Der Gregorianische Choral: Grundlage der mittelalterlichen Kirchenmusik
Der Gregorianische Choral ist ein fundamentales Element der Musik im Mittelalter und wird als einstimmiger, unbegleiteter Gesang der katholischen Kirche in lateinischer Sprache definiert. Seine Entstehung und Entwicklung lassen sich wie folgt zusammenfassen:
- Beginn im frühen 9. Jahrhundert mit Texten für verschiedene Liturgien
- Ursprünglich mündlich überliefert, später in spezieller Notenschrift festgehalten
- Klöster fungierten als wichtige Kulturzentren für die Entwicklung und Bewahrung dieser Musikform
Highlight: Der Gregorianische Choral gilt als die erste bekannte und älteste überlieferte Musik des Abendlandes.
Die Notation des Gregorianischen Chorals durchlief mehrere Entwicklungsstufen:
- Verwendung relativer Tonhöhen ohne Notenlinien
- Entwicklung eigener Notenschriften in großen Klöstern (adiastematische und diastematische Notenschrift)
- Einführung der "Neumen" (von lat. "neuma" = "Wink") als Notationsform
Vocabulary: Neumen waren ursprünglich die Handzeichen des Chorleiters und entwickelten sich zur Grundlage der späteren Quadratnotation.
Papst Gregor spielte eine wichtige Rolle bei der Systematisierung und Aufzeichnung der Gesänge, was zur Entstehung des "Graduale Romanum" führte. Er wird auch mit der Gründung der "Schola Cantorum" in Verbindung gebracht, obwohl dies historisch nicht eindeutig belegt ist.
Example: Die Entwicklung der Notation führte von den Neumen über die Quadratnotation bis hin zu unserem modernen Notensystem, das auf Guido von Arezzos Notenliniensystem basiert.
Gegen Ende des 12. Jahrhunderts bildete der Gregorianische Choral den Ausgangspunkt für die Entstehung der Mehrstimmigkeit in der Musik. Dies eröffnete neue kompositorische Möglichkeiten:
- Stimmkreuzungen
- Hauptmelodie (cantus firmus) in der Unterstimme
- Verzierte und melismenreiche Oberstimme
- Schrittweise Hinzufügung weiterer Stimmen
Diese Entwicklungen legten den Grundstein für die komplexe Polyphonie späterer Epochen und beeinflussten maßgeblich die Gregorianischen Gesänge modern.