Das Milgram-Experiment
Ziel und Aufbau des Experiments
Das Milgram-Experiment wurde in den 1960er Jahren konzipiert, um die Grenzen menschlichen Gehorsams gegenüber Autoritäten zu erforschen. Der Aufbau des Milgram-Experiments war sorgfältig durchdacht:
- Zwei separate Räume einerfu¨rden"Lehrer",deranderefu¨rden"Schu¨ler"
- Drei Rollen: Schüler, Lehrer und Versuchsleiter
- Ein Gerät mit Knöpfen und deutlichen Warnhinweisen zur Verabreichung von Elektroschocks
Der Ablauf des Milgram-Experiments sah folgendermaßen aus:
- Der Lehrer dereigentlicheProband wurde getäuscht und glaubte, an einem Lernexperiment teilzunehmen
- Bei jedem Fehler des Schülers sollte der Lehrer einen stärkeren Elektroschock verabreichen
- Der Schüler einSchauspieler simulierte Schmerzen und Protest
- Der Versuchsleiter verkörperte die Autoritätsperson und drängte den Lehrer zum Weitermachen
Wichtiges Konzept: Der graduelle Anstieg der Anforderungen vonleichtenzustarkenSchocks machte es für die Probanden schwer, eine klare Grenze zu ziehen, an der sie den Gehorsam verweigern sollten.
Varianten und Ergebnisse
Die Ergebnisse des Milgram-Experiments variierten je nach Versuchsbedingungen:
Faktoren für niedrigere Gehorsamkeit:
- Nähere Distanz und Körperkontakt zum "Opfer"
- Anwesenheit weiterer Personen, die den Anweisungen widersprechen
- Zweifelhafte Autorität des Versuchsleiters
- Proband durfte Schockstärke selbst bestimmen
Faktoren für höhere Gehorsamkeit:
- Räumliche Trennung vom "Opfer"
- Nähe zur Autoritätsperson
- Anwesenheit gehorsamer Personen
- Höherer Status der Autoritätsperson
- Übernahme der Verantwortung durch die Autoritätsperson
Schlussfolgerungen der Studie
Die Analyse des Milgram-Experiments führte zu vier zentralen Erkenntnissen:
- Durch die geringe Steigerungsrate der Anforderungen fällt es Menschen schwer, eine klare Grenze zu setzen
- Die Distanz zum Opfer beeinflusst maßgeblich die moralische Hemmschwelle
- Die Verschiebung der Verantwortung auf eine Autoritätsperson erleichtert moralisch bedenkliches Handeln
- Zeitdruck erhöht die Wahrscheinlichkeit für gehorsames Verhalten
Kritische Reflexion: Das Milgram-Experiment zeigt, dass normale Menschen unter bestimmten Bedingungen zu Handlungen fähig sind, die sie moralisch eigentlich ablehnen würden - eine Erkenntnis, die bis heute für das Verständnis von Machtmissbrauch relevant ist.
Ein Film über das Milgram-Experiment "Experimenter"von2015 und zahlreiches Unterrichtsmaterial haben dazu beigetragen, diese wichtige Studie trotz ihrer ethischen Kontroversen im Bildungskontext lebendig zu halten.