Der Genbegriff im Wandel
Der Genbegriff hat sich seit seiner ersten Verwendung 1909 durch Wilhelm Johannsen stark weiterentwickelt. Johannsen nutzte den Begriff "Gen" zunächst als eine Art Rechnungseinheit bei statistischen Auswertungen von Züchtungsexperimenten. Er definierte ein Gen als eine Vererbungseinheit.
1941 formulierten George Beadle und Edward Tatum die Ein-Gen-ein-Enzym-Hypothese, die besagt, dass ein Gen ein Enzym codiert. Diese Hypothese wurde 1948 zur Ein-Gen-ein-Protein-Hypothese erweitert, da erkannt wurde, dass einige Gene auch Proteine codieren, die keine Enzyme sind.
1957 verfeinerte Vernon Ingram diese Idee zur Ein-Gen-ein-Polypeptid-Hypothese, da viele Proteine aus mehreren verschiedenen Polypeptidketten aufgebaut sind. Diese Hypothese erklärt, dass jeweils die beiden α- und β-Ketten durch ein eigenes Gen codiert werden.
Definition: Die Ein-Gen-ein-Polypeptid-Hypothese besagt, dass ein Gen für die Produktion einer einzelnen Polypeptidkette verantwortlich ist.
1977 entdeckten Richard Roberts und Phillip Sharp Introns und Exons sowie den Spleißvorgang. Dies führte zu einer weiteren Verfeinerung des Genbegriffs.
Highlight: Die Entdeckung von Introns und Exons revolutionierte unser Verständnis der Genstruktur und -funktion.
Heute wird der Genbegriff als Ein-Gen-ein-Transkriptionsprodukt-Hypothese definiert. Diese besagt, dass ein Gen ein bestimmtes Produkt bei der Transkription codiert, was sowohl die Codierung von Polypeptiden als auch verschiedenen RNA-Typen umfasst.
Vocabulary: Transkription ist der Prozess, bei dem die genetische Information von der DNA in RNA umgeschrieben wird.
Diese Entwicklung des Genbegriffs zeigt, wie wissenschaftliche Erkenntnisse unser Verständnis von Genen und ihrer Funktion kontinuierlich erweitern und verfeinern.