Symmetrie um das Herzstück
Die Johannes-Passion von Bach weist eine bemerkenswerte symmetrische Struktur auf, die sich um ein zentrales "Herzstück" gruppiert. Diese Symmetrie verstärkt die theologische Botschaft des Werkes und lenkt die Aufmerksamkeit des Zuhörers auf zentrale Momente der Passionsgeschichte.
Der Choral Nr. 17 "Ach großer König" bildet einen wichtigen Punkt in dieser symmetrischen Anordnung. Er steht in A-Moll und ist syllabisch und homophon gesetzt, typisch für ein evangelisches Kirchenlied. Der 4/4-Takt verleiht ihm eine feierliche, aber auch bodenständige Qualität.
Vocabulary: Syllabisch bedeutet, dass jeder Silbe des Textes eine einzelne Note zugeordnet ist, was die Verständlichkeit des Textes erhöht.
Darauf folgt der Turba-Chor Nr. 18b "Nicht diesen", der in D-Moll beginnt und nach A-Dur moduliert. Dieser Chor ist ebenfalls syllabisch und homophon gesetzt, verwendet aber einen evangelischen Text und hat einen dramatischen Charakter. Die Modulation von Moll nach Dur könnte die Spannung und den Kontrast in der Szene unterstreichen.
Example: Der Wechsel von Moll nach Dur in "Nicht diesen" könnte die Entscheidung der Menge symbolisieren, Jesus zu verurteilen und Barabbas freizulassen.
Das Arioso/Arie-Paar Nr. 19/20 "Betrachte"/"Erwäge" steht in Es-Dur bzw. C-Moll. Diese Stücke sind melismatisch gesetzt, was bedeutet, dass mehrere Noten auf eine Silbe gesungen werden. Der 4/4-Takt und die freie Dichtung ermöglichen eine tiefgründige Reflexion über Gottes Gnade.
Highlight: Die Kombination von Arioso und Arie in "Betrachte"/"Erwäge" erlaubt eine besonders intensive musikalische und textliche Auseinandersetzung mit dem Thema der göttlichen Gnade.
Der Turba-Chor Nr. 21b "Sei gegrüßet" in B-Dur ist polyphon und fugenartig gesetzt. Diese komplexere musikalische Struktur könnte die Verwirrung und den Tumult der Menge darstellen.
Schließlich steht der Turba-Chor Nr. 21d "Kreuzige" in g-Moll. Die Wahl der Molltonart für diesen dramatischen Moment unterstreicht die Schwere und Tragik der Situation.
Quote: "Kreuzige" - Dieser kurze, aber kraftvolle Ausruf bildet einen der dramatischsten Momente in der Johannes-Passion und wird durch die musikalische Setzung in g-Moll noch verstärkt.
Diese symmetrische Anordnung um das Herzstück der Johannes-Passion zeigt Bachs meisterhafte Fähigkeit, musikalische Struktur und theologischen Inhalt zu einer eindrucksvollen Einheit zu verschmelzen.