Friedrich Dürrenmatts "Der Besuch der alten Dame" ist ein zeitloses Theaterstück über Moral, Gerechtigkeit und die Macht des Geldes.
Die Handlung dreht sich um Claire Zachanassian, die als reichste Frau der Welt in ihre verarmte Heimatstadt Güllen zurückkehrt. Sie macht den Bürgern ein schockierendes Angebot: Eine Milliarde für die Ermordung ihres ehemaligen Geliebten Alfred Ill, der sie in ihrer Jugend schwanger sitzen ließ und ihr Leben zerstörte. Die Szenenanalyse zeigt, wie sich die anfängliche moralische Empörung der Güllener allmählich in eine kollektive Bereitschaft zum Mord wandelt. Besonders deutlich wird dies in den Szenen zwischen Seite 35-40 und 113-118, wo die zunehmende Verschuldung der Bürger und ihr wachsender Luxuskonsum ihre ethischen Grundsätze untergraben.
Was will Dürrenmatt mit dem Besuch der alten Dame sagen? Der Autor kritisiert die Käuflichkeit der Moral in einer materialistischen Gesellschaft. Die Rolle des Lehrers ist dabei besonders interessant, da er als Vertreter der Bildung und humanistischer Werte zunächst gegen das unmoralische Angebot argumentiert, sich aber später auch korrumpieren lässt. Das Stück wird häufig in der Klasse 9 gelesen und eignet sich hervorragend für eine vertiefte Szenenanalyse und Klassenarbeit. Die Moral von der Besuch der alten Dame zeigt, wie wirtschaftliche Not und die Aussicht auf Reichtum Menschen dazu bringen können, ihre moralischen Überzeugungen aufzugeben. Dürrenmatt präsentiert eine düstere Parabel über die menschliche Natur und die Macht der Korruption, die auch heute noch erschreckend aktuell ist.