfassungstreu (bis zuletzt Unterstützung der Weimarer Republik), demokratisch, antimilitaristisch, Vertretung von Arbeiterinteressen DDP (Deutsche Demokratische Partei) gegründet im November 1918, hervorgegangen aus der Fortschrittlichen Volkspartei und dem linken Flügel der Nationalliberalen Partei → kleine ,,Honoratiorenpartei" bürgerlich-linksliberal, demokratisch und republiktreu → großer Anteil an der Ausarbeitung der Verfassung, an den meisten Reichsregierungen beteiligt Zentrum (Deutsche Zentrumspartei) katholische Volkspartei ab 1870; November 1918: Abspaltung der BVP (Bayerische Volkspartei) republiktreu → bis 1932 in allen Reichsregierungen (stellt oft den Reichskanzler) O Eintreten für christliche Werte, bürgerliche Freiheitsrechte und soziale Gerechtigkeit (dabei aber antisozialistisch) O ab Mitte der 1920er-Jahre: Entwicklung nach rechts, Annäherung an die DNVP DVP (Deutsche Volkspartei) gegründet im November 1918, Nachfolgerin der Nationalliberalen Partei national- bis rechtsliberal; Vertretung von Mittelstand und Großindustriellen; für ein starkes Deutschland O 1919 gegen die Weimarer Verfassung und für eine konstitutionelle Monarchie gespalten in linken und rechten Flügel → vorübergehende Mitarbeit, aber nach dem Tod von Mitbegründer Stresemann (,,Vernunftrepublikaner") 1929 deutliche antidemokratische Tendenz DNVP (Deutschnationale Volkspartei) gegründet im November 1918 aus verschiedenen konservativen Gruppierungen; Mitbegründer und ab 1928 Vorsitzender: Medienunternehmer Alfred Hugenberg konservativ-monarchistisch bis völkisch-antisemitisch, nationalistisch O Interessenvertretung von Schwerindustrie und Großagrariern O gegen die Republik und den Versailler Vertrag NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei) 1919 als Deutsche Arbeiterpartei (DAP) in Bayern gegründet, 1920 in NSDAP umbenannt, Adolf Hitler ab 1921 Parteivorsitzender 1925 Neugründung nach Verbot antidemokratisch, staatsfeindlich, rassistisch, antisemitisch Ziele: Diktatur, Eroberungen 27 4.2. Gesellschaftliche Milieus und Gruppen Bestehenbleiben soziokultureller Milieus der Kaiserzeit: Klassengesellschaft mit Abgrenzung wirtschaftlich definierter Klassen (bestimmte Werte, Lebensweisen, politische Überzeugungen) Arbeiterschaft (40-45 % der Bevölkerung): Erhöhung des politischen Gewichts der Arbeiter, die auch oft Arbeiterparteien wählen →gemäßigt: MSPD; radikal-sozialistisch: USPD, KPD Landproletariat (ca. 25 %): besitzlose Landarbeiter oder Kleinbauern, die vom Wirtschaftsaufschwung der 1920er-Jahre kaum profitieren und radikale Parteien (rechts oder links) wählen Bürgertum (ca. 30 %; Vielfalt der Gruppen, u. a. kleinbürgerliche Angestellte, Kaufleute, Handwerker): meist national eingestellt, oft eher gemäßigt-parlamentarisch orientiert, daneben aber auch bürgerliche Vertreter der alten Eliten, konservativ-monarchistisch bis völkisch gesinnte Bürgerliche, z. B. viele Akademiker → in diesen Kreisen kaum Unterstützung für die Republik Adel und industrielles Großbürgertum sowie Großgrundbesitzer mit feindlicher Gesinnung gegenüber der Republik + Agitation für Rückkehr zu vordemokratischem Ständestaat 5. Antidemokratische Bedrohungen der Republik Auf einen Blick linksradikale Kräfte 1920: linke Erhebungen im Ruhrgebiet, in Sachsen und Thüringen alte Eliten des Kaiserreichs • Militar • Justiz • Verwaltung Demokratie Parlamentarismus Republik O rechtsradi- kale Kräfte • Propagandamittel: Dolchstoßlegende • Anschläge und Attentate • 1920: Kapp-Lüttwitz-Putsch 5.1. Die Stellung der alten Elite Ablehnung der republikanischen Ordnung und des Versailler Vertrags durch überwiegend konservativ, antidemokratisch, nationalistisch eingestellte alte Eliten des Kaiserreichs (v. a. aus Adel und Bürgertum) → kaum Unterstützung für Weimar in Militär, Justiz und Verwaltung Einstellung der Reichswehr gegenüber der Republik: O nach Kriegsniederlage und Republikgründung: angeschlagenes Selbstbewusstsein, keine besondere Stellung mehr wie im Kaiserreich, von den militärischen Vorgaben des Versailler Vertrags betroffen → Versuche der Reichswehrführung, Bestimmungen zu umgehen ,,Ebert-Croener-Pakt" vom 10. November 1918: Zusammenarbeit der Politik mit der Armee → starke, kaum kontrollierbare Stellung der Reichswehr (,,Staat im Staate") → Eingreifen gegen linke, aber nicht gegen rechte Erhebungen (z. B. Kapp-Lüttwitz-Putsch) konservativ eingestellte Justiz: harte Urteile gegen links, milde Urteile/keine Strafverfolgung gegen rechts (,,auf rechtem Auge blind") O nach Rathenaus Ermordung 1922 zwar Erlass des ,,Gesetzes zum Schutze der Republik" durch den Reichstag (hartes Vorgehen gegen republikfeindliche Aktionen), von der Justiz aber selten gegen rechtsradikale Kräfte angewandt 5.2. Bedrohung der Republik durch extreme Kräfte Ablehnung und Bekämpfung der Republik durch rechts- und linksradikale Kräfte Attacken auf Parteien und Politiker, die die Republik unterstützen und den Versailler Vertrag umsetzen müssen O Diffamierung als ,,Verräter", ,,Novemberverbrecher" und ,,Erfüllungspolitiker" Extreme Linke Ablehnung des parlamentarisch-demokratischen Regierungssystems (wegen Herrschaft von Kapitalismus und Bürgertum) 28 Extreme Rechte keine geschlossene Bewegung (z. B. völkisch, monarchistisch, nationalistisch geprägt) → stattdessen: Wunsch nach einer sozialistischen Räterepublik Gegner: rechte Kräfte sowie die Sozialdemokratie, die die Revolution nicht vollendet und die Arbeiterschaft verraten habe → Diffamierung als ,,Sozialfaschisten" Orientierung der deutschen Kommunisten an den Bolschewisten in der Sowjetunion und an der Kommunistischen Internationale (,,Komintern" mit Sitz in Moskau) 5.3. Politische Gewalt und antidemokratische Entwicklung der Anfangsjahre 1919-1923: unruhige und gewalttätige Anfangsjahre der Republik, verschiedene Aktionen von rechts und links Rechtsradialer Terror (Anschläge, Attentate): O Entstehung von rechtsextremen, militanten ,,Vaterländischen Verbändern" und Geheimbünden O Ermordung von Politikern, die für Kriegsniederlage, Revolution und V.V. verantwortlich gemacht werden Kapp-Lüttwitz-Putsch im März 1920 O Rechtsextremer Putsch gegen die Reichsregierung, durchgeführt von Putschisten unter General Walther von Lüttwitz und dem Deutschnationalen Wolfgang Kapp → unterstützt durch Angehörige der Freikorps 13. März 1920: Beginn des Putsches in Berlin Besetzung des Regierungsviertels, Flucht vom Reichspräsidenten und Reichsregierung, Kapp neuer Reichskanzler O Kein Eingreifen der Reichswehr gegen Putschisten: ,,Truppe schießt nicht auf Truppe." O ABER: erfolgreicher Aufruf der Gewerkschaften zum Generalstreik, kaum Unterstützung der Putschisten → 17. März 1920: Zusammenbruch des Putsches, Flucht von Kapp und Lüttwitz ins Ausland Nach dem Ende des Aufstands milder Umgang mit den Putschisten Aufstände und Aktionen von links (z.B. im Zusammenhang mit o.g. Putsch) Generalstreik → linksradikale Ehrhebung im Ruhrgebiet gegen die Reichsregierung O Arbeiteraufstände in Sachsen und Thüringen O Linke Erhebung des Frühjahrs 1920 von Reichswehrtruppen und Freikorps niedergeschlagen Antidemokratischer Umschwung auf Reichsebene bei Reichstagswahlen am 6.6.1920: Stimmengewinne für Parteien am Rand des politischen Spektrums (r: DNVP, DVP; I: USPD, KPD) → ,,Weimarer Koalition" (SPD, DDP, Zentrum) verliert Mehrheit dauerhaft O Fortan instabile innenpolitische Verhältnisse und schwierige Regierungsbildung Ergebnisse des Krisenjahres 1923: u.a. Ruhrkampf, Hitler-Putsch 6. Das Krisenjahr 1923 Auf einen Blick Reparationsfrage. Besetzung des Ruhrgebiets Ruhr kampf STREIK Wirtschaftskrise, (Hyper-)Inflation Entschärfung durch Währungsreform Krisenjahr 1923 Gemeinsamkeiten: Ablehnung von Republik und Demokratie, Agitation gegen den Vertrag von Versailles (,,Schanddiktat"), Stimmungsmache gegen Linke (SPD, KPD), Antisemitismus Dolchstoßlegende als Propagandamittel: → Behauptung, die deutschen Truppen seien nicht an der Front besiegt, sondern von linken Politikern, Revolutionären und ,,Novemberverbrechern" in der Heimat ,,erdolcht" worden → Letztere hätten Waffenstillstand und Versailler Vertrag zu verantworten Entlastung der wahren Verantwortlichen, schwere Belastung für Weimar Weimarer Republik Umsturzversuche der KPD in Sachsen und Thüringen Bayern: Sammelbecken rechter Kräfte, Hitler-Putsch in München Krisenjahr 1923: besonders ereignisreiches Jahr während der unruhigen Anfangsphase der Weimarer Republik Probleme und Konflikte, die die Republik erschüttern und bis zu ihrem Ende nachwirken 29 6.1. Ruhrkampf Dezember 1922: Rückstand D. bei den Reparationen (Sachleistungen wie Holz, Kohle) O Januar 1923: Besetzung des Ruhrgebiets durch französische und belgische Truppen Große Empörung im D.R. → Aufruf der Regierung unter Wilhelm Cuno (parteilos) zum passiven Widerstand (keine Zusammenarbeit der Bevölkerung mit den Besatzern) Reaktion der Besatzer: Ausweisungen, Beschlagnahmungen, Unterbindung der Kohlelieferungen ins restliche Deutsche Reich (D.R.) Aktiver Widerstand v.a. durch rechtsradikale Kräfte (Sabotage, Anschläge, ...) → harte Bestrafung durch Besatzer Verschlechterung der deutschen Wirtschaftslage durch hohe Kosten des letztlich erfolglosen Ruhrkampfs O Rücktritt der Regierung Cuno und Beginn des Kabinetts Gustav Stresemann (DVP) August 1023 O Abbruch des passiven Widerstands im September 1923, endgültiger Abzug der französischen und belgischen Truppen 1925 6.2. Wirtschaftskrise und Hyperinflation Schwierige wirtschaftliche Lage im Deutschen Reich: O Finanzielle Belastungen durch den Ersten Weltkrieg: Finanzierung des Kriegs durch Schulden, anschließend Kriegsfolgekosten (z. B. Umstellung der Wirtschaft, Versorgung von Kriegsopfern und Arbeitslosen) und Zahlung von Reparationen O Zunehmende Verschlechterung der Wirtschaftslage: Entwertung der Währung und Inflation, sinkende Löhne, steigende Arbeitslosigkeit O Ruhrkampf 1923: zusätzliche Belastung der Staatsfinanzen → staatliche Unterstützung der streikenden Bevölkerung und Betriebe, fehlende Rohstofflieferungen aus dem Ruhrgebiet (stattdessen Importe), fehlende Staatseinnahmen (z. B. durch Steuern und Zölle) aus Geldmangel: Druck von mehr Geld → Entwicklung der Inflation zur Hyperinflation Entschärfung der Wirtschaftskrise: Durchführung einer Währungsreform O August/September 1923: neue Regierung unter Stresemann, Ende des Ruhrkampfs November 2023: Währungsreform mit Einführung der Rentenmark → Ende der Inflation und Stabilisierung von Wirtschaft und Finanzen in den folgenden Jahren → wichtige Voraussetzung für die Regelung der Reparationsfrage im Dawes-Plan 1924 politisch-gesellschaftliche Auswirkungen der Wirtschaftskrise: O v. a. Belastung Mittelstands (verliert z. B. das Geld, das er dem Staat Verfügung gestellt hat) O Industrielle und Großgrundbesitzer als Profiteure der Inflation Kriegsanleihen zur O propagandistische Ausnutzung der Krise durch republikfeindliche Kräfte: Stimmungsmache gegen die Weimarer Demokratie und gegen andere Staaten (v. a. Frankreich) 6.3. Hitler-Putsch Hintergrund: politisches Klima in Bayern 1923 O Bayern als Sammelbecken rechter und antidemokratischer Kräfte (,,Ordnungszelle Bayern") → kein Verbot der NSDAP, zunehmender Einfluss rechtsradikaler, völkischer und nationalistischer Kräfte (,,Vaterländische Verbände") sehr rechtsorientierte Regierung, Konflikte mit der Reichsregierung in Berlin September 1923: Verhängung des Ausnahmezustands durch die bayerische Regierung O Herbst 1923: eigenmächtiges Handeln der Reichswehr in Bayern Verweigerung gegenüber Befehlen der Reichswehrführung, Zusammenarbeit mit der bayerischen Regierung 8./9. November 1923: Putsch rechtsextremer Kräfte um Adolf Hitler und General Erich Ludendorff in München O O Ausrufung der ,,nationalen Revolution" am 8. November 1923: Putschisten erklären die bayerische Regierung sowie die Reichsregierung für abgesetzt → neue Reichsregierung soll aus u.a. Ludendorff und Hitler bestehen ABER: andere hochrangige Mitglieder distanzieren sich von den Putschisten und schalten Reichswehr und bayerische Polizei ein → 9. November 1923: Niederschlagung des Putsches während des Marsches zur Feldherrnhalle (20 Tote) 30 O April 1924: milde Gerichtsurteile → mehrmonatige Festungshaft für Hitler in Landsberg am Lech (dort Arbeit an Mein Kampf) und vorübergehendes Verbot der NSDAP 7. „Ära Stresemann" und „Goldene Zwanziger" Auf einen Blick Fokus auf ,,Rassenfrage", Eroberung von ,,Lebensraum im Osten" für ,,arisches" Volk → zentrale Basis der rassistisch-antisemitischen, nationalistischen, antiliberalen, antibolschewistischen, sozialdarwinistischen NS-Ideologie ***** Goldene Zwanzigerjahre? ***.. innenpolitische Stabilisierung, außen- politische Erfolge (Stresemann) O Wirtschaftsaufschwung Regelung der Reparationszahlungen O soziale Verbesserungen Emanzipation der Frau vielfältige Hoch- und Massenkultur Ozunehmende Technisierung und Mobilitat Fortschrittsglaube und Begeisterung für die Moderne Ozunehmende Radikalisierung weiterhin hohe Arbeitslosigkeit Abhängigkeit von ausländischem Kapital weiterhin große soziale Unterschiede Onur langsame Veränderung alter Rollenbilder teils Rückwendung zu überholten Werten und Weltbildern OÜberforderung. Reizüberflutung ➡Fortschrittspessimismus und Verachtung für die Moderne im Vergleich mit Elend und Chaos der Nachkriegszeit sowie mit Weltwirtschaftskrise und Nationalsozialis- mus Eindruck von Goldenen Zwanzigerjahren" nur relative, aber nicht absolute Phase der Stabilität 7.1. Politik und Wirtschaft in der „Ära Stresemann" 7.1.1. Gustav Stresemann (1878-1929) als Repräsentant der Zeit ,,Ära Stresemann" = nach Stresemann benannte Phase der Republik (1923/24-1929) 1923 bis 1929 Außenminister 0 0 National eingestellter ,,Vernunftrepublikaner": Unterstützung der Republik nicht aus Überzeugung, sondern aus Realismus → Ziel der DVP 1919: Rückkehr zur Monarchie Tod am 3.10.1929 = Ende der ,,Ära Stresemann" 7.1.2. Stresemanns Außenpolitik Ziele: friedliche Revision des Versailler Vertrags; Ende der außenpolitischen Isolation, aber nur unter Berücksichtigung der Interessen der Westmächte → v.a. Ausgleich mit Frankreich Locarno-Verträge (Oktober 1925) mit Frankreich, Belgien, Polen und Tschechoslowakei Anerkennung der Grenzen im Westen O Revision der Grenzen im Osten nur auf friedlichem Weg O Gewaltverzicht und friedliche Beilegung von Konflikten Berliner Vertrag (April 1926): weitere Annäherung an die UdSSR als Reaktion auf Locarno Eintritt in den Völkerbund (September 1926) mit ständigem Sitz im Völkerbundsrat → Rückkehr in die Außenpolitik als europäische Großmacht 7.1.3. Entwicklung von Innenpolitik und Wirtschaft Herbst 1923: Ende des Ruhrkamps, Währungsreform, Ende Hyperinflation wichtige Voraussetzungen für Erholung der Wirtschaft Relative politische Stabilität, gewisses wirtschaftliches Wachstum (weiter Ausbau des 2. Und 3. Sektors) Kulturelle Blüte → ,,Goldene Zwanziger" 1924-1929 Fortschritt in der Reparationsfrage O Dawes-Plan 1924: Festlegung der Raten und Zahlungsweise; Reintegration Deutschlands in Weltwirtschaft, dabei aber Abhängigkeit vom ausländischen Kapital O Young-Plan 1929: Senkung und zeitliche Begrenzung (1988) der Reparationen O ABER: Konferenz von Lausanne 1923: Erlass der Reparationen bei Zahlung einer Restschuld (nie geleistet) Soziale Verbesserung O Einführung der Arbeitslosenversicherung 1927 O Sozialer Wohnungsbau Förderung von Bildung 31 O ABER: weiter hohe Arbeitslosigkeit, soziale Not gewisser Schichten 7.2. Lebensgefühl, Kultur und Wissenschaft 7.2.1. Massengesellschaft und Massenkultur Entstehung einer Massengesellschaft: Teilhabe an Konsum, Wohlstand, Kultur, Freizeit & Sport für immer mehr O ABER: nur zum Teil Auflösung existierender Milieu-/Klassengegensätze, deutliche Unterschiede zwischen Stadt und Land blühendes Kulturleben in Städten (v. a. Berlin = international bedeutendes Kulturzentrum), vielfältiges Angebot (u. a. Oper, Theater, Kabarett, Varieté), Boom der Presse, steigende Bedeutung neuer Medien: Rundfunk, Schallplatte, Fernsehen, Kino hedonistisches, oft überdrehtes Lebensgefühl; Jagd nach Unterhaltung; Amerikanisierung = Vermittlung eines sorglosen ,,American way of life" (z. B. im Hollywood-Film), Übernahme amerikanischer Musik-, Sport- und Modetrends (z. B. Swing, Charleston, Boxen, Flapperkleider) zunehmende Technisierung und Mobilität, v. a. in Großstädten: Motorisierung (Auto, Motorrad), Elektrifizierung (Straßenbahn, Beleuchtung, Haushaltsgeräte), Kommunikation (Telefon) O ABER: Nutzung oft vermögensabhängig, Überforderung (hohes Tempo, Reizüberflutung) einerseits Fortschrittsglaube, Begeisterung für die Moderne (v. a. in Städten), freiere Entfaltung O andererseits Fortschrittspessimismus; Verachtung für die Moderne, den Amerikanismus und den vermeintlichen Sittenverfall; antiliberaler Elite-/Führerglaube (v. a. auf dem Land) 7.2.2. Vielfalt der Hochkultur und wissenschaftliche Blüte Meinungs- und Kunstfreiheit → große Experimentierfreudigkeit, künstlerische Avantgarde: klarer, sachlicher Stil der Bauhaus-Schule von Walter Gropius in Weimar bzw. Dessau als weltweites Vorbild moderner Architektur (,,Ikone der Moderne"); Design als neue Kunstform O in Kunst und Literatur Fortführung des Expressionismus (z. B. Käthe Kollwitz) sowie Entstehung der Neuen Sachlichkeit (z. B. Otto Dix) O weltweit beachtete Werke in Theater und Film, z. B. episches Theater Bertolt Brechts; blühendes literarisches Leben (u. a. Hermann Hesse, Thomas Mann) Nobelpreise für viele Wissenschaftler und Künstler (z. B. Albert Einstein), Gründung neuer Universitäten, verstärkte Forschung u. a. in Chemie, Medizin und Physik 7.2.3. Rollenbild und Stellung der Frau grundsätzlich rechtliche Gleichstellung der Geschlechter in der Verfassung, Politisierung der Frau durch Einführung des aktiven/passiven Frauenwahlrechts 1918/19 (erste Frauen in Parlamenten) O ABER: keine völlige rechtliche Gleichheit, nur langsame Veränderung alter Rollenbilder Frauenerwerbstätigkeit zur Sicherung des Familieneinkommens, ABER: nach Ende des Kriegs meist wieder Verdrängung aus ,,Männerberufen" (z. B. in der Industrie) → Beschäftigung überwiegend in ,,Frauenberufen" als Stenotypistin, Sekretärin, Verkäuferin, Volksschullehrerin ,,Entdeckung der modernen Frau" mit Interessen neben Mutter-/Hausfrauenrolle → Wunsch nach Emanzipation (z. B. Debatte über ,,Abtreibungsparagraf" 218), ,,neue Frau" mit provokantem Styling (,,Bubikopf", freizügigere Kleidung), berühmte Vorbilder wie Marlene Dietrich 32 8. Das Scheitern der Weimarer Republik Auf einen Blick Weltwirt- schaftskrise wirtschaftliche Folgen harte Auswirkungen wegen starker Abhängig- keit vom Ausland (Kredite, Exporte) . Schließung vieler Banken und Unternehmen . Massenarbeitslosigkeit. zunehmende Armut, große Verzweiflung Auf einen Blick Ablehnung der Republik durch alte Eliten Destabilisierung • 1920er-Jahre: Überproduktion und Finanzspekulation in den USA . Oktober 1929: Börsencrash in New York . weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise durch Kommunisten mangelnde Kom- promissfähigkeit der Parteien in Deutschland Fortbestehen obrigkeits- staatlicher und antidemo- kratischer Denkmuster Weimarer politische Radikalisierung • Legitimationsverlust der regierenden Parteien und Zulauf zu radikalen Parteien (v. a. NSDAP) Folgen der Welt- wirtschaftskrise 1930: Bruch der Großen Koalition und Beginn der Präsidialkabinette" Reichspräsident als entscheidende Figur (statt Reichstag) Anziehungskraft der NS- Ideologie, Geschick Hitlers zunehmende Gewalt auf den Straßen zwischen Nationalsozialisten und Kommunisten 30.01.1933: Ernennung Hitlers zum Reichskanzler Republik Folgen der Niederlage im Ersten Welt- krieg Unsere letzte Hoffnung HITLER Schwächen der Weimarer Verfassung Instabilität des politischen Systems durch Fehlen eines demokratischen Wertekonsenses 8.1. Ausbruch und Verlauf der Weltwirtschaftskrise (ab 1929) 1. WK: abruptes Ende des anhaltenden konjunkturellen Aufschwungs und empfindliche Störung des globalen Handels- und Währungssystems Seit Mitte der 1920er Jahre: überhöhtes Wirtschaftswachstum in USA (angeheizt durch Börsenspekulationen) → Überproduktion: Güterangebot weit größer als Nachfrage 24./25. Oktober 1929: ,,Black Thursday"/,,Schwarzer Freitag" an New Yorker Börse mit Kurseinbrüchen nach übermäßigen Investitionen →Platzen der Spekulationsblase, schwere Wirtschaftskrise in USA Ausweitung des Börsenkrachs zur Weltwirtschaftskrise: O Verringerung des internationalen Warenaustauschs; Verschärfung des Handelsrückgangs durch am. Schutzzollpolitik, de ausländische Importe in die USA erschwert O Beschleunigung der Rezession durch Rückforderung am. Auslandskredite aus Europa → Übergreifen der Wirtschaftskrise auf europäischen Kontinent O Besondere Lage in D.: großer Kapitalmangel, u.a. wegen hoher Reparationen Ab 1923/24: Aufnahme kurzfristiger Kredite bei US-Banken → starke Abhängigkeit von ausländischem (v.a. am.) Kapital, vom Export eigener Produkte ins Ausland und vom internationalen Finanzsystem 8.2. Folgen und Krisenentscheidungen in Deutschland drohende Zahlungsunfähigkeit deutscher Banken, starke Erschütterung des Vertrauens in deutsches Finanzsystem durch Zusammenbruch der ,,Danatbank" (Darmstädter und Nationalbank) 1931 → Schließung zahlreicher Unternehmen Rückgang der Industrieproduktion, da weniger Nachfrage im Inland und weniger Exporte Senkung der Löhne, starker Anstieg der Arbeitslosenzahlen (bis 1932 auf rund 6 Millionen) wegen geringer sozialer Absicherung schwere soziale Krise: O Hungersnot und Massenelend bei Arbeitslosen 33 Unter- und Mangelernährung bei Kindern O vermehrt Schwangerschaftsabbrüche Flucht aus den Städten aufs Land in der Hoffnung auf Arbeit und Nahrungsmittel psychische Folgen: Gefühl von Nutzlosigkeit und Hoffnungslosigkeit, sinkendes Vertrauen in die Politik O Legitimationsverlust der regierenden Parteien, Zulauf zu radikalen Parteien O 1930: Streit um die Finanzierung der 1927 eingeführten Arbeitslosenversicherung, die die Massenarbeitslosigkeit nicht auffangen kann O Zerbrechen der 1928 gebildeten Großen Koalition (Zentrum, DVP, DDP, BVP, SPD) unter Kanzler Hermann Müller (SPD) 1930-1932: eiserne Sparpolitik (Deflationspolitik) der Regierung unter Heinrich Brüning (,,Hungerkanzler") (→ Verzicht auf Ankurbelung der Wirtschaft und Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, stattdessen Kürzung von Staatsausgaben, Senkung der Gehälter im öffentlichen Dienst, Steuererhöhungen, Abbau von Sozialleistungen) Verschärfung der Wirtschaftskrise und wachsende Radikalisierung der politischen Landschaft O anderes Vorgehen in den USA: ,,New Deal" (Franklin D. Roosevelt, ab 1933) (→ Übernahme wirtschaftlicher Verantwortung durch den Staat, Reformen statt Festhalten an überkommenen Strukturen/Werten: Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, Subventionen, günstige Kredite, Steuererhöhungen, Stärkung von Gewerkschaften, Renten- und Arbeitslosenunterstützung) 1930: 8.3. Politische Radikalisierung und Scheitern der Weimarer Republik 1930 Reichstagswahl Mai/Juni 1932 Juli 1932 November 1932 Dezember 1932 30. Januar 1933 - nach Bruch der Großen Koalition: Beginn der ,,Präsidialkabinette" (zuerst unter Reichskanzler Brüning) → Regierung ohne Parlamentsmehrheit durch Notverordnungen (Art. 48), abhängig vom Vertrauen des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg (1925 nach Eberts Tod gewählt) → Reichstagsauflösung (Art. 25) bei Widerspruch gegen Notverordnungen Einfluss rechtskonservative Berater (,,Kamarilla") auf den Monarchisten Hindenburg NSDAP wird zweitstärkste Fraktion → zeitweise Tolerierung der Regierung Brüning durch SPD und gemäßigte Bürgerliche Sturz Brünings durch Hindenburg + Ernennung Franz von Papens zum Reichskanzler → Kabinett der Barone" (da v. a. deutschnationale Adlige) Aufhebung des von Brüning erlassenen SA- und SS-Verbots → erneut steigende Gewalt zwischen Kampfverbänden: neben SA und SS (NSDAP) v. a. Roter Frontkämpferbund (KPD), zudem Stahlhelm (DNVP), Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold und Eiserne Front (Republiktreue) Straßenkämpfe zwischen SA und Kommunisten als Anlass für Papen und Hindenburg, die demokratische, von der SPD geführte Minderheitsregierung in Preußen abzusetzen → (,,Preußenschlag") = Verlust der letzten Machtposition der Republiktreuen in der Exekutive Auflösung des Reichstags durch Hindenburg → Neuwahlen mit Mehrheit für die republikfeindlichen Kommunisten und Nationalsozialisten, NSDAP = stärkste Partei → ABER: Weigerung Hindenburgs, Hitler zum Reichskanzler zu ernennen Misstrauensvotum des Reichstags gegen weiterregierenden Papen + Reichstagsauflösung Neuwahlen → keine regierungsfähige Mehrheit, Papen zunächst noch im Amt, aber bald darauf Entlassung durch Hindenburg Ernennung Kurt von Schleichers (,,sozialer General") O Sucht breite parlamentarische Basis für seine Wirtschafts- und Sozialpolitik O versucht, eine präsidiale Diktatur durchzusetzen (,,Staatsnotstandsplan") Scheitern Schleichers → Bereitschaft Hitlers, Koalitionsregierung mit Deutschnationalen und parteilosen Konservativen zu bilden → Versicherung Papens, die Nationalsozialisten in einer gemeinsamen Regierung zu ,,zähmen" (,,Zähmungskonzept") Ernennung Hitlers zum Reichskanzler durch Reichspräsident Hindenburg 34 8.4. Aufstieg der NSDAP bis zur Machtübernahme 1933 5. Januar 1919 September 1919 24. Februar 1920 1921 Hintergrund der Krisen '23 8./9. November 1923 27. Februar 1925 1929 Gründung der völkisch-antisemitischen Deutschen Arbeiterpartei (DAP) in München → Hintergrund: Kriegsniederlage, Revolution, Zusammenbruch Deutschlands) Eintritt Hitlers in DAP → Zuständigkeit für Propaganda Umbenennung in NSDAP Veröffentlichung des ,,25-Punkte-Programms": 1932 30. Januar 1933 O Aufhebung des V.V. Ablehnung der deutschen Staatsbürgerschaft für jüdische Bevölkerung Errichtung eines großdeutschen Staats O O Parteivorsitz für Hitler Gründung der ,,Sturmabteilung" (SA) Steigende Mitgliederzahlen und Ausbreitung der NSDAP Zunehmender Einfluss durch: O aggressive Propaganda O Hitlers rhetorische Fähigkeiten O Massenveranstaltungen O Straßenterror der SA Unterstützung durch einflussreiche bayrische Kreise (z. B. Familie Wagner) Gescheiterter Hitler-Putsch in München O Vorübergehendes Verbot der NSDAP O Mehrmonatige Festungshaft Hitlers Neugründung der NSDAP durch Hitler (zunächst Splitterpartei) O Umfassende Ausrichtung auf Hitler O Übergang zur ,,Legalitätstaktik" = Erlangung der politischen macht auf legalem Weg (Gewinn von Wählerstimmen, Mehrheiten in den Parlamenten) Entstehung verschiedener NS-Organisationen Steigende Mitgliederzahlen und Ausdehnung über gesamtes Deutsches Reich Agitation gegen Young-Plan mit DNVP ABER: Scheitern des Volksentscheid 12.1929 Höhere Bekanntheit durch Widerstand und Zusammenarbeit mit DNVP + Verzweiflung vieler Bürger (Weltwirtschaftskrise) → Durchbruch der NSDAP O 1930 zweitstärkste, 1933 stärkste Partei bei Reichstagswahlen O Große Wahlerfolge in verschiedenen ,,Bundesländern" Aufstieg von Splitter- zur Massenpartei Wähler/Mitglieder der NSDAP: Wähler aus allen Bevölkerungsschichten → Auffangbecken für Hoffnungslose mit Sehnsucht nach starker Führungsfigur NSDAP als klassen- und milieuübergreifende Volkspartei Reichspräsidentenwahl: Hitler verliert gegen Amtsinhaber Paul von Hindenburg Ernennung Hitlers zum Reichskanzler Regierungskoalition aus NSDAP und DNVP → endgültiges Scheitern der Weimarer Republik und Beginn der NS-Diktatur 8.5. Zusammenfassung: Gründe für das Scheitern von Weimar → Weitgehende Einigkeit unter Historikern: multikausale Untersuchung des Scheiterns der Weimarer Republik und des Aufstiegs des Nationalsozialismus notwendig (wenn auch unterschiedliche Gewichtung einzelner Gründe) ➜ Zusammenspiel von Faktoren aus verschiedenen Bereichen (Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Soziales, Kultur) Kein umfassender Bruch der Revolution 1918/19 mit politischem, wirtschaftlichem und gesellschaftlichem System der Kaiserzeit O U.a. Ablehnung der Republik durch alte Eliten, die in Machtpositionen (Militär, Verwaltung, Justiz) geblieben sind Schwächen der Verfassung von 1919 (z.B. Zulassung von Splitterparteien, starke Rolle des Reichspräsidenten) O Zeigen sich v.a. in kritischer Endphase 35 Besonders durch rechtskonservative-autoritäre Kreise um Reichspräsident Hindenburg ausgenutzt Belastung durch Niederlage im 1. WK O Staatsschulden, Inflation, Vertrauensverlust der Bevölkerung, V.V., kollektives Gefühl ungerechter Behandlung → Nährboden für rechte Propaganda (Kriegsunschuld- und Dolchstoßlegende) Fortbestehen obrigkeitsstaatlicher, antidemokratischer Denkmuster bei Großteil der Bevölkerung → latente Instabilität des politischen Systems durch Fehlen eines demokratischen Wertekonsens Fehlend Bereitschaft er Parteien zur Zusammenarbeit (mangelnde Regierungstradition, Egoismus, Rivalität) O Selbst bei republiktreuen Parteien zu wenig Einsatz für Republik Destabilisierung der Republik durch Kommunisten →verbreitete Furcht vor bolschewistischer Revolution O Abhängigkeit von Moskau Gegnerschaft zur SPD (keine gemeinsame Front der Arbeiterschaft gegen die NSDAP) Hemmendes Verhalten im Parlament Straßenkämpfe OOO Folgen der Weltwirtschaftskrise O Verstärkung bereits vorhandener antidemokratischer und nationalistischer Einstellungen Radikalisierung der vom Elend bedrohten Bevölkerung Anziehungskraft der NS-Ideologie (Steigerung mit zunehmender wirtschaftlich-politischer Krise) O Geschick Hitlers, der konsequent Fehler und Schwächen der Demokratie ausnutzt 00 36 Nationale Gedenk- und Feiertage Auf einen Blick Gedenktage: Tag der Deutschen Einheit Beispiele für verschiedene Formen historischer Erinnerung Straßenbenennungen: Konrad-Adenauer-Straße Betrachten von Kunst- werken: Höhlenmalereien Sagen: Nibelungensage Ausstellungen: Wehrmachtsausstellung 000 Gemeinsames Erinnern O Konrad-Adenauer Str the S ■ Grabmäler: Pyramiden von Gizeh Fernsehsendungen: „Charité Gedenkstätten: KZ-Gedenkstätte Bergen-Belsen Formen kollektiven Erinnerns An äußere Form gebunden (z.B. Rituale) Öffentliche Artikulation von gemeinsamen Zielen, Überzeugungen und Wertevorstellungen → Selbstverständnis und Zusammenhalt von sozialen Gruppen pflegen/weiterentwickeln Herkunft der Gedenk- und Feiertage O Feierliches Totengedenken O Religiös-kirchliche Tradition (z. B. Schutzpatrone im Mittelalter) O Seit Aufklärung: Forderung nach Volksfesten über Standes- und Glaubensgrenzen hinweg O Meist ,,von oben" bestimmt (4. Juli; 1. Mai Ausnahme) Erinnern bleibt fragmentiert O Nicht alle Teile der Gesellschaft identifizieren sich mit Gedenk- und Feiertagen Zwang und Öffentlichkeit Denkmäler: Bismarck-Denkmal Monografien: Christopher Clark, „Die Schlafwandler" O Pflicht an Teilnahme → Präsentation einer gleichgeschalteten ,,Volksgemeinschaft" O In liberalen Demokratien: Akzeptanz und Ablehnung ständig im Fluss O Tendenz zur Internationalisierung → Erinnern an globale Konflikte und Völkermord transnational Geschichts- und Erinnerungskultur muss stets gegenwärtige/künftige Interessen & politische Ziele reflektieren 1. Gedenk- und Feiertage in Geschichte und Gegenwart 1.1. Begrifflichkeiten Geschichte O Vergangenes Geschehen sowie Erforschung, Deutung und Darstellung vergangener Ereignisse, Vorgänge und Handlungen Geschichtsbewusstsein und Geschichtskultur (Karl-Ernst Jeismann) O Kein Alleingültigkeitsanspruch, da Geschichte immer multiperspektivisch ist O Geschichte nicht gleichsetzbar mit Vergangenheit Geschichte ist immer eine Rekonstruktion aus verschiedenen Aspekten der Vergangenheit en und jeweils O Durch Abgleich mit andere Rekonstruktionen entsteht Verständnis über verschied begrenzten Vorstellungen von Geschichte → Abwägen von Perspektiven und Urteilen = Ziel der Konsensobjektivität Anwendung von sachlich und methodisch tragfähigen Untersuchungsmitteln ,,Diskurs um Geschichte" vertieft ,,Verständnis des anderen in der Gegenwart" Konsensobjektivität als Schnittmenge der Multiperspektivität 37 VERGANGENHEIT Sachgegenstände Forschung Methodik des Fragens (Heuristik) Theorie O O O O O Methodik des Erzählens (Historiomathie) Didaktik GESCHICHTSWISSENSCHAFT GEGENWART → Geschichtsbewusstsein soll angeregt/gefördert werden, statt Geschichte zu einem bestimmten Zweck/einer bestimmten Absicht zu konstruieren Geschichtsbewusstsein O Bewusstsein von der Geschichtlichkeit des Menschen und der von ihm geschaffenen Einrichtungen, Kulturen und Erkenntnisse Grundlage für historisches Wissen: kritische Auswertung und Interpretation überlieferter Zeugnisse aus Vergangenheit Geschichtskultur Öffentlichkeit O Alle Erscheinungsformen von Geschichte in einer Gesellschaft → historisches Lernen, historisches Wissen, historische Produktionen wie z. B. Bücher oder Filme Erinnerungskultur O Funktionaler Gebrauch der Vergangenheit: Umgang des Einzelnen und der Gesellschaft mit Geschichte O Drei Bedeutungen des Begriffs nach Aleida Assmann: Pluralisierung (Entstehung einer Vielfalt) & Intensivierung der Beschäftigung mit der Vergangenheit, die nicht mehr auf akademischen Bereich beschränkt ist Kollektives Gedächtnis (Maurice Halbwachs) O Gemeinsame Gedächtnisleistung von Menschen eines Kollektivs, die den Rahmen für ethische Normen und gültigen Verhaltenskodex bildet und auch die individuelle Erinnerung beeinflusst → Weiterentwicklung und Differenzierung der Theorie durch Jan Assmann: kommunikatives Gedächtnis: mündlich weitergegebene Erfahrungen und Traditionen → auf zwei bis vier Generationen beschränkt und von großer Alltagsnähe gekennzeichnet kulturelles Gedächtnis: Kunst- und Kulturgegenstände sowie schriftliche Überlieferungen, die weit in die Vergangenheit zurückreichen → nur wiederholte symbolische Inszenierung der erinnerten Ereignisse sorgen für Präsens des Vergangenen → Wandlung zum Mythos Aneignung der Vergangenheit durch eine Gruppe mit Identitätsstiftender Wirkung ,,ethische Erinnerungskultur" als kritische Auseinandersetzung mit Staats- und Gesellschaftsverbrechen, besonders aus der Opferperspektive Soziales Gedächtnis O Archivierte Form des kollektiven Gedächtnisses, z.B. Bücher- oder Bildersammlungen Triftigkeit 38 Sachanalyse: Rekonstruktion von Ereignissen und Personen Quellenvergleich → herauszufinden, wie Personen gedacht, gehandelt etc. haben mögen und wieso Sachurteil: Berücksichtigung der zeitgenössischen Wert- und Weltvorstellungen Werturteil: Bildung von kausalen Zusammenhängen; Beurteilung nach heutigen Maßstäben; Herstellung von heutigen Maßstäben & Entwicklung von Perspektiven für die Zukunft Gibt es eine wahre" Geschichte? können nicht über Wahrheit streiten, sondern nur über Triftigkeit bestimmter Rekonstruktionen 1.2. Funktionen historischer Erinnerung Ziele: Suche nach Orientierung und Vergewisserung von Identität Erklärung der Gegenwart und Sinnstiftung durch Vergegenwärtigung des Vergangenen O Institutionalisiertes Erinnern zeigt, was einer Gesellschaft besonders wichtig ist → Systemstabilisierung Anlässe für Interaktion und Partizipation: Schaffung eines Raums der organisierten Wiederkehr von Vergangenheit → Einbettung der Vergangenheit in die Gegenwart Identitätsstiftung und Gelegenheit für Wir-Inszenierungen O Gemeinschaften können sich als kollektive Identität in der Anonymität der individualisierten demokratischen Gesellschaft darstellen O ABER: Gefahr der Geschichtsfälschung, wenn gegenwärtige Handlungen historische gerechtfertigt und starke gesellschaftliche Bindungen erzeugt werden sollen → z.B. Nationsmythen des 19. Jhd. O Anstoß zur Reflexion: regelmäßige Wiederkehr & starke Ritualisierung verwandeln Geschichte in Mythos → kontroverse Neudeutungen des Ereignisses verwandeln Mythos dann wieder in Geschichte Lernen aus der Geschichte? O Von der Antike bis ins 18. Jhd.: Vorstellung von der Geschichte als ,,Lehrmeisterin des Lebens" (Cicero) → Hoffnung, aus Analyse der Vergangenheit Grundsätze und Regeln für richtiges und vernünftiges Verhalten in der Gegenwart ableiten zu können Ab Ende des 18.Jhd.: Überzeugung von der Einmaligkeit und Unwiederholbarkeit geschichtlicher Erscheinungen, die immer an besondere Umstände geknüpft sind → keine Möglichkeit, aus Vergangenheit konkrete Problemlösungen für Gegenwart abzuleiten Heute: Geschichte als Orientierung über eigene Herkunft und Möglichkeit zur Erweiterung des Horizonts → eher indirekte Beeinflussung & Bereicherung der Gegenwart durch Beschäftigung mit Vergangenheit Wissenschaftliche Aufbereitung O Urteile und Wertungen sind immer auf uns selbst, auf unsere/fremde Rekonstruktion bezogen O → Pluralität und Kontroversität als Grundprinzipien der heutigen historischen Methode → Geschichte wird nie absolut neutral wahrgenommen → Multiperspektivität Erinnerungen an geschehenes Unrecht als Voraussetzung für Versöhnung 1.3. Erzähl- und Sinnbildungstypen: Jörn Rüsen (1938) Erinnerung Kontinuität Traditionelles Erzählen Exemplarisches Erzählen Kritisches Erzählen Genetisches Erzählen An Ursprünge von Weltordnungen und Lebensform Form der Kommunikation Als Dauer im Wandel Einverständnis als überzeitliche Geltung von Handlungs- und Geschehensregeln An Fälle, die allgemeine Handlungs- und Geschehensregeln demonstrieren An Abweichungen, die gegenwärtige historische Orientierungen in Frage stellen An Veränderungen, Als Entwicklung, in die Lebenschancen der sich eröffnen Lebensformen verändern, um sich dynamische auf Dauer zu stellen Als Bruch in Zeitverläufen 39 Argumentation mit Urteilskraft Abgrenzung von Standpunkten Reflexive (rückbezüglich) Beziehung von Standpunkten und Perspektiven Identität Durch Übernahme vorgegebener Weltordnungen und Lebensformen (Nachahmung) Durch Regelkompetenz in Handlungssituationen (Klugheit) Durch Negation angesonnener Lebensform (Eigensinn) Durch Individualisierung (Bildung) Sinn von Zeit Zeit wird als Sinn verewigt Zeit wird als Sinn verräumlicht Zeit wird als Sinn beurteilbar Zeit wird als Sinn verzeitlicht 1.4. Geschichtsbewusstsein und Geschichtskultur: Bernd Schönemann (1954) Gesellschaften konstruieren Vergangenheit immer bimodal: individuell und kollektiv Geschichtsbewusstsein als individuelles Konstrukt: Aufbau von innen nach außen durch Internalisierungs- und Sozialisationsprozesse → Prozess der Aneignung und Verinnerlichung gesellschaftlicher Werte, Sitten, Normen und sozialer Rollen im Rahmen der Sozialisation und Erziehung) O Geringerer Grad an Dauerhaftigkeit O Weniger direkten Einfluss auf Alltag der Gesellschaft Geschichtskultur als kollektives Konstrukt: Aufbau von innen nach außen durch Externalisierung Höherer Grad an Dauerhaftigkeit (beständiger) Unabhängig von Subjektivität O O Gelebt durch Museen, Feiertage etc. Bewusstsein lässt sich nur individuell entwickeln (innere Seite der Medaille), erhält aber durch Kommunikation im öffentlichen Raum auch eine äußere Seite → konstruierte Geschichtskultur löst sich vom singulären Bewusstsein des Individuums und wird kollektiv Geschichtskultur ist die auf Grundlage des Geschichtsbewusstseins entstehende ,„,öffentliche Geschichtsäußerung" 2. 4. Juli: unabhängigkeitstag in den USA ,,Independence Day" zur Erinnerung an Ratifizierung der Unabhängigkeitserklärung (erstmalige Bezeichnung der 13 Kolonien als ,,Vereinigte Staaten von Amerika") O ABER: rechtliche Entstehung erst mit Ratifizierung der US-Verfassung 1781 Begehung des Jahrestags bereits seit 1777 mit Paraden uns Salutschüssen 1941: ,,Independence Day" wird zu einem bezahlten gesetzlichen Feiertag in den USA erklärt Hohe symbolische Bedeutung von Nationalhymne, -flagge und -feiertag, absichtliche Durchführung gewisser Handlungen am 4. Juli → z.B. Einbürgerungsveranstaltungen für Immigranten O Prägung des Selbstverständnisses, der nationalen Identität und Weltanschauung Gründe für Kritik am Feiertag: O Erfüllung der 1776 verkündeten Werte gefordert Nutzung des Gedenktags von Bürgerrechtsbewegungen, um gegen anhaltende Diskriminierung der Schwarzen und Vietnamkrieg zu demonstrieren → Der 4. Juli gehört Ihnen, nicht mir." Rechtfertigung des am. Einsatzes für Demokratie und Freiheit der Völker auf der ganzen Welt O Eigentlich unpolitischer Feiertag bis Trump 3.9. November: Schicksalstag“ der Deutschen ,,Schicksalstag" in deutscher Geschichte (Begriff umstritten, da rationales Handeln von Menschen und deren Verantwortung für Geschehnisse verschleiert) O 1848: Erschießung des Paulskirchenabgeordneten Robert Blum durch Truppen der Gegenrevolution O 1918: Sozialdemokrat Scheidemann ruft im Zuge der Novemberrevolution in Berlin erste deutsche Republik aus → Ablösung des Deutschen Kaiserreichs 1923: gescheiterter Hitler-Putsch in München O 1938: Reichpogrom gegen jüdische Bevölkerung im Nationalsozialismus O 1989: Fall der Berliner Mauer ➤ Tag als Symbol für Hoffnung der Deutschen, aber auch für Weg in Diktatur und Verbrechen O heutzutage Zusammenfallen von Gedenk- und Feierstunde: teilweise emotionalere und öffentlichkeitswirksamere Feierlichkeiten als am 3. Oktober 9. November im Nationalsozialismus als zentraler Bezugspunkt für Mythen- und Traditionsbildung O Verklärung durch Propaganda und Inszenierung von Gedenkfeiern für die beim Putschversuch gestorbenen Nationalsozialisten (,,Blutzeugen der Bewegung") 40 2009: Aufruf der Kultusministerkonferenz zu Projekttag in Schulen → Auseinandersetzung mit Themen Mut und Zivilcourage sowie Demokratie und Diktatur Gründe für Kritik an Wahl des Tages als Gedenktag: O Mythenbeladene Inszenierung von vermeintlichen Kontinuitäten der deutschen Geschichte → ,,Märchen mit Happy End Verstellung des Blicks auf andere bedeutsame Wendepunkte der Geschichte O Inszenierung als Schicksalstag" ist Erfindung der Nationalsozialisten 4. 11. August: nationaler Festtag der Weimarer Republik 1919: Reichspräsident Friedrich Ebert unterzeichnet am 11.08. die Weimarer Verfassung → ,,Verfassungstag" 1921: Einführung auf Initiative der ,,Weimarer Koalition" als ,,Nationalfeiertag des deutschen Volkes" O Feiertage der Kaiserzeit ersetzen o Zugehörigkeitsgefühl stärken ABER: kein reichsweiter gesetzlicher Feiertag, da Widerstand im Reichsrat → unterschiedliche Umsetzung in einzelnen Ländern (Feiertag bis Reden gegen Demokratie) Zuerst eher bescheidener Festakt, später u.a. Paraden, militärische Ehrenformationen, Volksfeste, Sportveranstaltungen, Tag der offenen Tür im Reichstag, Prägung von Münzen, Vergabe von Ehrenpreisen, große Feierlichkeiten zum 10-jährigen Verfassungsjubiläum 1929 1922: Erhebung des ,,Lieds der Deutschen" von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben zur Nationalhymne → Ziel: Stärkung der Bindung an die Republik → ABER: Republiktreue berufen sich auf ,,Einigkeit und Recht und Freiheit" (3. Strophe), nationalsozialistische Kräfte nutzen, Deutschland, Deutschland über alles" (1. Strophe) Wirkung/Rezeption des Nationalfeiertags: O Zwar gewisse, auch zunehmende Begeisterung in Bevölkerung für ,,Verfassungsfeiern → ABER: Zustimmung stark vom politisch-gesellschaftlichen Milieu abhängig Kein integrativer Symbolwert des Feiertags für Weimarer Republik Keine Schaffung kollektiver Identität, vielmehr weiterer Ausdruck von Spaltung der Gesellschaft O Unterstützung des Verfassungstags durch republiktreue Kräfte O Ablehnung des Verfassungstags durch: → Konservative und Monarchisten: wollen 18.01. (Gründung Deutsches Reich, Kaiserproklamation) → Linke und Kommunisten: wollen 1. Mai (Tag der Arbeit) und 9. November (Novemberrevolution) O Termin in der Ferienzeit, daher zu wenig Beachtung in Schulen als teil der demokratischen Erziehung → Lehrerschaft sowie Professoren in ihrer Einstellung zur Republik gespalten Verfassungstag als Nationalfeiertag eine „Verlegenheitslösung" → historische Verlegenheit ungünstige Voraussetzung für festliche Begeisterung O Hinweis auf: Mangel gesellschaftliche unumstrittener Gründungsereignisse, Mangel an Anschaulichkeit O Fehlende positive Konnotation aufgrund historischer Situation der Verfassungsgebung (s. V.V.) 5. 27. Januar: Gedenken an Opfer des Nationalsozialismus und Holocaust 1945: Soldaten der Roten Armee befreien die Gefangenen des Konzentrationslagers Ausschwitz 1996: Tag wird auf Initiative des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog zum offiziellen deutschen ,,Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus" erklärt 2005: UN erhebt den Tag zum ,,Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust" Bis 2008: in 34 Staaten eingeführt = trotz unterschiedlichen Status und Gendenkpraxis am weitesten verbreitete Gedenktag der Welt →Gedenktag ,,von oben" Kritik/Rezension des Gedenktags: Einführung und globale Ausweitung umstritten O Am Tag werden oft aktuelle politische Entscheidungen legitimiert: Diskussionen um Wahl des Tages und Art der Einführung Deutsches Familiengedächtnis spiegelt nicht die Opferrolle wider ■ 27.01. fernes und konstruiertes Datum ohne deutsche Erinnerung O 41 6.3. Oktober: Tag der Deutschen Einheit Tag der Deutschen Einheit = wichtigster gesamtdeutscher Feiertag → Feier der friedlichen Revolution in der DDR und Wiederherstellung der deutschen Einheit 1990 Festlegung des 3.10. als gesetzlicher Feiertag in Artikel 2 des Einigungsvertrags → Einziger, durch Bundesrecht festgelegter gesetzlicher Feiertag in Deutschland O Ablösung des Tags der Republik am 7.10. in der DDR (Erinnerung an DDR-Gründung) O Ablösung des Tags der deutschen Einheit am 17. 06. in der BRD (Erinnerung an DDR-Volksaufstand 1953) Zielsetzung des Feiertags: Förderung des Zusammengehörigkeitsgefühls der Deutschen nach Jahrzehnten der Trennung & Festigung der staatlichen Einheit Jährlich wechselnde Organisation der offiziellen Feierlichkeiten durch ein anderes Bundesland O Ökumenischer Gottesdienst, Festakt mit Empfang des Bundespräsidenten, Bürgerfest (+ ,,Ländermeile") Zunächst Bestreben, Feiertag möglichst zurückhaltend zu begehen, um Nachbarländer zu beruhigen, die wiederaufkommenden deutschen Nationalismus befürchten: O Bezeichnung als ,,zentrale" staatlicher Feier → sparsamer Einsatz nationaler Symbole O Betonung von Verfassungspatriotismus (statt Hurrapatriotismus), Föderalismus (Veranstaltung nicht in Berlin, sondern in einer Landeshauptstadt) und europäischen Gedanken Einnehmen einer vergangenheitsbewussten Perspektive: Holocaustgedächtnis und Reflexion der deutschen Tätergeschichte haben festen Platz in Reden Nüchternheit des Festaktes (und der Fernsehübertragung) → erst ab 2001 langsame Abkehr von sparsamer Inszenierung und größere Betonung von Emotionalität durch verstärkte audiovisuelle Inszenierung O O Suggeriert ,,Ende gut, alles gut" → Zubetonieren jeglicher Erinnerung/historischer Schlussstrich Inhaltliche Beschränkung der Holocaust-Erinnerung auf ausschließlich jüdische Opfer Kritik an Gestaltung des Feiertags: O Ausschluss der Bevölkerung vom offiziellen Festakt O 1993-2000 keine Ausrichtung der Einheitsfeier im Osten Deutschlands und keine ostdeutschen Redner bei Festakt → Vorwurf einer westdeutschen Elitefeier Kritik an Wahl des Datums als Nationalfeiertag: O Fehlende Diskussion auf institutioneller Ebene und undemokratischer Entstehungsprozess bei Festlegung des Feiertags Tag zwar nicht negativ besetzt, dafür nur Erinnerung an bürokratisches Verfahren zur Wiedervereinigung anstelle von Würdigung der Opposition und friedliche Revolution in der DDR O O Weitgehender Verzicht auf Symbolik → Feiertag wenig emotional geprägt: eher Staatsfeiertag Bis heute immer wieder Alternativvorschläge für deutschen Nationalfeiertag: O 9. Oktober (erster Höhepunkt der friedlichen Revolution in der DDR) als Würdigung des Beitrags der Ostdeutschen zur Wiedervereinigung → Ablehnung wegen fehlender Repräsentation der Westdeutschen, aber schrittweise Etablierung als lokaler Feiertag 9. November (Mauerfall) → Ablehnung wegen historischer und emotionaler Überfrachtung des Datums → feierliche Begehung des Tags bei Gedenkveranstaltungen, bei denen er Fokus vermehrt auf Bürgerrechtsbewegung der DDR liegt O 42 Kernmodule 1. Krisen (S1) Altgriechisch: krísis (Entscheidung, Bewertung, Zuspitzung) → früher andere Bedeutung als heute Heutige Auffassung: Entwicklung, in der Störungen/Konflikte auftreten; führen zu unvermeidlicher Entscheidung → stellt die bisherigen Verhältnisse grundlegend in Frage → Gefühl der Bedrohung 1.1. Checkliste Krisen verlaufen meist ungleichmäßig sind komplex, betreffen meist mehrere Lebensbereiche subjektives Krisenbewusstsein objektiv betrachtet müssen strukturelle Veränderungen aus ihnen hervorgehen offenes Ende, wenn auch nicht immer offensichtlich sind nicht lenkbar Ursachsen können ökonomisch, sozial oder politisch sein 1.2. Rudolf Vierhaus (1922-2011): Merkmale historischer Krisen nicht zeitlich festlegbarer Höhe oder Wendepunkt Prozesse können zeitlich genau benannt werden (zeitlich datierbar) Ursachen: Niedergang, Auflösung, Verfallsprozesse, Naturkatastrophen → kann aber nicht auf bestimmte Ursachen beschränkt werden stabile Zustände lösen sich auf, vom Menschen beeinflusst müssen objektiv, zeitlich und räumlich begrenzt werden Entstehung durch Vielzahl zufälliger Vorbedingungen es gibt wirtschaftliche, politische, gesellschaftliche und religiöse Krisen kann friedlich oder gewaltsam passieren sind ergebnisoffen Reform /Revolution sind notwendige Folgen 2. Revolutionen (S1) Fundamentaler Systemwechsel Nicht zwingend gewaltsam (da einige friedliche Ausnahmen, Bsp. DDR) Teile der Elite immer beteiligt → Forderung nach Änderungen im System Vordergründig oft konservative Ziele: Vergangenheit soll rekonstruiert werden Revolution durch hohe Beteiligung des Volkes ab gewissem Zeitpunkt nicht mehr kontrollierbar Neue Ideologien + Weltanschauungen dienen als Rechtfertigung für Verlangen nach Veränderungen → Freiheit + Menschenrechte, Diktatur des Proletariats etc. → Erhebung eines absoluten Geltungsanspruches = fast unbegrenzte Gewaltanwendung Veränderungen sind dauerhaft Häufig Versuch einer Gegenrevolution = Radikalisierung beider Parteien → Gründe + Abläufe oft sehr unterschiedlich keine genaue Definition Oft Reaktion auf Krise 2.1. Begriffsdefinition nach Schieder (1908-1984) Komplexität lässt revolutionäre Ereignisse nach historischer Bedeutung unterscheiden O Staatsstreich: irreguläre Regierungswechsel ohne Änderung der Grundstruktur (Bsp. Napoleon macht sich zum Konsul) O Rebellion: Wiederherstellung einer zuvor gestörten Ordnung → ,,Akt sozialer Chirurgie" Ebenen der Revolution: Regierung → Regierungsform → Gesellschaftsverfassung 43 2.2. Alexis de Toqueville (1805-1859): Reformen können gefährlich sein Voraussetzung: gesteigertes Empfinden von Missständen durch die Bevölkerung Missglückte Reformen angesichts steigender Erwartungen der Bevölkerung Gerade, wenn sich die Lebensbedingungen gebessert hat, wird diese neue Regierung gestürzt breaking point nach der ersten Besserung => lehnt Revolution grundsätzlich ab (nicht immer nötig, Rückschritt etc.) (,,krampfhaft, gewaltsam, schmerzlich) 2.3. Ursachen für Revolutionen nach Goldstone (1991) Finanzprobleme führen zu Staatsverschuldung und schließlich zum Bankrott Neue Eliten können sich bilden O Verschiebung zwischen Eliten führt zum Machtkampf zwischen und alten und neuen Eliten Unruhen in breiter Bevölkerung führen zu Aufständen (meist angetrieben durch Hunger) Bedeutungszunahme der Ideologien 2.4. Charakter von Revolutionen nach Eisenstadt (1923-2010) Angewandte Gewalt ist ausgezeichnet durch ideologische Rechtfertigung → Kombination aus Wandel in Symbolen, Grundlagen der Legimitation und institutionellen Rahmen eines Regimes mit neuer Vision verbinden Versuch, Staatswesen zu erneuern → Gleichheit, Gerechtigkeit, Freiheit + Partizipation am politischen Zentrum Neu: O Kombination wiederkehrender Protestthemen mit „modernen" Themen (Glauben an Fortschritt, Forderungen nach uneingeschränktem Zugang zu politischen Zentren) Bedürfnisse O Kombination dieser Themen mit allgemein utopischer Vision der Erneuerung (Verlagerung utopischer Visionen in Zentren der jeweiligen Gesellschaft) 2.5. Hannah Arendt (1906-1975): Revolution und Freiheit Voraussetzung: Pathos des Neubeginns + Freiheitsintention oder eigener Machtzuwachs Revolution im eigentlichen Sinne: O Gelingender gewaltsamer Umsturz der Verhältnisse O Austausch von Machteliten O Gewalt: neue Staatsform konstituieren + Gründung neuen politischen Körpers Befreiungskampf gegen Unterdrücker muss Freiheit mitintendieren Revolutionärer Geist des letzten Jahrhunderts beispiellos 2.6. Theorie der relativen Deprivation nach Davies (& Davies-J-Kurve) nicht tolerierbare Lücke zwischen Erwartungen. und realer Erfüllung 1 tolerierbare Lücke zwischen Erwartungen und realer Erfüllung tatsächliche Bedürfnisbefriedigung erwartete Bedürfnisbefriedigung Beginn der Revolution Zeit Wahrscheinlicher, wenn es nach einem Aufschwung einen radikalen Abschwung gibt Nicht objektive Lage, sondern subjektive Wahrnehmung entscheidet Armut kein Grund, da Menschen dadurch die Kraft und das Bewusstsein fehlen O erst Verbesserungen ermöglichen Revolution, da es nicht mehr ums bloße Überleben geht 44 Verbesserungen der Lebensbedingungen + fortschreitenden Verelendung = Revolution 2.7. Revolutionstheorie nach Marx und Engels (1847) Kampf zwischen Unterdrücker und Unterdrückten endete jedes Mal mit einer revolutionären Umgestaltung der ganzen Gesellschaft + gemeinsamer Untergang der kämpfenden Klassen O Wiederkehrender Prozess der Geschichte → Übergang zum Kommunismus Kein Aufheben der Klassengegensätze → nur Neue an die Stelle der Alten gesetzt Voraussetzung: O Fortschreitende Verelendung des Proletariats/ Trotz verbesserter wirtschaftlicher Lage eine zu groß werdende materielle Differenz zwischen den Klassen Bürgerliche Gesellschaft wird ersetzt mit Assoziationen O ,,solange einer nicht frei ist, ist keiner frei" => Revolutionen brechen aus fortschreitender Verelendung aus Kritik: zu stark auf konkreten Fall bezogen; aus Umständen der Zeit entstanden 3. Modernisierung (S1) ,,Modernisierung" - eine Geschichte einer Theorie O früher immer als Fortschritt/positiv gesehen; gekennzeichnet von allumfassendem Wandel → anfängliche Argumentation in Gegensatzpaaren (Bsp. Kommunikation: personal vs. Medien) → Modernisierung entsprach Demokratisierung (China als Negativbeispiel) Rückschritt und Wandel/Tradition und Moderne oft gleichzeitig USA ,,modernster" Staat der Welt nach Unabhängigkeit, gleichzeitig aber Sklaverei Modernisierungsprozesse selten konfliktfrei O →gibt immer auch soziale Verlierer => Krisen, Umbrüche, Revolten, Revolutionen als Folge Technischer Fortschritt O Früher Gleichsetzung von technischem Fortschritt, Modernisierung und Steigerung der Lebensqualität O Heutiges Wissen, dass Fortschritt einen Preis hat: Umweltverschmutzung, Ressourcenverbrauch etc. Abwägung für am. Siedler noch nicht möglich → Glaube an unbegrenzte Macht des Fortschritts Gesellschaftlicher Wandel O Wechselwirkungen Prozesse nicht isolierbar O Soziologe Shmuel N. Eisenstadt: ,,multiple modernities" = es gibt nicht die eine Moderne 1. Kulturkontakt und Kulturkonflikt (S2) Kulturkontakt O jeder Mensch gehört einem bestimmten Kulturkreis an O Menschheitsgeschichte: Abfolge von Kulturkontakten → wollen sich ausbreiten und andere beeinflussen O Kulturkontakte immer beidseitig → wechselseitige Beeinflussung und Vermischung (Akkulturation) Kulturen immer veränderlich und unrein“ → ununterbrochene Geschichte des kulturellen Austausches O Kulturkonflikt O Bedeutung eigenständiger Kulturen und das Konfliktpotenzial zwischen ihnen O Kulturkreise für Identität und politisches Handeln der Menschen von Bedeutung O stehen jeweils in Konkurrenz zueinander und bewahren ihre Besonderheiten trotz Verflechtung/Kontakt Völkerwanderung O Ethnogenese: Bildung von neuen kulturellen Gruppen mit eigenen Identitäten O Akkulturation: Beeinflussung und Vermischung O Assimilation: Anpassung 1.1. Urs Bitterli (1935-2021): Wie Kulturen einander begegnen Kulturberührung → Bsp. Kolumbus traf auf die Bewohner der karibischen Inseln 45 O O Reiz des Neuen, Bedrohlichkeit Kulturkontakt → Römer und Germanen entlang des Limes dauerhafter, wechselseitiger Kontakt beispielsweise im Grenzraum von Kulturen O regelmäßiger Warenaustausch, ohne Beabsichtigen von Krieg, Landnahme oder Kolonisation Kulturzusammenstoß → Bsp. Verfolgung, Vernichtung ind. Bevölkerung nutzten militärische Überlegenheit O gewaltsame Auseinandersetzung → Unterdrückung, Ausrottung Akkulturation →Bsp. Völkerwanderung, Romanisierung Kulturen 00 erstes, zeitlich begrenztes, oft zufälliges Zusammentreffen von Kulturen bzw. einer geschlossenen Bevölkerungsgruppe O langfristiger, gleichmäßiger Kulturkontakt Austausch von Ware, Techniken, Werte → Anpassung beider (evtl. gelegentlicher Kulturzusammenstoß) Kulturverflechtung → Bsp. Brasilien (indianische Ureinwohner & portugiesische Eroberer) Entstehung einer Mischkultur (eigenständige neue Kultur) O biologische Vermischung zwischen Völkern/Stämmen O (im selben geographischen Raum) → intensive, gesellschaftliche Durchdringung) 1.2. Samuel P. Huntington (1927-2008): Kulturkonflikt Zeit nach dem Kalten Krieg zuvor Europäisierung der Welt Weltpolitik gestaltet sich nach Kulturkreisen: Konflikte nur noch zwischen unterschiedlichen Kulturkreisen O höchste Gefahr/Keim der Eskalation: zw. Islam und Westen (Entstehung von Bruchlinienkriege) O Religion birgt großes Konfliktpotenzial Kultur als polarisierende, eigene Kraft O Ideologien trennen, Kulturen einigen O Kulturen mit gleicher Ideologie aber vielfältigen Kulturen zerfallen Gesellschaften mit ähnlichen Kulturen kooperieren Verbrüderung kultureller Gruppen Identitätsfindung ist in Kulturen verankert (z. B. Herkunft, O Inklusion Akkomodation Assimilierung Afrika Exklusion eher konfliktträchtig Religion, Sprache) Grundwerte, soziale Beziehung, Sitten und Weltanschauungen unterscheiden sich je nach Kulturkreis → Welt ist multipolar und multikulturell Japan Westen Latein- amerika Orthodoxie (Russland) 1.3. Jürgen Osterhammel (1952): Kulturkontakt zwischen Annäherung und Abgrenzung mehrere, ineinander verstrickte Faktoren: abhängig unter anderem von demografischen Proportionen der Gruppen + innere Disposition (= Haltung) Kontaktsituation (Machtverhältnis) ist wichtig Maß an Exklusivität votiert von Zeit zu Zeit. Definition des Fremden o religiös, zivilisatorisch oder biologisch O Begegnung bei Widerstand mit Fremden ist verschieden ausgeprägt O Übergänge, doppelte Identitäten werden unterschiedlich geduldet an kulturellen Grenzen: Grenzverhalten, Abgrenzpraktiken, Verringerung von Distanz Hinduismus (Indien) 46 friedliche Akzeptanz des Fremden ohne Ausübung von Assimilierung Toleranz und kultureller Pluralismus, gastfreundliche Aufnahme - weniger konfliktträchtig Herausbildung eines auf gegenseitigem Nutzen beruhendes ,,modus vivendi" (Lebensmodus) Konfuzia- nismus (China) Islam Zwischen autonomen Gruppen → lernen voneinander, haben jeweils eigene Kultur Angleichung des Fremden an das Eigene bis hin zur Identitätsauflösung des Fremden, evtl. auch mit Gewalt z.B. Missionierung Abschottung der eigenen Gesellschaft durch Abwehr von Fremden, Ausländerfeindlichkeit z.B. Grenzschließungen, Immigrationskontrollen, Polizei Segregation Extermination Ausgrenzung des Fremden, Isolierung von Anderen, rechtliche oder materielle Benachteiligung → z. B. Vertreibung, Zwangsumsiedlung, Ghettoisierung oder zur Konfliktminderung dann Einkapselung des Fremden z.B. Handelseinkommen Kulturzerstörung → z.B. Pogrome, Genozide → resultierende Zwangsassimilation oder auch Entzug der Chancen für kulturelle Reproduktion 1.4. Mischa Meier (1971): ,,Völker" und Ethnogenese Völker höchst instabile soziale Gebilde, die permanenten Transformationsprozessen ausgesetzt sind Vorwiegend durch politische Klammern definiert Zusammenhalt auf komplexen Identitätsprozessen beruhend, welche temporäre Kohärenzsuggestionen erzeugen Römisches Kaiserreich als Beispiel 2. Transformationsprozesse (S2) Beschäftigung mit Vergangenheit Beruht immer auf Frage, wie das Sich-Verändern und Gleichbleiben beschrieben erklärt werden kann → Nationalsozialismus: Bruch in der deutschen Geschichte oder Kontinuität langfristiger Entwicklung? Transformation kann sich auch nur auf Teilbereiche beziehen Schlüsselbegriffe wie ,,Revolution" beziehen sich nicht auf konkrete historische Entwicklungen Transformationsprozesse: Veränderungen von grundlegenden Strukturen einer Gesellschaft innerhalb eines überschaubaren Zeitraums Modernisierung bezieht sich auf alle Bereiche des Menschen Globalisierung → Einbezug der weltweiten Verflechtungen; Fokus nicht nur auf Europa 2.1. Fernand Braudel (1902-1985): École des Annales 1. Ebene = geographische Zeit, lange Dauer O Z.B. Kolonisationsprozesse, Migrationsprozesse, Auflösung des Römischen Reiches 2 Ebene soziale Zeit, mittlere Dauer O Eroberung des Inkareiches, Herrschaft Theoderichs über Rom 3. Ebene individuelle Zeit, kurze Dauer o Kolumbus Ankunft in Nordamerika, Grenzüberschreitung Goten, Hunneneinfall Transformation (umgestalten, verwandeln) bezieht sich nicht auf eine konkrete Entwicklung Oberbegriff für tiefgreifende Veränderungen ein Wandel, der grundlegende Strukturen unserer Gesellschaft innerhalb eines Zeitraumes verändert hat 3. Migration (S2) Emigration: Abwanderung Immigration: Zuwanderung Lat. Migrare = wandern Längerfristige oder dauerhafte Verlagerung des Lebensmittelpunktes O Freiwillig und unfreiwillig möglich (Zwangs- oder Gewaltmigration) Migration seit Anbeginn der Geschichte O Während des Römischen Reiches die Massivität prägnant → Völkerwanderung (obwohl es deutlich mehr als nur Migration war) Entfernung unrelevant → Fokus auf Überschreitung von politischen, geografischen, sozialen, kulturellen Grenzen Push- und Pull-Faktoren → Wichtige Rolle für Migrationsprozesse spielen Wissen und Netzwerke der Migranten Eingliederung von Migranten gilt als gelungen, wenn diese keine soziale Sonderstellung in der Aufnahmegesellschaft einnehmen 47 Kriterien - 3.1. Felicitas Hillmann (1964): Dimensionen von Migration räumlich Rechtlicher Status Motivation: Grad der Freiwilligkeit/ des Zwanges Migrations- auslösende Faktoren (i.d.R. Motiv- bündel) Umstände der Migranten Distanz Richtung (= Unterscheidung nach Herkunfts- und Zielregion) Permanent, dauerhaft Kurzfristig OO Langfristig, aber nicht-permanent Legal O Illegal Merkmal Freiwilligkeit Unfreiwilligkeit Ökonomische Faktoren Politische Faktoren Soziale Faktoren Psychologische Faktoren Kulturelle und religiöse Faktoren Ökologische Faktoren Individuelle Merkmale und Merkmale der Familie/ des Haushalts Ausprägung Nahwanderungen, Fernwanderungen, Binnenmigration grenz- überschreitend (international/interkontinental) Peripherie-Zentrum, Land - Stadt/Stadt - Land Mythos O . Langfristige Verlagerung des Lebensmittelpunktes (i.d. R. länger als ein Jahr) Zeitlich begrenzter Aufenthalt mit Verlagerung des Lebensmittel- punktes Saisonal (wiederkehrend, episodisch), Tourismus (ohne Veränderung des Lebensmittelpunktes) 1. Nation - Begriff und Mythos (S3) Nation O Unterschiedliche Formen der Aufenthaltsberechtigung, Duldung (z. B. Familiennachzug, anerkannte Flüchtlinge, Asylsuchende, Gastarbeiter, Saisonarbeitnehmer, angeworbene Fachkräfte) Einwanderer ohne registrierten und gültigen Aufenthaltsstatus/Visum z. B. Ruhesitzwanderung oder Bildungstourismus (Schüleraustausch, Praktika, Auslandsstudium) Gewaltmigration (z. B. Flucht, Vertreibung, Deportation) z. B. Einkommenseinbußen, Verarmung, Verschwinden lokaler und traditioneller Wirtschaftskreisläufe, Nahrungsunsicherheit z. B. politische Unruhen, Konflikte, Umsiedlungsmaßnahmen Migrationsnetzwerke, soziale Konflikte Migrationsmythen, Traum vom besseren Leben z. B. Verfolgung von Minderheiten, Diskriminierung, Veränderung traditioneller Lebensformen Große Anzahl von Menschen, die aufgrund bestimmter Merkmaler eine dauernde Gemeinschaft bilden Kennzeichen von Nationen: Gleiche Staatsangehörigkeit, gemeinsame Sprache, Abstammung, Kultur, Bekenntnis zu bestehender Rechts- und Werteordnung → Verfassungspatriotismus O Begriff ursprünglich für unterschiedliche Herkunft von Menschen z. B. Landflucht, Umwelthavarien (z. B. Tschernobyl, Fukushima), Extremwetterlagen (z. B. Dürren, Überschwemmungen) O Seit 18. Jahrhundert mit politischem Inhalt verknüpft Vermögen und Einkommen, Alter, Geschlecht und Familienstand, Bildung, soziale Vernetzung, Migrationserfahrungen (in der Familie), Gesundheit Kollektiv, innerhalb dessen gesellschaftliche Gleichberechtigung herrscht und zu Selbstbestimmung und Unabhängigkeit berechtigt Idee des Nationalstaats seit dem 20. Jahrhundert global verbreitet → Nationales als universale Kategorie Entstehung von Nationen nicht naturgegeben, sondern menschengeschaffen Repräsentanten einer nationalen Bewegung behauten Vorhandensein einer Nation Bei Anklang in Öffentlichkeit: Entstehung politischen Programms zur Umwandlung/Erschaffung Historische Forschung betont Konstruktion der Nationen Was ist ein Volk? o spätes 18. Jahrhundert: ortsbezogene, klar abgrenzbare Gruppen mit gleicher Sprache/Kultur und Abstammung → Fortlaufende Konstruktion durch bspw. Abgrenzung nach außen, internationalen Wettbewerb oder Integration von Minderheiten und Zuwanderern 19. Jahrhundert: zunehmend als ,,kollektive Individuen" verstanden, die ein gemeinsames Ziel verfolgen ähnliche Personen, Charaktereigenschaften zugesprochen → ,,Volk" ist eher politische Utopie ,,Völker" als Ursprung/Grundlage der modernen Nationen; Definition heute aber nicht mehr tragbar Mythen oft nicht nachprüfbare Erzählung mit einprägsamen Darstellungen für Sinn und Ordnung Suche nach möglichst alten Mythen, um Altehrwürdigkeit oder ,,Ewigkeit" der Nation zu spiegeln O Bedeutsam für anfängliche Konstruktion sowie spätere Selbstvergewisserung Politische Identität und Sinn entfalten & Bevölkerung (für ein Ziel) mobilisieren O Oft Verklärung und Überhöhung von Nationen 48 1.1. Benedict Anderson (1936-2015): Merkmale moderner Nationen Definition: vorgestellte politische Gemeinschaft - vorgestellt als begrenzt und souverän Nation vorgestellt O Einem fremde Mitglieder/unbekannte Personen, die dennoch Teil der imaginären Gemeinschaft sind Nation begrenzt vorgestellt O Keine Nation setzt sich mit Menschheit gleich O Exklusivität/eigene variablen Grenzen → Abgrenzung von anderen Nation souverän vorgestellt O Souveräne Gemeinschaft kann über sich selbst bestimmen O Ursprung in Zeit der Aufklärung und Revolution → Ziel: Sicherung der Freiheit unabhängig von religiös bedachten hierarchisch-dynastischen Reichen Nation als Gemeinschaft vorgestellt O ,,kameradschaftlicher" Verbund von Gleichen, Zusammenhalt auch in schlechten Zeiten Unabhängig von äußeren Einflüssen 1.2. Herfried Münkler (1951): Nationale Mythen als ,,Volkspädagogik" Nationalmythen beschwören Gestalten der Vergangenheit, um Zukunft zu beschwören O Anspruch: Geschichte der Nation deuten und ihren Fortgang strukturieren Herausforderungen bewältigen, um Vertrauen und Zuversicht stiften zu können Komplexität reduzieren →Tilgung der Ambivalenzen und Uneindeutigkeiten O Ethische und ästhetische Vorstellungen anpassen Schrecken der Kontingenz (prinzipielle Offenheit einer Situation) bewältigen mythisierbarer Kern von literarischen Texten und historischen Ereignissen muss erst freigelegt werden O Beispiel Nibelungensage Nibelungenlied nur lyrischer Text Erst als kompilierte Sage (aus verschiedenen Texten zusammengestellt) mit Vereinfachung der psychischen Komplexität der Figuren und Verdeutlichung deren Charakters erfolgreich O Erst durch Umgestaltung der Texte wird ,,volkspädagogische Komponente" erkennbar Nibelungenlied politischer Mythos, welcher Identität bietet und Identifikation verlangt 1.3. Heidi Hein-Kircher (1969): Politische Mythen und ihre Funktion Mythos: sinnstiftende Erzählung, die Unbekanntes/schwer Erklärbares vereinfacht mit Bekanntem erklären will Politische Mythen als Überkategorie → im Kern immer Bericht über Sinn und Entstehung einer Gemeinschaft O Nur gesellschaftlich konstitutive und bedeutsame Inhalte werden thematisiert O Repräsentation von Werten, Zielen und Wünschen einer sozialen Gruppe Identitätsbildung zugleich Abgrenzung nach außen Differenzierung zwischen "gut" = ,,eigen/selbst" und ,,böse" =,,die anderen" Beispiel des Arminius-Mythos → Cheruskerfürst Arminius (Hermann) O Sieger der Varusschlacht gegen Römer: Verteidiger vaterländischer Freiheit O Hermann-Denkmal zum Symbol deutscher Einheit und Freiheit & Visualisierung der Abgrenzung zu äußeren und inneren Feinden O Zentrale Rolle im 19. Jahrhundert als konstruierten Gegensatz zu Rom → Ursprung der ,,deutschen Nation" bereits im Mittelalter beginnend Johann Gottlieb Fichte: deutsche Nation bewahre Ursprünglichkeit der Germanen = Erhalt besonderer Mission → zentrale narrative Grundlage der völkischen Rasseideologie Mythos der ,,Stunde Null" im Bundesstaat besonders prägend → Neuanfang einer geeinigten Gesellschaft 2. Deutung des deutschen Selbstverständnisses (S3) Frühe deutsche Nationalstaatsidee O Auflösung des Heiligen Römischen Reich Deutscher Nationen (19. Jhd.): Frage nach ,,Deutschtum" O Vertreter von Liberalismus und deutschen Nationalbewegungen wünschen geeinten Nationalstaat 49 Gesamtdeutsches Nationalbewusstsein neu | Konkurrenz zu patriotischen Strömungen Macht statt Freiheit O Königreich Preußen entscheidet deutsche Frage in drei Kriegen Deutsches Kaiserreich: Obrigkeitsstaat mit Sicherung der bestehenden Machtpositionen Trotz gesellschaftlicher Spaltung durch Verfolgung von ,,Reichsfeinden": aggressiver, übersteigerter Nationalismus → Deutschland anderen überlegen und Weltmacht" Nationalismus im Exzess O 1. WK radikalisiert Nationalbewusstsein → Konsens durch Kriegsverlauf nichtig Kampf gegen eine Welt von Feinden" (Wilhelm II.) Neues Gemeinschaftsgefühl mit Überwindung aller inneren Gegensätze O Idee des Nationalstaats durch Niederlage und Folgen verloren Zukunft in Volksgemeinschaft (nicht mehr Staatsnation): extremer, völkischer Nationalismus Weltanschauliche Definition durch Ausschluss von Kommunisten und Sozialdemokraten und Ablehnung der liberalen Demokratie als ,,undeutsch" Rassistische und antisemitische Definition (gewaltsame Umsetzung durch Nazis) Geläutert in die Gegenwart O Nach 1945: Nationalbewusstsein diskreditiert → auch wegen deutscher Teilung: Suche nach Anschluss an internationale Wertegemeinschaft BRD: (freiwillige) Politik der Westintegration → Akzeptanz der ,,postnationalen Demokratie" DDR: (erzwungene) Übernahme einer sozialistischen Ordnung Deutsche Einheit erscheint nicht mehr realistisch → streichen 1974 Bekenntnis zu einer deutschen Nation aus der Verfassung O 1980er Jahre: Wiederentdeckung eines gemeinsamen kulturellen Erbes Friedliche Revolution in DDR im Herbst 1989: Verschwinden der kommunistischen Diktatur & politischer und weltanschaulicher Gegensatz zur BRD → deutsche Einheit als sinnvollste Lösung Deutschland der Gegenwart fest in westlicher Staatengemeinschaft verankert Fragen nach Selbstverständnis nicht verschwunden Aber nicht mehr isoliert/abgehoben vom Rest der Welt 3. Deutscher Sonderweg und transnationale Geschichtsschreibung (S3) Deutschlands Weg bis 1945 O Staat und Gesellschaft entwickelten sich in anders als in den Ländern Westeuropas O Deutscher Nationalstaat von 1871 Ergebnis dreier Kriege und ,,Revolution von oben" O Bis Ende des 1. WKS Besonderheit meist als Vorzug angesehen Im ,,Dritten Reich": ,,Ideologie des deutschen Weges" (Bernd Faulenbach) Ablehnung der Idee der franz. Revolution Westliche Demokratie ,,undeutsch" O Erst nach 2. WK, Holocaust & Teilung: bisherige Entwicklung als Irrweg Seit 1945: versuchter Nachweis und künftige Vermeidung eines ,,Sonderwegs" O Aufarbeitung mit Ergebnis eines ,,deutschen Sonderwegs" → ,,Wie konnte es zur Diktatur kommen?" → Deutsches Kaiserreich (1871-1918): politische Rückständigkeit & Nachhaltige Entfremdung → langfristig wirksame Bedingungen, die Entwicklung zu Freiheit und Selbstbestimmung verhindern: ■ Staatliche Zersplitterung aus dem Mittelalter Glaubensspaltung im 16. Jhd. I Scheitern der Revolution von 1848/49 Diagnosen über Deutschland: 50 These (als Schlag- wort) betrachteter Zeitraum Merkmale der Entwicklung in Deutschland negative Folgen Helmuth Plessner (1935/59) „verspätete Nation" O 17. bis frühes 20. Jahrhundert • bis ins späte 19. Jahrhundert Aufspaltung in viele Einzelstaaten, Fehlen einer gemein- samen Nationalidee lange bestimmender Einfluss des Luthertums: unkritischer Glaube an Staat und Kirche, Distanz zur westeuropäischen Aufklärung • besonders in Preußen kein bürgerliches Freiheitsideal, sondern Untertanengeist und Diensteifer (Militär- und Beamtenstaat) im 19. Jahrhundert rasche Industrialisierung, nun Einfluss von „Ersatzreligionen" wie Darwinismus', Materialismus² und Sozialismus geistig-politische Entfremdung von Groß- britannien und Frankreich Deutschland als „unpolitisches" Volk: bei breiten Schichten kein Wille zur Selbst- bestimmung • Rückständigkeit in Sachen Menschenrechte und individueller Freiheit Transnationale Geschichte Karl Dietrich Bracher (1969) „deutsches Sonderbewusstsein" ■ 19. bis frühes 20. Jahrhundert 51 Ablehnung der Ideen der Französischen Revolution Scheitern der Revolution von 1848/49 Deutsches Kaiserreich seit 1871 behindert die Mitbestimmung politischer Parteien • Weigerung, die Kriegsniederlage von 1918 und die Versailler Friedensordnung anzuerkennen nach dem Ersten Weltkrieg wird Deutschland weniger als Gemeinschaft von Staatsbürgern, sondern eher als (biologisch-rassisch definierte) „Volksgemeinschaft" verstanden nationale Einheit und Macht wichtiger als demokratische Freiheit ,,Sonderweg"-These aus 1960er/70er Jahren erhält Zuspruch und Kritik Griffige historische Bilanz & Funktion als Mahnung Eindimensionale Darstellung & deutsche Geschichte nur Vorgeschichte des Nationalsozialismus Inzw. Allgemeiner Konsens: Fehlentwicklung beendet BRD und DDR jeweils als Gegenentwurf zur NS-Diktatur Deutsche Einheit endgültiger Schritt in westlich geprägte ,,Normalität" .Weimarer Republik wird von vielen Deutschen verachtet oder abgelehnt O Seit Ende des 20. Jhd.: Frage nach Geschichte jenseits der reinen Nationalgeschichte Wachsende Vernetzung/Globalisierung in Deutschland wird antiwestliches Denken bestimmend Mobilität/Zuwanderung Europäische Integration → grenzüberschreitende geschichtliche Erinnerung Transnational: Einflüsse und Verflechtungen zwischen zwei oder mehr Nationen Betrifft alle Bereiche (von Politik und Kultur bis zu zwischenmenschlichen Kontakten) Eigene Geschichte wird erweitert und in größeren Zusammenhang gestellt