Bragg-Reflexion und Drehkristallmethode
Die Bragg-Reflexion ist ein zentrales Konzept in der Röntgenspektroskopie und Kristallographie. Sie erklärt, wie Röntgenstrahlen an den atomaren Netzebenen eines Kristalls reflektiert werden und dabei ein charakteristisches Beugungsmuster erzeugen.
Definition: Die Bragg-Reflexion beschreibt die Reflexion von Röntgenstrahlen an den Netzebenen eines Kristalls unter bestimmten Winkeln, die zur konstruktiven Interferenz führen.
Bei der Analyse von Röntgenstrahlung stehen Wissenschaftler vor der Herausforderung, ein Wellenlängengemisch in seine einzelnen Komponenten zu zerlegen. Herkömmliche optische Gitter sind für diese Aufgabe ungeeignet, da die Abstände zwischen den Gitterlinien in der Größenordnung der Röntgenwellenlängen liegen müssten.
Highlight: Die Lösung dieses Problems liegt in der Verwendung von Kristallen, deren atomare Netzebenen als natürliches Reflexionsgitter fungieren.
Die Drehkristallmethode ist eine praktische Anwendung der Bragg-Reflexion:
- Ein Kristall wird langsam gedreht, während er mit einem Röntgenstrahl bestrahlt wird.
- Für jede Wellenlänge gibt es einen spezifischen Glanzwinkel, bei dem konstruktive Interferenz auftritt.
- Ein Detektor wird synchron mit dem Kristall bewegt, um die reflektierten Strahlen zu erfassen.
Vocabulary: Der Glanzwinkel, auch Bragg-Winkel genannt, ist der Winkel, unter dem für eine bestimmte Wellenlänge maximale Reflexion auftritt.
Die mathematische Grundlage dieser Methode ist die Bragg-Gleichung:
Example: nλ = 2d · sin(θ)
Dabei ist:
- n: Beugungsordnung (ganze Zahl)
- λ: Wellenlänge der Röntgenstrahlung
- d: Abstand der Netzebenen im Kristall
- θ: Glanzwinkel (halber Winkel zwischen einfallendem und reflektiertem Strahl)
Diese Formel ermöglicht es, entweder die Wellenlänge der Röntgenstrahlung zu bestimmen, wenn die Kristallstruktur bekannt ist, oder umgekehrt die Kristallstruktur zu analysieren, wenn die Wellenlänge bekannt ist.
Highlight: Bei Berechnungen wird der Winkel θ oft halbiert, wenn vom Winkel des Detektors gesprochen wird, da der Detektor im Verhältnis zum Kristall immer um den doppelten Winkel gedreht werden muss.
Die Bragg-Reflexion und die darauf basierende Drehkristallmethode sind fundamentale Techniken in der modernen Materialwissenschaft und Strukturbiologie. Sie ermöglichen nicht nur die Analyse von Röntgenspektren, sondern auch die Bestimmung komplexer Kristallstrukturen und molekularer Anordnungen.