Helmut Fends Bildungsverständnis und die zentralen Aufgaben der schulischen Bildung
Helmut Fend, ein renommierter Pädagoge, entwickelte ein umfassendes Verständnis von Bildung, das eng mit den gesellschaftlichen Funktionen von Schule verknüpft ist. Seine Theorie der Schule von 1980 bildet die Grundlage für ein differenziertes Bildungsverständnis, das sowohl die Bedürfnisse der Gesellschaft als auch die des Individuums berücksichtigt.
Definition: Bildung nach Fend ist erreicht, wenn Schüler die individuellen Funktionen in der Schule so verinnerlichen, dass die gesellschaftlichen Funktionen von Schule erfüllt sind.
Fend identifiziert vier zentrale Funktionen der Schule, die jeweils eine duale Rolle für Gesellschaft und Individuum spielen:
- Enkulturationsfunktion: Diese Funktion zielt auf die Vermittlung grundlegender kultureller Kompetenzen und Verständnisformen ab. Sie umfasst Bereiche wie Sprache und Religion.
Beispiel: Ein Schüler lernt die deutsche Sprache und kulturelle Traditionen, was ihm ermöglicht, sich in der Gesellschaft zu integrieren und gleichzeitig seine eigene Identität zu entwickeln.
- Qualifikationsfunktion: Hierbei geht es um die Vermittlung von Fertigkeiten und Wissen, die für die spätere Teilnahme am Arbeitsprozess erforderlich sind.
Highlight: Die Qualifikationsfunktion Schule trägt zur ökonomischen Reproduktion und Wettbewerbsfähigkeit der Gesellschaft bei, während sie gleichzeitig das Individuum zur Berufstätigkeit befähigt.
- Allokationsfunktion: Diese Funktion regelt den Zugang zu Ausbildungsgängen und Berufspositionen durch Abschlüsse und Zertifikate.
Beispiel: Ein Allokationsfunktion Schule Beispiel wäre die Vergabe von Abitur-Zeugnissen, die den Zugang zu Universitäten ermöglichen.
- Integrationsfunktion: Sie zielt darauf ab, den gesellschaftlichen Zusammenhalt durch die Weitergabe von Normen und Werten zu stärken.
Vocabulary: Die Sozialisationsfunktion ist ein alternativer Begriff für die Integrationsfunktion und betont die Eingliederung des Individuums in die Gesellschaft.
Fends Bildungsverständnis unterstreicht die doppelte Aufgabe der Schulbildung: einerseits die Reproduktion der Gesellschaft und andererseits die Entwicklung des Individuums. Dies macht das Bildungswesen zu einem institutionellen Akteur der Menschenbildung.
Highlight: Die Bedeutung von Bildung für die Gesellschaft zeigt sich in Fends Theorie durch die Verknüpfung individueller Entwicklung mit gesellschaftlichen Anforderungen.
Dieses umfassende Bildungsverständnis bildet die Grundlage für moderne pädagogische Konzepte wie die individuelle Förderung, die darauf abzielt, jeden Schüler entsprechend seiner Fähigkeiten und Bedürfnisse zu unterstützen und gleichzeitig den gesellschaftlichen Anforderungen gerecht zu werden.