Eriksons Stufenmodell der psychosozialen Entwicklung
Das Stufenmodell der psychosozialen Entwicklung nach Erik H. Erikson ist ein grundlegendes Konzept in der Entwicklungspsychologie. Es beschreibt acht aufeinanderfolgende Phasen der menschlichen Entwicklung, die von der Geburt bis zum Tod reichen. Jede Phase ist durch eine spezifische psychosoziale Krise gekennzeichnet, die es zu bewältigen gilt.
Definition: Eine psychosoziale Krise nach Erikson ist eine entwicklungsnotwendige Herausforderung, der jeder Mensch im Laufe seines Lebens begegnet.
Erikson, ein Schüler Sigmund Freuds, erweiterte dessen psychosexuelle Theorie um soziale und kulturelle Aspekte. Er betonte die Bedeutung der Wechselwirkung zwischen Individuum und Umwelt für die Persönlichkeitsentwicklung.
Highlight: Das Modell basiert auf dem epigenetischen Prinzip, welches besagt, dass der Entwicklungsverlauf genetisch vorgegeben ist, aber durch Umwelteinflüsse ausgelöst oder beeinflusst wird.
Die acht Stufen des Modells sind:
- Urvertrauen vs. Urmisstrauen (Säuglingsalter)
- Autonomie vs. Scham und Zweifel (Kleinkindalter)
- Initiative vs. Schuldgefühle (Spielalter)
- Werksinn vs. Minderwertigkeitsgefühl (Schulalter)
- Identität vs. Identitätsdiffusion (Adoleszenz)
- Intimität vs. Isolation (junges Erwachsenenalter)
- Generativität vs. Stagnation (Erwachsenenalter)
- Integrität vs. Verzweiflung (Seniorenalter)
Vocabulary: Epigenetik - Die Lehre von Veränderungen in der Genexpression, die nicht auf Veränderungen der DNA-Sequenz beruhen.
Erikson betont, dass in jeder Phase ein Gleichgewicht zwischen den beiden gegensätzlichen Polen gefunden werden muss. Ein Überwiegen eines Pols kann zu Entwicklungsstörungen führen.
Quote: "Identität ist der Schnittpunkt zwischen dem, was eine Person sein will und dem, das die Welt ihr zu sein gestattet" - E.H. Erikson
Diese Definition von Identität verdeutlicht Eriksons Verständnis der Persönlichkeitsentwicklung als Wechselspiel zwischen individuellen Bestrebungen und gesellschaftlichen Erwartungen.