Polarisation der Aufmerksamkeit nach Montessori
Die Polarisation der Aufmerksamkeit ist ein zentrales Konzept in Maria Montessoris pädagogischem Ansatz. Es beschreibt einen Zustand intensiver Konzentration und Fokussierung, den Kinder erreichen können, wenn sie sich frei mit einer selbstgewählten Tätigkeit beschäftigen.
Definition: Die Polarisation der Aufmerksamkeit bezeichnet einen Zustand tiefer Konzentration, in dem ein Kind vollständig in seine Tätigkeit vertieft ist und sich von der Umgebung nicht ablenken lässt.
Montessori beobachtete, dass Kinder in diesem Zustand eine außergewöhnliche Fähigkeit zur Konzentration und zum Lernen entwickeln. Sie werden ruhiger, intelligenter und mitteilsamer. Das Kind "löst" sich förmlich in seiner Umgebung auf und lässt sich nicht stören, während es zielstrebig seiner Tätigkeit nachgeht.
Um die Polarisation der Aufmerksamkeit zu fördern, empfahl Montessori folgende Maßnahmen:
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Freiheit in der Wahl des Materials: Kinder sollten die Möglichkeit haben, selbst zu entscheiden, womit sie sich beschäftigen möchten. Dies weckt ihr natürliches Interesse und ihre Motivation.
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Gestaltung einer geeigneten Umgebung: Die Lernumgebung sollte sorgfältig vorbereitet sein und Materialien enthalten, die die Konzentration und das selbstständige Lernen fördern.
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Angebot von gestalterischen Aufgaben: Einfache, aber herausfordernde Aktivitäten wie das Stecken von geometrischen Formen durch passende Löcher oder das Umgießen von Wasser zwischen Gefäßen können die Konzentration fördern.
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Einbeziehung praktischer Tätigkeiten: Gärtnerische oder handwerkliche Aufgaben erfordern Konzentration und fördern gleichzeitig praktische Fähigkeiten.
Example: Ein Kind, das konzentriert Wasser von einem Gefäß in ein anderes umgießt, übt nicht nur seine Feinmotorik, sondern erlebt auch die Polarisation der Aufmerksamkeit.
Ein wichtiger Aspekt der Polarisation der Aufmerksamkeit ist die Wiederholung. Kinder neigen dazu, eine Tätigkeit, die sie fesselt, immer wieder zu wiederholen. Dies ist ein natürlicher Lernprozess, der von Erziehern respektiert und gefördert werden sollte.
Highlight: Die wiederholte Ausführung einer Tätigkeit ist ein Zeichen dafür, dass das Kind sich in einem intensiven Lernprozess befindet und sollte nicht unterbrochen werden.
Die Rolle des Erziehers in diesem Prozess ist zurückhaltend. Er sollte die Kinder beobachten, aber nicht unnötig eingreifen. Die Kinder sollen ihre Arbeit eigenständig beginnen und beenden, was ihre Selbstmotivation und ihr Selbstvertrauen stärkt.
Voraussetzungen für die Polarisation der Aufmerksamkeit sind:
- Eine vorbereitete Umgebung, die auf die Bedürfnisse und Interessen der Kinder abgestimmt ist.
- Vertrautes Material, das die Kinder selbst auswählen können.
- Zurückhaltung der Erzieher, um den natürlichen Lernprozess nicht zu stören.
Die Polarisation der Aufmerksamkeit nach Montessori ist ein kraftvolles Werkzeug zur Förderung des selbstständigen Lernens und der Konzentrationsfähigkeit von Kindern. Sie bildet einen Kernaspekt des reformpädagogischen Modells von Maria Montessori und hat bis heute einen bedeutenden Einfluss auf das Bildungssystem weltweit.