Das Urteil und die Wende
Am 15. April 1766 wird Jean-Baptiste Grenouille zum Tode verurteilt. Die grausame Strafe sieht vor, dass er lebendig zwölf Schläge mit einer eisernen Stange erhalten soll. Die Bürger von Grasse empfinden den Tag der Hinrichtung als Festtag, und Antoine Richis reserviert sich einen Platz in der ersten Reihe, um den Tod des Mörders seiner Tochter mitzuerleben.
Grenouille, der in seiner Zelle auf die Hinrichtung wartet, scheint sein Schicksal akzeptiert zu haben. Er isst und trinkt kaum noch, verbringt die meiste Zeit schlafend. In Wirklichkeit hat er jedoch sein vollendetes Meisterparfum bei sich - einen Duft, zusammengesetzt aus den Essenzen von 25 jungen Mädchen, mit Laures Duft als Herznote.
Am Tag der Hinrichtung strömen über 10.000 Menschen zum Hinrichtungsplatz. Als Grenouille erscheint, trägt er bereits sein Parfum, und dessen Wirkung ist unmittelbar: Die Menge wird von einer Welle der Liebe und Bewunderung erfasst. Statt ihn zu verurteilen, sehen die Menschen in ihm plötzlich einen Engel, einen unschuldigen, liebenswerten Menschen.
Selbst Antoine Richis, der Vater seines letzten Opfers, ist überwältigt von dem Duft. Er nimmt Grenouille in seine Arme und nennt ihn "mein Sohn". Die geplante Hinrichtung wird abgebrochen, und Grenouille erwacht am nächsten Tag in Laures Bett - völlig begnadigt durch die Macht seines Parfums.
📌 Paradox der Geschichte: Grenouille erreicht durch sein Parfum genau das, wonach er sein Leben lang gesucht hat - bedingungslose Liebe und Anerkennung. Doch genau in diesem Moment erkennt er, dass diese künstlich erzeugte Zuneigung ihn nicht wirklich glücklich macht. Er kann nicht von Menschen erlöst werden, deren Liebe nur auf Täuschung beruht.