Spracherwerbstheorien im Überblick
Der Interaktionismus im Spracherwerb, basierend auf Wygotskys Ideen, betont die Bedeutung der Interaktion zwischen Kindern und Erwachsenen. Erwachsene passen ihr Sprachniveau an das des Kindes an, was zu einer wechselseitigen Kommunikation führt. Diese Theorie unterstreicht die Wichtigkeit des sozialen Umfelds für den Spracherwerb.
Der Nativismus, vertreten durch Chomsky, geht davon aus, dass Sprachkenntnisse von innen kommen. Die Theorie postuliert eine Universalgrammatik und ein angeborenes Sprachorgan, das Syntax erzeugt. Grundlegende Sprachregeln werden als angeboren betrachtet.
Definition: Die Universalgrammatik ist nach Chomsky ein angeborenes System von Sprachprinzipien, das allen menschlichen Sprachen zugrunde liegt.
Der Kognitivismus, basierend auf Piagets Arbeiten und weiterentwickelt von Pinker, verbindet den Spracherwerb eng mit der kognitiven Entwicklung des Kindes. Diese Theorie sieht Spracherwerb als Teil des allgemeinen geistigen Wachstums.
Der Behaviorismus, vertreten durch Skinner, erklärt den Spracherwerb durch Lob und Strafen. Diese Theorie betont die Rolle von Verstärkung und Nachahmung im Lernprozess.
Beispiel: Ein Kind sagt "Ball" und wird dafür gelobt. Dies verstärkt die Verwendung des Wortes in ähnlichen Situationen.
Der epigenetische Ansatz kombiniert genetische Veranlagung mit Umwelteinflüssen. Er geht davon aus, dass das Kind im Laufe der Zeit immer mehr dazulernt, wobei dieser Prozess genetisch vorgegeben und von der Denkfähigkeit abhängig ist.
Highlight: Der epigenetische Ansatz versucht, die Stärken verschiedener Theorien zu vereinen und bietet eine ganzheitliche Sicht auf den Spracherwerb.
Kritik am Nativismus kommt von Trabant und Illinger, die argumentieren, dass Kinder durch das Umweltangebot lernen. Sie hinterfragen, wie das angebliche Sprachorgan funktionieren soll.
Kritik am Behaviorismus betont, dass Kinder noch kein Verständnis von richtig und falsch haben und dass emotionale Bindungen eine wichtige Rolle spielen, die in dieser Theorie vernachlässigt werden.
Vocabulary: Epigenetik bezieht sich auf Veränderungen in der Genaktivität, die nicht auf Veränderungen der DNA-Sequenz beruhen, aber dennoch vererbt werden können.
Abschließend ist zu sagen, dass jede Spracherwerbstheorie ihre Stärken und Schwächen hat. Ein umfassendes Verständnis des Spracherwerbs erfordert wahrscheinlich die Integration verschiedener Ansätze, um der Komplexität dieses Prozesses gerecht zu werden.