Erregungsleitung im Nervensystem
Die Erregungsleitung im Nervensystem ist ein komplexer Prozess, der für die Signalübertragung zwischen Nervenzellen verantwortlich ist. Es gibt zwei Hauptformen der Erregungsleitung: die kontinuierliche Erregungsleitung und die saltatorische Erregungsleitung.
Kontinuierliche Erregungsleitung
Bei der kontinuierlichen Erregungsleitung wird die Erregung entlang des gesamten Axons ohne Unterbrechung weitergeleitet. Dieser Prozess beginnt mit einem Aktionspotential am Axonhügel und breitet sich in Richtung der präsynaptischen Endigung aus.
Definition: Die kontinuierliche Erregungsleitung ist ein Mechanismus, bei dem das Aktionspotential sich ununterbrochen entlang der gesamten Länge des Axons ausbreitet.
Der Ablauf der kontinuierlichen Erregungsleitung lässt sich wie folgt beschreiben:
- Das Zellinnere wird kurzzeitig positiv geladen, während die Umgebung negativ geladen bleibt.
- Durch Ladungsunterschiede entstehen lokale Strömchen.
- Diese führen zur Depolarisation der Axonmembran in der Umgebung des Aktionspotentials.
- Erreicht die Depolarisation den Schwellenwert, öffnen sich spannungsgesteuerte Natriumkanäle.
- Ein neues Aktionspotential wird ausgelöst, wodurch sich die Erregung weiter ausbreitet.
Highlight: Die Leitungsgeschwindigkeit bei der kontinuierlichen Erregungsleitung hängt vom Durchmesser des Axons ab. Je dicker das Axon, desto schneller die Leitung.
Saltatorische Erregungsleitung
Die saltatorische Erregungsleitung ist ein effizienterer Mechanismus, der in myelinisierten Nervenfasern vorkommt.
Definition: Die saltatorische Erregungsleitung ist eine Form der Erregungsleitung, bei der das Aktionspotential von einem Ranvier-Schnürring zum nächsten "springt".
Charakteristika der saltatorischen Erregungsleitung:
- Die Myelinscheide wirkt als Isolierung und verstärkt den Stromfluss im Axon.
- Spannungsgesteuerte Natriumkanäle befinden sich nur an den Ranvier-Schnürringen.
- Aktionspotentiale werden nur an den Schnürringen ausgelöst.
- Die Erregung "springt" von einem Schnürring zum nächsten.
Highlight: Die saltatorische Erregungsleitung ist deutlich schneller als die kontinuierliche Erregungsleitung und benötigt weniger Energie.
Multiple Sklerose und Erregungsleitung
Multiple Sklerose (MS) ist eine Autoimmunerkrankung, die die Erregungsleitung im Nervensystem beeinträchtigt.
Definition: Multiple Sklerose ist eine chronische Erkrankung des Zentralnervensystems, bei der das Immunsystem die Myelinscheiden der Nervenfasern angreift.
Auswirkungen von MS auf die Erregungsleitung:
- Abwehrzellen greifen die Myelinscheide an und zerstören Proteine.
- Natriumkanäle bilden sich an ungewöhnlichen Stellen.
- Schnürringe brechen ab, was die Verbindung zwischen Neuronen unterbricht.
- Die Erregungsleitung wird gestört oder vollständig unterbrochen.
Highlight: Die Symptome der Multiple Sklerose können vielfältig sein und hängen davon ab, welche Bereiche des Nervensystems betroffen sind. Typische Beschwerden umfassen Sehstörungen, Taubheitsgefühle und Bewegungseinschränkungen.
Die Erforschung der Erregungsleitung und ihrer Störungen ist entscheidend für das Verständnis und die Behandlung neurologischer Erkrankungen wie Multiple Sklerose. Fortschritte in diesem Bereich könnten zu verbesserten Diagnose- und Therapiemöglichkeiten führen.