Konventionen und Gesellschaftskonflikte in Effi Briest: Duellpraxis und Ehrenkodex
Die Duellpraxis im 19. Jahrhundert folgte strengen, ungeschriebenen Regeln und galt als ehrenhafte Form der Konfliktbewältigung unter Männern. Obwohl seit 1851 gesetzlich verboten, wurde sie gesellschaftlich nicht nur toleriert, sondern erwartet.
Highlight: Das Duell symbolisiert den Triumph gesellschaftlicher Konventionen über menschliche Gefühle und individuelles Glück.
Der Ehrenkodex der Zeit ließ dem Geforderten keine Wahl - eine Ablehnung hätte als Feigheit gegolten. Die Waffen, meist Pistolen, wurden vom Herausforderer gewählt. Interessanterweise endeten viele Duelle nicht tödlich, da die Treffsicherheit der Waffen begrenzt war. Die gesellschaftliche Akzeptanz spiegelte sich auch in der milden Rechtsprechung wider - Duellanten wurden oft begnadigt.
Die Figur des Baron von Instetten verkörpert diesen gesellschaftlichen Mechanismus perfekt: Obwohl er persönlich am Sinn des Duells zweifelt, folgt er dem Ehrenkodex und tötet Crampas, wodurch er nicht nur dessen Leben, sondern auch Effis gesellschaftliche Existenz zerstört.