Die Industrialisierung brachte tiefgreifende Veränderungen für Familien, insbesondere für Frauen und Kinder im 19. Jahrhundert.
Die Rolle der Frau während der Industrialisierung war von einer extremen Doppelbelastung geprägt. Frauen mussten sowohl in Fabriken arbeiten als auch den gesamten Haushalt führen. Der typische Tagesablauf begann oft um 5 Uhr morgens mit Hausarbeit, gefolgt von 12-14 Stunden Fabrikarbeit und endete spät abends wieder mit häuslichen Pflichten. Die Frauenarbeit wurde deutlich schlechter bezahlt als die der Männer, war aber für das Überleben der Familie meist unerlässlich. Die schwierigen Arbeitsbedingungen und die gesellschaftliche Benachteiligung führten zur Entstehung der Frauenbewegung im 19. Jahrhundert.
Die Kinderarbeit stellte ein besonders dunkles Kapitel der Industrialisierung dar. Kinder ab 6 Jahren mussten oft bis zu 16 Stunden täglich in Fabriken, Bergwerken oder Manufakturen arbeiten. Die Arbeitsbedingungen waren gesundheitsgefährdend, die Bezahlung minimal. Der Tagesablauf der Kinder war von harter körperlicher Arbeit geprägt, Schulbildung war kaum möglich. Die Folgen waren verheerend: körperliche und geistige Entwicklungsstörungen, hohe Krankheits- und Sterblichkeitsraten. Erst nach und nach wurden Gesetze zum Schutz der Kinder erlassen. Im Vergleich zu heute ist Kinderarbeit in Deutschland verboten, existiert aber weltweit noch immer. Die bürgerliche Familie entwickelte sich während der Industrialisierung zu einem Ideal, das sich jedoch die meisten Arbeiterfamilien nicht leisten konnten. Die Realität war geprägt von Armut, beengten Wohnverhältnissen und der Notwendigkeit, dass alle Familienmitglieder zum Lebensunterhalt beitragen mussten.