Die Neue Ostpolitik unter Willy Brandt
Die Neue Ostpolitik markierte einen bedeutenden Kurswechsel in der deutschen Außenpolitik nach 1969. Nach der Teilung Deutschlands 1949 wurden die BRD und DDR in gegensätzliche politische Systeme integriert. Während Adenauer die BRD durch die Westintegration an die westlichen Mächte band, erfolgte in der DDR der "Aufbau des Sozialismus" unter sowjetischem Einfluss.
Highlight: Die Bildung der sozial-liberalen Koalition aus SPD und FDP 1969 leitete einen fundamentalen Wandel in der deutschen Ostpolitik ein.
Die Entspannungspolitik der neuen Koalition verfolgte zwei Hauptziele:
- Die Anerkennung der durch den Zweiten Weltkrieg entstandenen Realitäten, wie beispielsweise die Oder-Neiße-Linie.
- Die Vertiefung der Beziehungen zum Osten, um der Entfremdung entgegenzuwirken und Spannungen zwischen den Machtblöcken zu vermindern.
Definition: Der Slogan "Wandel durch Annäherung" fasste die Grundidee der Neuen Ostpolitik prägnant zusammen.
Zwischen 1969 und 1979 wurden mehrere wichtige Verträge geschlossen, die die deutsch-deutsche und die Deutschland-Ostpolitik neu regelten. Zu den bedeutendsten zählten:
- Der Moskauer Vertrag (August 1970)
- Der Warschauer Vertrag (Dezember 1970)
- Das Viermächteabkommen über Berlin (September 1971)
- Der Grundlagenvertrag zwischen BRD und DDR (Dezember 1972)
Vocabulary: Die Hallstein-Doktrin, die besagte, dass die BRD keine diplomatischen Beziehungen zu Staaten unterhalten würde, die die DDR anerkannten, wurde durch den Grundlagenvertrag faktisch beendet.
Die Neue Ostpolitik führte zu einer deutlichen Verbesserung der Beziehungen zwischen Ost und West, ermöglichte Rüstungsbeschränkungen und gipfelte in der Aufnahme beider deutscher Staaten in die UNO im September 1973.
Quote: Willy Brandt fasste die Ziele seiner Politik mit den Worten zusammen: "Wir wollen ein Volk der guten Nachbarn sein und werden, im Innern und nach außen."
Trotz dieser Erfolge gab es auch Herausforderungen. Die DDR-Führung blockierte teilweise die Bemühungen der BRD um engere Zusammenarbeit, und die Opposition in der BRD, insbesondere Teile der CDU/CSU, standen der Neuen Ostpolitik kritisch gegenüber.
Example: Ein Rückschlag für die Entspannungspolitik war die Enttarnung von Günter Guillaume als Stasi-Spion im Jahr 1974, was zum Rücktritt Willy Brandts als Bundeskanzler führte.
Langfristig legte die Neue Ostpolitik jedoch wichtige Grundlagen für die spätere Wiedervereinigung Deutschlands, indem sie den Dialog zwischen Ost und West förderte und zur Überwindung der starren Fronten des Kalten Krieges beitrug.