DNA-Hybridisierung zur Bestimmung des Verwandtschaftsgrades
Die DNA-Hybridisierung ist eine Methode, um den Verwandtschaftsgrad zwischen verschiedenen Arten zu ermitteln. Sie basiert auf dem Vergleich von DNA-Sequenzen und nutzt die Eigenschaften der DNA-Doppelhelix.
Der Prozess der DNA-Hybridisierung läuft wie folgt ab:
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DNA-Doppelstränge von zwei zu vergleichenden Tieren werden auf etwa 90°C erhitzt. Bei dieser Temperatur, auch Tso genannt, sind 50% der Wasserstoffbrückenbindungen gelöst.
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Die Erhitzung führt zur Trennung der Doppelstränge in Einzelstränge.
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Beim Abkühlen werden die Einzelstränge der beiden Arten gemischt und können sich neu verbinden.
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Es kommt zu einer teilweisen Verbindung zwischen komplementären Basensequenzen, was als Hybridisierung bezeichnet wird.
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Die entstandene Hybrid-DNA wird erneut erhitzt.
Highlight: Je höher die Anzahl komplementärer Basensequenzen, desto stabiler sind die DNA-Doppelstränge und umso hitzeresistenter ist die Hybrid-DNA.
Die Schmelztemperatur der Hybrid-DNA gibt Aufschluss über den Verwandtschaftsgrad:
- Eine hohe Schmelztemperatur deutet auf einen hohen Verwandtschaftsgrad hin.
- Je ähnlicher die DNA-Sequenzen, desto mehr Wasserstoffbrückenbindungen können sich bilden, was zu einer höheren Schmelztemperatur führt.
Example: Bei einem Vergleich zwischen Mensch und Schimpanse schmilzt die Hybrid-DNA bei ca. 86°C. Dies ist etwas früher als bei reiner Menschen-DNA (ca. 88°C), da zwischen den Strängen der Schimpansen- und Menschen-DNA weniger Wasserstoffbrückenbindungen möglich sind.
Vocabulary: DNA-Replikation - Der Prozess, bei dem DNA kopiert wird, ist eng mit der DNA-Hybridisierung verwandt, da beide auf der Komplementarität der Basen beruhen.
Die DNA-Hybridisierung bietet mehrere Vorteile:
- Sie ermöglicht einen direkten Vergleich genetischer Ähnlichkeiten.
- Die Methode ist relativ einfach durchzuführen.
- Sie liefert quantitative Daten über den Verwandtschaftsgrad.
Es gibt jedoch auch Nachteile:
- Die Methode ist nicht so präzise wie moderne DNA-Sequenzierungstechniken.
- Sie kann bei sehr entfernt verwandten Arten weniger aussagekräftig sein.
Definition: DNA-Sequenzierung ist die Bestimmung der genauen Abfolge der Nukleotide in einem DNA-Molekül und bietet eine noch genauere Methode zur Untersuchung evolutionärer Beziehungen.
Serum-Präzipitin-Test zur Bestimmung des Verwandtschaftsgrades
Der Serum-Präzipitin-Test, auch als Präzipitintest bekannt, ist eine weitere Methode zur Bestimmung des Verwandtschaftsgrades zwischen Arten. Diese Methode basiert auf der Antigen-Antikörper-Reaktion und nutzt die Spezifität des Immunsystems.
Der Ablauf des Serum-Präzipitin-Tests ist wie folgt:
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Injektion von menschlichem Blutserum (enthält spezifische Eiweiße des Menschen) in ein Tier, das nicht nah mit dem Menschen verwandt ist, z.B. ein Kaninchen.
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Das Immunsystem des Tieres reagiert auf die fremden Eiweiße (Antigene) und bildet spezifische Antikörper.
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Aus dem Blut des Testtieres werden diese Antikörper entnommen.
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Das gewonnene Antiserum wird mit Blutproben verschiedener Arten in Kontakt gebracht.
Highlight: Je nach Verwandtschaftsgrad der getesteten Art mit dem Menschen kommt es zu einer unterschiedlich starken Verklumpung (Agglutination) der Proteine.
Definition: Agglutination ist der Prozess, bei dem Antigene durch Antikörper gebunden und dadurch unschädlich gemacht werden.
Die Stärke der Agglutination gibt Aufschluss über den Verwandtschaftsgrad:
- Eine starke Verklumpung deutet auf einen hohen Verwandtschaftsgrad hin.
- Je ähnlicher die Proteine, desto stärker die Reaktion.
Example: Bei einem Vergleich zwischen Mensch und Schimpanse würde man eine stärkere Agglutination erwarten als zwischen Mensch und einem weniger nah verwandten Tier wie einer Maus.
Vocabulary: Das Schlüssel-Schloss-Prinzip beschreibt die spezifische Bindung zwischen Antigen und Antikörper, die grundlegend für den Serum-Präzipitin-Test ist.
Der Serum-Präzipitin-Test hat folgende Vorteile:
- Er ermöglicht eine relativ einfache Bestimmung von Verwandtschaftsgraden.
- Die Methode kann auch bei Arten angewendet werden, deren DNA schwer zu extrahieren ist.
Nachteile des Tests sind:
- Er ist weniger präzise als moderne molekularbiologische Methoden.
- Die Ergebnisse können durch Kreuzreaktionen beeinflusst werden.
Definition: Aminosäuresequenzanalyse ist eine modernere Methode zur Untersuchung von Verwandtschaftsbeziehungen, die die genaue Abfolge von Aminosäuren in Proteinen vergleicht.
Beide Methoden, die DNA-Hybridisierung und der Serum-Präzipitin-Test, haben wichtige Beiträge zum Verständnis der Evolution und der Verwandtschaftsbeziehungen zwischen Arten geleistet. Obwohl sie heute weitgehend durch präzisere molekularbiologische Techniken ersetzt wurden, bilden sie die Grundlage für viele moderne Methoden in der Evolutionsbiologie und Systematik.