Ziel 4: Akzeptanz von Ethnizität; Rücksichtnahme auf die Minoritäten
Das vierte Ziel in Niekes Konzept der interkulturellen Erziehung fokussiert sich auf die Akzeptanz von Ethnizität und die Rücksichtnahme auf Minoritäten. Dieses Ziel ist von zentraler Bedeutung für die Förderung eines inklusiven und respektvollen Umgangs mit kultureller Vielfalt in der Gesellschaft.
Definition: Ethnizität bezieht sich auf das Bewusstsein und die Präsentation der Zugehörigkeit zu einer bestimmten ethnischen Gruppe.
In vielen Gesellschaften überwiegt die Erwartung einer unauffälligen Anpassung ethnischer Minderheiten. Die interkulturelle Pädagogik strebt jedoch danach, die Akzeptanz von Ethnizität zu fördern und die kulturelle Identität von Minderheiten zu respektieren.
Ein wichtiger Aspekt dieses Ziels ist die Notwendigkeit, einen reflektierten Umgang mit dem Fremdheitserlebnis einzuüben. Dies beinhaltet eine Auseinandersetzung mit der als fremd empfundenen Kultur, was oft das eigene Selbstverständnis in Frage stellt. Die Aufklärung zielt darauf ab, den Ethno- oder Soziozentrismus ins Bewusstsein zu heben.
Highlight: Eine achtbare Behandlung der Familiensprache der Schüler ist ein wichtiger Schritt zur Akzeptanz von Ethnizität im Bildungskontext.
Die Lösung liegt nicht darin, Gemeinsamkeiten zu betonen, sondern die Unterschiede im Alltag anzuerkennen und wertschätzend damit umzugehen. Dies ist eine zentrale Aufgabe der interkulturellen Bildung.
Example: In einer Kita könnte ein "Sprachenschatz"-Projekt initiiert werden, bei dem Kinder und Eltern Wörter und Geschichten in ihren Familiensprachen teilen. Dies fördert die Wertschätzung sprachlicher Vielfalt und stärkt das Selbstbewusstsein mehrsprachiger Kinder.
Eine wichtige Aufgabe der Bildung in diesem Kontext ist es, herauszufinden, was eine Kultur in einer gegebenen Zeit ausmacht und welche Aspekte auch für nachfolgende Generationen relevant sind. Dies beinhaltet die Auswahl von Beständen, die gegenwärtig unbedingt wichtig für die zukünftige Existenz sind.
Vocabulary: Minorität - Eine zahlenmäßig unterlegene Gruppe innerhalb einer Gesellschaft, die sich durch bestimmte Merkmale (z.B. ethnische Herkunft, Sprache, Religion) von der Mehrheitsgesellschaft unterscheidet.
Die interkulturelle Pädagogik hat die Aufgabe, diese Selektion von Kulturen, Lebenswelt und Nationalkultur mit Blick auf die Kultur der Minorität vorzunehmen. Dabei geht es nicht um die Tradierung der gesamten Kultur, sondern um die Auswahl sinnvoller und wichtiger Elemente für die Existenz der jetzigen Edukanden als zukünftige Erwachsene.
Durch die Umsetzung dieses Ziels können Bildungseinrichtungen zu Orten werden, an denen kulturelle Vielfalt als Bereicherung erlebt und gelebt wird. Dies trägt dazu bei, interkulturelle Kompetenz bei Kindern zu fördern und sie auf ein Leben in einer zunehmend diversen Gesellschaft vorzubereiten.