Die vier identitätsfördernden Fähigkeiten nach Krappmann
In seiner Theorie des symbolischen Interaktionismus identifiziert Krappmann vier zentrale Fähigkeiten, die für die Entwicklung und Aufrechterhaltung einer gesunden Identität entscheidend sind. Diese Fähigkeiten sind eng miteinander verwoben und beeinflussen sich gegenseitig.
- Rollendistanz
Definition: Rollendistanz ist die Fähigkeit, sich von den eigenen Rollen zu distanzieren und sie kritisch zu betrachten.
Krappmann betont, dass Individuen immer mehrere Rollen innehaben, die mit verschiedenen Erwartungen verknüpft sind. Diese Rollen müssen vom Individuum erkannt werden, um eine reale Selbsteinschätzung vornehmen zu können. Da verschiedene Rollen mit ihren Anforderungen meist nicht gleichzeitig erfüllbar sind, hilft die Rollendistanz den Menschen, verschiedene Rollen unterschiedlich zu gewichten, ohne sie aufgeben zu müssen.
Highlight: Rollendistanz ist sowohl eine Voraussetzung für den Identitätsaufbau als auch ein Zeichen einer bereits entwickelten Ich-Identität.
- Identitätsdarstellung
Die Fähigkeit zur Identitätsdarstellung ist entscheidend für die Aufrechterhaltung und Präsentation der Ich-Identität.
Definition: Identitätsdarstellung ist die Fähigkeit, eigene Bedürfnisse und Interessen auszudrücken, auch wenn das Gegenüber andere Ansprüche oder Bedürfnisse zeigt.
Krappmann betont, dass Identitäten, die nicht sichtbar werden, weder auf andere noch auf das Individuum selbst wirken können. Daher ist die Fähigkeit zur Identitätsdarstellung unerlässlich für eine gesunde Identitätsentwicklung im Sinne des symbolischen Interaktionismus.
Example: Ein Schüler, der in der Lage ist, seine eigenen Interessen und Stärken im Unterricht zu zeigen, auch wenn diese von den Erwartungen des Lehrers abweichen, demonstriert eine gut entwickelte Fähigkeit zur Identitätsdarstellung.
Diese Fähigkeiten bilden zusammen mit Empathie und Ambiguitätstoleranz die Grundlage für erfolgreiches kommunikatives Handeln und eine ausgewogene Identitätsentwicklung nach Krappmanns Theorie des symbolischen Interaktionismus.