Komponenten und Entwicklung des Individualismus
Der Individualismus ist ein komplexes gesellschaftliches Phänomen, das sich seit der Renaissance entwickelt hat. Seine Kernkomponente ist die Autonomie, die sich im Laufe der Zeit zu einem umfassenden Individualisierungsprozess ausgeweitet hat.
Definition: Der moderne Individualismus hat seinen Ursprung in der Renaissance 14.−16.Jahrhundert und zeichnet sich durch Selbstbestimmtheit aus.
Ein wesentlicher Aspekt dieses Prozesses ist der Ligaturenverlust, der die Entbindung von traditionellen sozialen Gemeinschaften beschreibt. Dies führt zu einer Enttraditionalisierung und Optionserweiterung, wodurch sich die Anrechte und Angebote für den Einzelnen vergrößern.
Beispiel: Der soziale Aufstieg in den Jahren 1950-1980 ermöglichte vielen Menschen den Eintritt in neue soziale Milieus mit geringerem Konformitätsdruck.
Die Pluralisierung der Lebensstile ist ein weiteres Merkmal der Individualisierung. In der sogenannten "Erlebnisgesellschaft" entstehen neue Lebensstil-Szenen und -Milieus, die sich nach Alter und Bildung differenzieren.
Highlight: Die Freisetzung des Einzelnen führt zur Entstehung des "homo optionis", der selbstständig Entscheidungen trifft, ohne feste Sollens- und Wollens-Vorgaben.
Neue soziale Bewegungen, wie der Bildungs- und Berufserfolg von Frauen sowie die Umwelt- und Friedensbewegung, unterstreichen den Wertewandel hin zu mehr Lebensqualität statt reinem Lebensstandard.