Werksinn gegen Minderwertigkeitsgefühl und Identität gegen Identitätsdiffusion: Die vierte und fünfte Stufe der psychosozialen Entwicklung
Die vierte Stufe in Eriksons Stufenmodell der psychosozialen Entwicklung beginnt mit dem 6. Lebensjahr und erstreckt sich bis zur Pubertät. In dieser Phase entwickelt das Kind einen ausgeprägten Werksinn. Es hat das Bedürfnis, etwas herzustellen und sinnvolle, nützliche Leistungen zu erbringen. Das Kind möchte von anderen lernen und sucht nach Erfolgen und Anerkennung für seine Taten.
Die Krise in dieser Phase entsteht durch die Spannung zwischen dem Wunsch, Fähigkeiten zu entwickeln und der Gefahr der Überforderung. Eine Idealentwicklung führt zur Steigerung der Fähigkeiten, zu Erfolgen und Anerkennung, was das Selbstwertgefühl stärkt. Eine Fehlentwicklung kann durch mangelnde Förderung oder Überforderung zu Minderwertigkeitsgefühlen, Unsicherheiten und Ängsten führen.
Vocabulary: Werksinn bezeichnet in Eriksons Theorie das Bedürfnis des Kindes, produktiv zu sein und nützliche Dinge zu erschaffen.
Die fünfte Stufe, die Adoleszenz, ist geprägt von der Suche nach Identität. Der Jugendliche versucht herauszufinden, wer er ist und wie er in die Gesellschaft passt. Er hinterfragt seine eigene Person, seine Bezugspersonen, seine Rolle in der Gruppe der Gleichaltrigen, das andere Geschlecht und mögliche Berufswahlen.
Die Krise in dieser Phase wird als Identitätskrise bezeichnet. Der Jugendliche kann seine Rolle im Leben mit der anderer Personen vermischen oder Schwierigkeiten haben, eine eigene Identität zu finden (Identitätsdiffusion).
Definition: Identitätsdiffusion beschreibt nach Erikson einen Zustand, in dem der Jugendliche keine klare Vorstellung von seiner eigenen Identität hat.
Eine Idealentwicklung in dieser Phase führt zu einer toleranten, ausgeglichenen Ich-Identität und einem gesunden Selbstvertrauen. Dies bildet eine solide Grundlage für das Erwachsenwerden. Eine Fehlentwicklung kann zu Unsicherheit bezüglich der eigenen Identität und Rolle in der Gesellschaft führen.
Beispiel: Ein Jugendlicher, der verschiedene Interessen und Fähigkeiten ausprobieren kann und dabei Unterstützung erfährt, entwickelt eher eine stabile Identität als jemand, der in seinen Möglichkeiten stark eingeschränkt ist.
Highlight: Die Entwicklung einer stabilen Identität in der Adoleszenz ist entscheidend für die weitere persönliche und berufliche Entwicklung im Erwachsenenalter.