John Rawls' Gerechtigkeitstheorie
John Rawls entwickelte eine einflussreiche Gerechtigkeitstheorie, die auf dem Konzept der Verfahrensgerechtigkeit basiert. Er vertritt einen liberalen Egalitarismus, der Gleichheit und Freiheit miteinander verbindet.
Definition: Verfahrensgerechtigkeit bedeutet, dass Prozeduren und Regeln so gewählt werden, dass sie zu einem gerechten Ergebnis führen.
Rawls' Theorie stützt sich auf die Idee eines fiktiven Urzustandes, in dem Menschen Grundsätze für eine gerechte Gesellschaft wählen, ohne ihre eigene Position zu kennen. Dies wird durch den "Schleier des Nichtwissens" erreicht.
Highlight: Der Schleier des Nichtwissens ist ein zentrales Konzept in Rawls' Theorie. Er stellt sicher, dass die Wahl der Gerechtigkeitsprinzipien fair und unparteiisch erfolgt.
Rawls kritisiert die "Lotterie der Natur", die zu ungleichen Startbedingungen führt. Er argumentiert, dass der Staat diese Ungleichheiten ausgleichen muss, um echte Chancengleichheit zu schaffen.
Example: Ein Beispiel für die Lotterie der Natur sind unterschiedliche Begabungen oder soziale Herkunft, die die Chancen eines Menschen beeinflussen.
Basierend auf diesen Überlegungen formuliert Rawls zwei zentrale Gerechtigkeitsprinzipien:
- Das Gleichheitsprinzip: Jeder soll gleiche Grundfreiheiten haben.
- Das Differenzprinzip: Soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten müssen allen zum Vorteil gereichen und mit fairen Chancen verbunden sein.
Vocabulary: Das Differenzprinzip wird auch als Maximin-Prinzip bezeichnet. Es besagt, dass Ungleichheiten nur dann gerecht sind, wenn sie die Situation der am wenigsten Begünstigten verbessern.
Rawls' Theorie führte zu einer Wiederbelebung der Moralphilosophie in den 1970er Jahren und prägt bis heute Debatten über gesellschaftliche Gerechtigkeit.