Migration und Mobilität in der Geschichte
Menschen haben zu verschiedenen Zeiten und unter verschiedenen Bedingungen ihre Siedlungsgebiete verlassen, um Schutz zu suchen oder eine neue Heimat zu finden. Dieses Phänomen der Migration ist ein grundlegender Bestandteil des menschlichen Lebens.
Das menschliche Mobilitätsbedürfnis
Laut Uwe Walter ist Migration ein grundlegendes Element individueller historischer Erfahrungen sowie großer historischer Konstitutions- und Veränderungsprozesse. Migration führt dazu, dass fremde Völker in neue, unbesiedelte oder bereits besiedelte Gebiete gelangen. Dies kann beispielsweise in Form von Völkerwanderungen in der Spätantike, dem Kolonialismus, Binnenwanderungen oder den Kreuzzügen im Mittelalter geschehen.
Ortswechsel und Veränderungen im sozialen Gefüge
Migration führt zu Veränderungen in den sozialen Beziehungen und stellt eine Grenzerfahrung dar. Sie ist ein Prozess, bei dem der Lebensmittelschwerpunkt räumlich verlagert wird und soziale, politische und kulturelle Grenzsicherungen mit sich bringt. Die zeitliche und personelle Dimension, die Distanzen, Motive und Ziele von Migration sind vielfältig und betreffen Menschen verschiedener sozialer Gruppen sowie die Gesellschaften, in die sie ein- und auswandern.
Die Bedeutung der Völkerwanderung in der Geschichte
Die Völkerwanderung spielt eine wichtige Rolle in der Geschichte, da sie ein dauerhaftes historisches Phänomen darstellt, das langfristige Transformationsprozesse eingeleitet hat. Sie ist ein Kennzeichen des Übergangs von der Spätantike.
Ethnogenese und kollektive Identität
Die Vorstellung von "Volk" und "Stamm" als kulturell und ethnisch homogene Gruppen stammt aus dem 18. und 19. Jahrhundert. In der Spätantike handelte es sich jedoch keineswegs um ethnisch homogene oder geschlossene Völker oder Stämme. Hinter Bezeichnungen wie "Goten" oder "Franken" verbargen sich vielmehr heterogene Gruppen oder Verbände, die durch gemeinsame Ziele verbunden waren. Die biologische Abstammung spielte eine untergeordnete Rolle für die Zugehörigkeit zu einer Gruppe, die vielmehr durch kulturelle und gesellschaftliche Aspekte sowie die Ausbildung kollektiver Identität bestimmt wurde.
Offenheit und Konstruktcharakter kollektiver Identität
Die Vorstellung von "Volk" und "Stamm" als homogene Größen ist nicht zutreffend. Ethnogenese beschreibt die Entstehung kollektiver Identität in Gruppen, die durch Selbst- und Fremdzuschreibung sowie die Konstruktion eigener Abstammungsgeschichten entsteht. Wanderungsbewegungen spielen hierbei eine wesentliche Rolle bei der Konstruktion der kollektiven Identität einer ethnischen Einheit.
Gemeinsame Herkunft, Sprache, Sozialstruktur, Kultur und Religion
Alle Kulturen sind miteinander verwoben und hybrid, keine ist isoliert und rein. Der Prozess der kollektiven Identitätsbildung und -stiftung unterliegt einem kontinuierlichen Wandel.
Die Völkerwanderung ist ein bedeutendes historisches Phänomen, das die Geschichte Europas maßgeblich geprägt hat. Durch sie sind vielfältige Prozesse in Gang gesetzt worden, die die europäische Kultur und Gesellschaft nachhaltig beeinflusst haben.