Kohlbergs Theorie im Überblick
Kohlbergs Stufenmodell basiert auf der Annahme, dass moralisches Urteilen auf kognitiven Strukturen aufbaut – ähnlich wie in Piagets Theorie der kognitiven Entwicklung. Entscheidend ist, dass jede Person alle Stufen der Reihe nach durchläuft, ohne eine zu überspringen.
Die Prekonventionelle Ebene (Stufen 1-2) zeigt uns, wie Kinder zunächst aus Angst vor Strafe handeln und später nach dem Kosten-Nutzen-Prinzip entscheiden. Auf der Konventionellen Ebene (Stufen 3-4) steht erst die gesellschaftliche Akzeptanz im Vordergrund, danach das Handeln nach Recht und Ordnung. Die Postkonventionelle Ebene (Stufen 5-6) stellt die höchste Entwicklungsstufe dar, bei der universelle moralische Prinzipien unabhängig von gesellschaftlichen Meinungen vertreten werden.
Um diese Entwicklung zu fördern, entwickelte Kohlberg das Just-Community-Konzept für Schulen. Dort werden demokratische Werte nicht nur gelehrt, sondern gelebt. Durch Partizipation, Diskurs über moralische Dilemmata und Mitbestimmung in Gemeinschaftsversammlungen wird die moralische Entwicklung aktiv gefördert.
Anwendungsbeispiele für Kohlbergs Stufenmodell findest du überall im Alltag: Wenn du nur nicht bei Rot über die Ampel gehst, um keinen Ärger zu bekommen (Stufe 1), wenn du jemandem hilfst, weil es alle von dir erwarten (Stufe 3), oder wenn du für Menschenrechte eintrittst, selbst wenn deine Freunde das nicht verstehen (Stufe 6).