Formationserziehung und Erziehungsstaat im Nationalsozialismus
Die NS-Erziehung basierte auf dem Konzept der Formationserziehung und dem Ideal des Erziehungsstaates. Ziel war die vollständige Kontrolle und Formung der Jugend im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie.
Die Formationserziehung legitimierte die Lagererziehung und Schulungsarbeit von Organisationen wie SA, SS und Hitlerjugend. Diese wurden als Erziehungsgemeinschaften verstanden, die sowohl der Selbsterziehung als auch der Erziehung anderer dienten. Dadurch sollte eine totale Machtausübung erreicht werden.
Der Erziehungsstaat zielte darauf ab, das gesamte öffentliche Leben nach pädagogischen Gesichtspunkten zu gestalten. Arbeit, Freizeit und Massenkommunikation sollten so organisiert werden, dass sich die Menschen stets "sozialistisch" verhielten. Das Leben in der vermeintlich intakten Volksgemeinschaft sollte selbst erzieherisch wirken.
Highlight: Ein zentrales Ziel war, dass Kinder sich überall ohne Schaden bewegen konnten, da überall die gleichen normativen Erwartungen herrschten.
Im Gegensatz zur Identitätsbildung in demokratischen Gesellschaften, wie sie der Soziologe Lothar Krappmann beschreibt, zielte die NS-Erziehung auf Uniformität statt Individualität ab. Statt eines Gleichgewichts zwischen Rollenübernahme und Rollengestaltung wurde absolute Konformität gefordert.
Definition: Die Totale Erziehung im Nationalsozialismus strebte die vollständige Kontrolle und Formung des Menschen in allen Lebensbereichen an.
Die Grundprinzipien der NS-Pädagogik umfassten:
- Das Rassenprinzip: Basierend auf Sozialdarwinismus und der angeblichen Überlegenheit des deutschen Volkes
- Das Führerprinzip: Absoluter Gehorsam gegenüber dem Führer
- Das Gemeinschaftsprinzip: Unterordnung des Individuums unter die Volksgemeinschaft
- Das Kampfprinzip: Militarisierung und Hierarchisierung der Gesellschaft
Vocabulary: Volksgemeinschaft bezeichnet die rassisch definierte Schicksalsgemeinschaft des deutschen Volkes in der NS-Ideologie.
Baldur von Schirach, Reichsjugendführer der NSDAP, setzte diese Prinzipien in der Hitlerjugend um. Die HJ war streng hierarchisch und undemokratisch aufgebaut, mit dem Ziel der Vorbereitung auf Unterordnung im NS-Staat und den Kriegseinsatz.
Example: In der HJ wurden Jungen von 10-14 Jahren als "Pimpfe" bezeichnet, von 14-18 Jahren gehörten sie zur eigentlichen HJ. Mädchen wurden im Bund Deutscher Mädel (BDM) organisiert.
Die NS-Erziehung stand in fundamentalem Gegensatz zu demokratischen Erziehungsidealen wie Mündigkeit, selbstständigem Denken und reflektiertem Handeln. Stattdessen wurden blinder Gehorsam, körperliche Ertüchtigung und die bedingungslose Hingabe an Führer und Volk gefordert.