Analyse einer Schlüsselszene (S. 60-64)
In dieser wichtigen Passage aus "Der Trafikant" steht Franz mit Otto Trsnjek und anderen Schaulustigen vor der Trafik, auf die jemand mit Tierblut "SCHLEICH DICH, JUDENFREUND" geschmiert hat. Die Szene offenbart die Figurenkonstellation zwischen Franz und seinem Mentor Otto.
Otto zeigt einen rauen Umgangston gegenüber Franz, während dieser "vorsichtig" und "leise" reagiert, was seinen Respekt vor dem älteren Mann verdeutlicht. Otto konfrontiert mutig den Fleischermeister, den er für die Schmiererei verantwortlich macht, und spricht offen seine Meinung gegen die nationalsozialistische Propaganda aus. Er warnt, dass das vergossene Tierblut nur der Anfang sei und betont, dass er weiterhin nach seinem eigenen Willen entscheiden und nicht schweigen werde.
Die Szene wird durch einen auktorialen Erzähler aus Franz' Perspektive geschildert, was subjektive Eindrücke ermöglicht. Die anschauliche, bildhafte Sprache mit vielen Adjektiven – wie die "ekligen", "trockenen" Schmierereien und ihr "ranziger", "süßlicher" Geruch – lässt den Leser die Situation miterleben. Seethaler verwendet Umgangssprache und Metaphern, um die Authentizität der Szene zu verstärken.
Achtung: Die Charakterisierung von Otto Trsnjek als mutiger Widerstandskämpfer ist zentral für die Gesamtanalyse des Romans. Er fungiert für Franz als wichtiges Vorbild und prägt dessen politische und moralische Entwicklung.