Erweiterung einfacher Verhaltensweisen durch Lerneinflüsse
Prägung ist eine besondere Form des Lernens - sie findet nur während einer kurzen, frühen sensiblen Phase im Leben eines Tieres statt und ist danach nicht mehr umkehrbar. Verschiedene Arten der Objektprägung haben unterschiedliche biologische Bedeutungen.
Bei der Nachfolgeprägung lernen Jungtiere (wie Gänseküken) die Merkmale ihrer Eltern kennen. Konrad Lorenz zeigte, dass Gänseküken auch Menschen als "Eltern" akzeptieren, wenn sie diese in der sensiblen Phase als Erstes sehen. Die sexuelle Prägung ist wichtig für die spätere Partnerwahl, während die Nahrungsprägung und Ortsprägung das Überleben sichern.
Beim Menschen sprechen wir von Eltern-Kind-Bindung statt Prägung. Diese emotionale Beziehung zu einer festen Bezugsperson ist für Säuglinge überlebenswichtig. Fehlt diese Bindung, kann es zu Hospitalismus kommen - körperlichen und psychischen Beeinträchtigungen.
Lernen ist die Fähigkeit, individuelle Verhaltensweisen aufgrund von Erfahrungen anzupassen. Wir unterscheiden zwischen obligatorischem Lernen (überlebensnotwendig) und fakultativem Lernen (erweiternd, aber nicht existenziell). Ein wichtiges Beispiel ist die klassische Konditionierung (bedingter Reflex), bei der ein neutraler Reiz durch Verknüpfung mit einem unbedingten Reiz eine Reaktion auslösen kann.
💡 Wichtig für Klausuren: Die Kontiguität (zeitlicher Zusammenhang) zwischen unbedingtem und neutralem Reiz ist entscheidend für erfolgreiche Konditionierung. Bleibt der unbedingte Reiz wiederholt aus, kommt es zur Extinktion (Auslöschung) des erlernten Verhaltens.