Einführung in Kunstmärchen und Volksmärchen
Diese Seite bietet einen Überblick über die Merkmale von Kunstmärchen und Volksmärchen, wobei der Fokus auf E.T.A. Hoffmanns "Der goldne Topf" als Beispiel für ein Kunstmärchen liegt.
Kunstmärchen zeichnen sich durch folgende Eigenschaften aus:
- Fixierung von Ort und Zeit
- Künstlerische Sprache
- Mehrsträngige und originelle Handlungen
- Charakteristische Schauplätze
- Mehrdimensionale und psychologisch ausgearbeitete Charaktere
- Gemischte Figuren
- Kein eindeutiges Happy-End oder sogar schlechter Ausgang
- Keine festen Formeln
- Komplexes Weltbild
Im Gegensatz dazu stehen die Volksmärchen, wie sie beispielsweise in der Sammlung der Gebrüder Grimm zu finden sind. Diese entstanden im Kontext der französischen Revolution und der napoleonischen Zeit, als viele literarische Werke unterdrückt oder zensiert wurden.
Highlight: Märchen als Gattung sprachen alle Bevölkerungsschichten an und boten eine Flucht aus der Realität in eine schöne, heile Welt, während sie gleichzeitig unpolitisch blieben.
"Der goldne Topf" wird als Kunstmärchen klassifiziert und weist folgende Merkmale auf:
- Untertitel "ein Märchen aus der neuen Zeit", der Tradition und Moderne verknüpft
- Märchenelemente wie wundersame Begebenheiten, der Kampf zwischen Gut und Böse, magische Gegenstände und fantastische Figuren
- Kunst- und anspruchsvolle Erzählung mit teils komplexer Sprache
Definition: Kunstmärchen sind literarische Werke, die bewusst Elemente des Volksmärchens aufgreifen und künstlerisch verarbeiten, dabei aber eine komplexere Struktur und tiefere psychologische Charakterzeichnung aufweisen.
Die Erzählung zeigt auch Gemeinsamkeiten mit Volksmärchen, wie magische Requisiten, sprechende Tiere und die Gegenüberstellung von Magie und Alltag. Zudem weist sie Merkmale der Novelle auf und lässt sich der Epoche der Romantik zuordnen.
Beispiel: Typische romantische Motive in "Der goldne Topf" sind Träume, Sehnsucht, Verwandlungen und die Macht des Unbewussten und Wunderbaren.